Olpe/Paderborn. Das Lebenswerk der Olper Ordensgründerin Maria Theresia Bonzel wurde 2013 auf ganz besondere Weise gewürdigt: Sie wurde seliggesprochen.
Zum zehnten Mal jähren sich bald zwei Tage, die wohl niemand, der dabeiwar, je vergessen wird: Am 10. November 2013 wurde die Olper Ordensgründerin Maria Theresia Bonzel im Hohen Dom zu Paderborn seliggesprochen, und einen Tag später wurde der Sarg der Neuseligen von der Grabeskapelle am Mutterhaus der Olper Franziskanerinnen in ihr neues Grab in der Olper St.-Martinus-Kirche umgebettet.
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Für die Olper Franziskanerinnen erfüllte sich im Jahr ihres 150-jährigen Bestehens ein lang ersehnter Wunsch: Das Lebenswerk ihrer Ordensgründerin, Maria Theresia Bonzel, wurde durch die Seligsprechung in einzigartiger Weise gewürdigt. Ordensjubiläum und Seligsprechung waren umfangreich vorbereitet worden: Die Olper Franziskanerinnen aus aller Welt waren ins Mutterhaus nach Olpe gekommen, die philippinischen, brasilianischen, US-amerikanischen und deutschen Schwestern aus Ost und West reisten mit elf Bussen nach Paderborn. Alle Olper Schützenvereine waren mit Fahnenabordnungen im Dom, der damalige Landrat, Frank Beckehoff, der seinerzeitige Olper Bürgermeister, Horst Müller, und auch 60 Mitglieder der aus Olpe stammenden Familie Bonzel. Und auch eine US-amerikanische Familie: der damals 15-jährige Luke Burgie und seine Eltern und Geschwister. Luke war der offizielle Grund dafür, dass eine Seligsprechung überhaupt möglich war, denn die strengen traditionellen Regeln der katholischen Kirche setzen dafür ein Wunder voraus. Und als solches war elf Jahre zuvor die unerklärliche Heilung des damals vier Jahre alten Luke gewertet worden, die eintrat, nachdem Olper Franziskanerinnen der amerikanischen Niederlassung den Jungen und seine Familie in ihr Gebet eingeschlossen hatten.
Vom Papst unterschrieben
Das Pontifikalamt im Hohen Dom leiteten neben Erzbischof Hans-Josef Becker unter anderem Angelo Kardinal Amato, Präfekt der Kongregration für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, der US-amerikanische Bischof Kevin Rhoades, Weihbischof Matthias König, Dominicus Meier und der damalige Pfarrer der Olper Martinus-Pfarrei, Clemens Steiling. Mitglieder des Ordens Der eigentliche Seligsprechungsprozess, dem jahrelange aufwendige Prüfungen in Rom vorausgegangen waren, lief so ab, dass Erzbischof Becker und der Postulator des Seligsprechungsprozesses, der römische Anwalt Dr. Andrea Ambrosi, vor den italienischen Kardinal traten und Becker ihn darum bat, das päpstliche Dekret zu verlesen. Bischof Amato verlas in lateinischer Sprache die prächtig geschmückte Seligsprechungs-Urkunde und das von Papst Franziskus unterzeichnete Schreiben. Generalvikar Alfons Hardt fügte die deutsche Übersetzung an, was von einem lauten „Amen“ von Chor und Gemeinde bekräftigt wurde. Langsam wurde gleichzeitig ein großes Bild von Maria Theresia Bonzel enthüllt, und langer Applaus brandete auf, der den Akt der Seligsprechung beendete.
Sarg auf dem Feuerwehrwagen
Am Folgetag folgte die Umbettung: Gemeinsam hatten Ordensschwestern und Kirchengemeinde den Plan geschmiedet, nach der ersehnten Seligsprechung den einbalsamierten Körper der 1905 verstorbenen Neuseligen mitten in der Stadt zur letzten Ruhe zu betten, nachdem sie zuerst auf dem Olper Friedhof, dann in einer eigenen Grabeskapelle am alten Kloster nahe dem derzeitigen Rathaus und nach dem Umzug des Klosters in einer zweiten Grabeskapelle auf dem Kimicker Berg beerdigt worden war. Die ehemalige Beichtkapelle im Turmfuß der Kirche wurde zur Anbetungskapelle mit dem Grab umgebaut, die sich bis heute starker Nachfrage vieler Menschen erfreut, die die Gelegenheit nutzen, wie es Generaloberin Magdalena Krol ausdrückte, „mit der Ehrwürdigen Mutter an ihrer Seite“ zu beten. Der Sarg wurde auf der offenen Ladefläche eines Gerätewagens der Olper Feuerwehr im feierlichen Zug vom Kloster in die Stadt gebracht, die so voll war wie wohl seit ihrer Einweihung nicht. Hunderte säumten den Weg des Zugs, und vor der Kirche übernahmen im Wechsel Mitarbeiter der ordenseigenen Firma, der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), Lehrer der Olper Franziskusschule und ehemalige Bewohner des Kinderheims der Olper Franziskanerinnen den Sarg und trugen ihn in die Kirche. Im Beisein von Erzbischof Becker und Pfarrer Steiling wurde der Sarg dann in der neuen Anbetungskapelle in die Erde gesenkt. Vorher waren dem Körper der Seligen kleine Knochenteile als Reliquien entnommen worden. Sie befinden sich im Olper Mutterhaus, im Hohen Dom zu Paderborn, den Provinzmutterhäusern in den USA und auf den Philippinen sowie im Altar der Elbener Kirche.
Der erste runde „Geburtstag“ der Seligsprechung wird von Kirche und Orden feierlich begangen: Weihbischof Dr. Dominicus Meier, der aus Grevenbrück stammt und schon der Zeremonie 2013 beiwohnte, wird einen Festgottesdienst am Sonntag, 12. November, zelebrieren, der in der St.-Martinus-Kirche gefeiert wird. Beginn ist um 10 Uhr, das Hochamt wird vom Bläserensemble „Lourdes Brass“ musikalisch umrahmt. Die Fahnenabordnungen von Gruppen und Vereinen sind eingeladen, am Gottesdienst teilzunehmen und ihm einen festlichen Rahmen zu geben. Im Anschluss sind die Teilnehmer zu Feier, Imbiss und Getränken ins Lorenz-Jaeger-Haus geladen. Bereits am Vorabend, dem 11. November, dem Martinstag, der gleichzeitig Patronatsfest von Kirche und Stadt ist, spielt im Anschluss an den traditionellen Martinszug die Musikschule der Stadt ein Konzert in der Pfarrkirche. Daher entfällt die Abendmesse. Stattdessen wird an diesem Tag ab 9 Uhr die Patronatsmesse gefeiert.