Drolshagen. Über 4000 Drolshagener waren vom Internet abgeschnitten. Ursache: Erdarbeiten der Deutschen Glasfaser. Die weist die Schuld von sich.

UPDATE: Drolshagen wieder am Netz

Um 13.06 Uhr meldete am Samstag die Deutsche Telekom Vollzug: „Alle beschädigten Glasfaser-Kabel konnten instandgesetzt und wieder in Betrieb genommen werden“ schreibt Yasin Özbek von der Pressestelle der Telekom. Die ganze Nacht hindurch hatten Techniker den Schaden behoben, der nach Tiefbauarbeiten für die Deutsche Glasfaser entstanden war und bei dem ein Hauptkabel der Telekom beschädigt worden war.

Nachdem ein Subunternehmen im Auftrag der Deutschen Glasfaser bei Erdarbeiten Leitungen von Vodafone beschädigt hatte, war es am Mittwoch zum internettechnischen Super-GAU gekommen. Der Breitbandkoordinator der Stadt Drolshagen, Christoph Lütticke, am Freitagmorgen auf Nachfrage unserer Redaktion: „Ich habe mich vor Ort über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Bei Erdarbeiten eines Subunternehmens der Deutschen Glasfaser ist ein Hauptkabel der Deutschen Telekom offenbar derart stark beschädigt worden, dass weite Teile der Stadt von Internet und Telefon völlig abgetrennt sind. Betroffen sind zahlreiche Geschäfte und Discounter, bei denen nicht mehr mit der EC-Karte bezahlt werden kann, beide Banken, Sparkasse und Volksbank, Arztpraxen, Dienstleister und natürlich Privathaushalte. Aber auch größere Unternehmen wie die Heinrich Huhn GmbH und Klemm Bohrtechnik. Bei mir zu Hause sieht die Situation übrigens nicht anders aus. Alles tot.“ Die Zahl der Betroffenen liege vermutlich bei über 4000. Am frühen Nachmittag gab es aus den Dörfern erste Erfolgsmeldungen, das Internet laufe wieder.

Telekom-Fahrzeuge versperren den Weg. Das Kommunikationsunternehmen hat jede Menge Personal geschickt, um den Schaden so rasch wie möglich zu beheben.
Telekom-Fahrzeuge versperren den Weg. Das Kommunikationsunternehmen hat jede Menge Personal geschickt, um den Schaden so rasch wie möglich zu beheben. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Die Deutsche Glasfaser bestätigte am Freitagvormittag auf Anfrage unserer Redaktion die Beschädigung der Telekom-Hauptleitung in Verantwortung ihres Baupartners, der Soli Infratechnik GmbH. Die Ursache für die Kabelbeschädigung liege aber, wie bereits im Falle der Vodafone-Leitung, in den ungenauen Planunterlagen über die vorhandene Leitungs-Infrastruktur, die den Baukolonnen zur Verfügung gestellt worden seien. Dennis Slobodian, Pressesprecher der Deutschen Glasfaser: „Unser Baupartner hatte sich für eine sogenannte Spülbohrung im Bereich des Radweges Eichenermühle entschieden, da der Radweg noch relativ neu ist.“ Gemeint ist eine unterirdische, grabenlose Leitungsverlegung. In der Nähe des Radweges, so Slobodian weiter, befinde sich eine Hochdruck-Erdgasleitung mit besonderen Sicherheitsnormen, an die sich der Baupartner gehalten und Probebohrungen vorgenommen habe. In Sachen Telekom-Leitungen hätten sich die Baukolonnen vor Ort aber auf die schriftlichen Planunterlagen der Telekom verlassen. Slobodian: „Dieses Planungsverzeichnis der Telekom ist einfach zu unpräzise. Die Hauptleitung der Telekom liegt nicht dort, wo sie eingezeichnet ist. Wir müssen uns in solchen Fällen auf diese Pläne verlassen können.“ Nach der Beschädigung sei die Telekom sofort informiert worden und mit Reparaturteams angerückt.

Ein Blick in die Baugrube: Rund 500 einzelne Glasfaser-Äderchen, kaum dicker als ein Haar, müssen nun mühsam von Hand wieder aneinandergefügt werden.
Ein Blick in die Baugrube: Rund 500 einzelne Glasfaser-Äderchen, kaum dicker als ein Haar, müssen nun mühsam von Hand wieder aneinandergefügt werden. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Dazu wurde der Asphalt des Radwegs weiträumig aufgeschnitten, um eine Baugrube auszuheben. Techniker der Telekom waren damit befasst, die Leitung wieder zu flicken. Dazu mussten rund 500 einzelne Glasfaser-Äderchen Stück für Stück per Hand wieder miteinander verbunden werden. Der Vorgang nennt sich „spleißen“. Für die Dauer der Arbeiten ist der Radweg komplett gesperrt.

Wie bereits berichtet, glühte die Facebook-Gruppe „Du bist aus Drolshagen...“ bereits heiß, als es um die Störungen bei Vodafone-Kunden ging. Jetzt kamen noch einmal unzählige Meldungen von Telekom-Nutzern hinzu. Die Frage, wann die Telekom-Techniker, die seit Mittwoch an der Leckage arbeiten, den Schaden behoben haben würden, konnte Christoph Lütticke am Freitagmorgen nicht beantworten: „Die Leute arbeiten dort verständlicherweise mit Hochdruck, einen genauen Zeitpunkt, wann alles wieder läuft, konnten sie mir nicht mitteilen.“ Bestätigt habe die Telekom aber, dass auch Mitbewerber mitbetroffen seien. Der Konzernsprecher von Vodafone Deutschland, Volker Petendorf, gab am Freitag diesbezüglich Entwarnung: Vom neuerlichen Kabelschaden der Telekom sei Vodafone nicht betroffen.

Am frühen Nachmittag mehrten sich in der Drolshagener Facebook-Gruppe aus vereinzelten Dörfern die positiven Meldungen, dass das Internet wieder funktioniere - so aus Germinghausen, Schreibershof, Belmicke, Scheda, Bleche, Wegeringhausen, Herpel und Hützemert.