Saalhausen. Das WP Mobil parkte diesmal in Saalhausen. Die Parksituation ist nicht das einzige „heiße“ Thema im Kneipp-Kurort.

Keine Frage, die Saalhauser sind stolz auf ihr Dorf und freuen sich über jeden Gast, auch wenn es „immer wieder sonntags“ ziemlich voll wird im TalVital. Fest steht auch, der Kneipp-Kurort hat viel zu bieten für Einheimische und Gäste und das Zufriedenheits-Barometer in der Bürgerschaft steht ziemlich hoch. Aber ein paar Dinge, die die Bürger nerven, kamen beim Besuch das WP-Teams im Kur- und Bürgerhaus dann doch ans Licht.

+++ Fußball: FC Altenhof gegen VSV Wenden am Sonntag im WP-Livestream: Alle Infos +++

Hätte das WP Mobil vor einem halben Jahr in Saalhausen die Handbremse angezogen, dann wären die Kommentare über die derzeitige Verkehrssituation in Lennestadts Tourismus-Ort vielleicht anders ausgefallen als am Donnerstagabend. Aber nun scheinen die Saalhauser ihren Frieden mit Einbahnstraßen und Umwegen wegen des Neubaus der Lennebrücke auf die Jenseite gemacht zu haben. „Ich war sehr skeptisch, ob das funktioniert, aber das hat sich alles super eingespielt. Wollen wir hoffen, dass die Brücke wirklich in einem Jahr fertig ist“, sagt Ulrich Rameil. Einzige Wermutstropfen: Die Anbindung der Umleitung an die Würdinghauser Straße erweist sich als Engpass, wenn dort geparkt wird. Und wegen der Baustelle wird der Kurpark als Fahrradweg missbraucht. Richtig gut finden die Bürger die barrierefreie Ersatzbrücke für Fußgänger, die „total wichtig für unsere Gäste ist“, fügt Petra Zimmermann vom Verkehrs- und Kneippverein hinzu: „Ich habe auch noch keinen gehört, der richtig gemeckert hat. Nur die Anreise ist schon mal etwas schwierig“.

Wohngut-Direktor Jan Bialuschewski (rechts) und Alfons Heimes bei WP Mobil in Saalhausen am 12. Oktober 2023.
Wohngut-Direktor Jan Bialuschewski (rechts) und Alfons Heimes bei WP Mobil in Saalhausen am 12. Oktober 2023. © WP | Verena Hallermann

Genau so einig waren sich die rund 20 Bürgerinnen und Bürger bei der Bewertung der komplett sanierten Fasanenbrücke. Zu steil, zu schmal und deshalb ungeeignet, um den gesamten Verkehr von der B 236 über die Lenne zum Kur- und Bürgerhaus aufzunehmen, wo Sportplatz, Schule, Feuerwehr, Freibad und das Wohngut ansässig sind. Entschärfen ließe sich die Situation mit einer zusätzlichen Brücke für Fußgänger. „Das sollte man in den nächsten Jahren anpacken“, empfiehlt Alfons Heimes, Lennestadts Altbürgermeister.

Immer wieder sonntags

Ein Problem ist die Parksituation im Ort, wenn am Wochenende Tagestouristen das TalVital fluten. Dann gehe es auf den Parkplätzen am Kur- und Bürgerhaus „drunter und drüber“, so Petra Zimmermann. Noch habe der Ort das Limit nicht erreicht. „Die Zahl hat zugenommen, aber es ist noch nicht übertrieben“, so Alfons Heimes. Eine Lösung des Problems wäre eine weitere Parkfläche am Kreisverkehr Richtung Altenhundem oder ein Parkleitsystem. Petra Zimmermann könnte sich auch gut eine Tempo 30-Zone auf der Winterberger Straße (B 236) vorstellen, „das haben wir schon vor Jahren gefordert.“

Aus dem Verkehrs- und Kneippverein kommt auch der Wunsch, den Kurpark mit einer öffentlichen Toilettenanlage auszustatten. Steffie Heimes: „Die steht ganz oben auf unserer Wunschliste.“ Weiterer Wunsch: voll ausgestattete Wohnmobilplätze.

Dass die dörfliche Versorgungsinfrastruktur in Saalhausen intakt ist, macht die Bürger froh und stolz. Lebensmittelgeschäft, Metzgerei, diverse Arztpraxen, Post-Agentur, Schule, Kita, Naturerlebnisbad, Freizeitangebote, eine vielfältige Gastronomie, viele qualifizierte Arbeitsplätze etc., danach würden sich andere Orte ähnlicher Größe die Finger lecken.

Uli Rameil und Christoph Mörchen (rechts) bei WP Mobil in Saalhausen.
Uli Rameil und Christoph Mörchen (rechts) bei WP Mobil in Saalhausen. © WP | Verena Hallermann

Doch auch in Saalhausen ist das Angebot gebröckelt. Vor allem der Rückzug der Banken, zuletzt der Volksbank, stößt den Bürgerinnen und Bürgern auch heute noch sauer auf. Sparkasse und Volksbank betreiben nur noch einen gemeinsamen Geldautomaten. „Es fehlt zum Beispiel eine Klappe für Überweisungen oder Kontoauszüge, so muss man immer nach Altenhundem fahren“, so Alexander Rameil. „Und man kann an dem Automaten kein Geld einzahlen, sondern nur abheben. Letzte Woche hat der Automat fünf Tage nicht funktioniert“, so Carola Schmidt.

Dass man in Saalhausen mit so vielen Einzelhändlern, Gastronomiebetrieben und Veranstaltungen noch nicht mal eine Geldkassette einwerfen kann, versteht niemand. „Warum kann man nicht zumindest einen Tag in der Woche den Schalter für die Rentner öffnen?“, fragt Heinz Olbrich. Zumal die Volksbank als Bauherr des Wohnguts viele Rentner nach Saalhausen „gelockt“ hätten.

+++ Lesen Sie auch: Was war denn das? Rätselhafter Lichtstrahl im Himmel über Lennestadt +++

Apropos Wohngut. Als die ersten Pläne für die Seniorenwohnanlage auf den Tisch kamen, gab es viele Skeptiker. Und heute, zwei Jahre nach der Eröffnung? Sind die Neubürger angekommen, fühlen sie sich als Saalhauser, nehmen sie am Dorfleben teil? Ja, sofern sie noch mobil sind, so die klare Antwort aus der Bürgerschaft. „Ich kenne eine Person, die heißt Margret, die ist 85 Jahre alt und bei jeder Veranstaltung dabei“, weiß Joachim Böddicker, der in der Nachbarschaft des Wohnguts wohnt. „Die Bewohner kommen regelmäßig zu uns in die Tourist-Info, um sich zu informieren, was es Neues gibt und sind die ersten, die Karten für Veranstaltungen kaufen“, sagt Vanessa Rinke von der Tourist-Info.

Wohngut-Direktor Jan Bialuschewski bestätigt dies: „Prinzipiell kann ich sagen, dass die Saalhauser Neubewohner sich hier sehr wohlfühlen. Wegen Saalhausen, weil es ein wunderbarer, liebenswerter Ort ist, in dem das Vereins- und Dorfleben aktiv ist. Sie gehen hier einkaufen und zum Essen, sind im Kurpark unterwegs. Sie kommen zum Schützenfest und Karneval. Das funktioniert gut.“ Alfons Heimes bestätigt das: „Es ist genau so eingetreten, wie wir uns das gewünscht haben.“

Aber auch Saalhausen plagen die üblichen, nicht hausgemachten Probleme wie in anderen Orten. Es fehlt bezahlbarer Wohnraum für Familien, es gibt keine attraktiven Bauplätze mehr, weder für Einfamilien- noch für Mehrfamilienhäuser und die Baulücken im Privatbesitz stehen nicht zum Verkauf. Bestandsimmobilien sind heiß begehrt. Nico Kreft: „Hier ist einer noch nicht unter der Erde, dann ist das Haus schon verkauft.“

Immer enger wird es in Kindergarten und in der Grundschule. Wegen Platzmangels müssen einige Schüler schon nach Altenhundem ausweichen. Ausweichen auf die B 236 müssen die Radfahrer auf dem SauerlandRing zwischen Störmecke und Lenne, weil es hier keinen Radweg gibt. Seit zehn Jahren bekommen die Behörden das Problem nicht in den Griff, für Heinz Olbrich „ein unmöglicher Zustand“.

Kneipp-Kurort

Wer die Nase tiefer in den Ort steckt dem fällt auf, dass Saalhausen mit dem Status „Kneipp-Kurort“ auch nach fast zwei Jahren noch eher defensiv umgeht. Luisa Möser, Lennestadts Tourismuschefin und selbst Saalhauserin, klärt auf: „Es gibt bereits viele Angebote im Kneipp-Bereich, aber wir wollen nicht alles mit Kneipp bewerben, weil viele verbinden mit Kneipp auch altbacken. Uns fehlt noch eine zentrale Einrichtung, eine Art Kneipp-Haus für Indoor-Anwendungen. Daran arbeiten wir. Die Infotafeln im Ort werden bald erneuert, da wird dann auch Kneipp-Kurort statt Luftkurort draufstehen. Aber wir sind uns alle einig, dass wir nicht irgendwann Bad Saalhausen heißen möchten.“

Nächste und letzte Stationen der aktuellen WP-Mobil-Tour sind am Mittwoch 18. Oktober, Biekhofen, am Mittwoch, 25. Oktober, Brachthausen und zum Abschluss am Donnerstag, 26. Oktober, Hützemert.