Wenden/Israel. Das Entsetzen mit Blick auf den Krieg in Israel ist auch in der Region groß. Alon Sander aus Wenden kommt aus Israel und hat Familie vor Ort.
Es sind schreckliche Bilder, die die Welt in Atem hält. Die radikal-islamische Hamas hat Israel überfallen, feuert Raketen ab. Menschen werden getötet, Geiseln werden genommen. Es herrscht Krieg. Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht von einer „mörderischen Terrorattacke aus dem Gazastreifen“, die am Samstagmorgen begonnen hat. Das Entsetzen ist groß. Auch in der Region. Alon Sander ist gebürtiger Israeli. Seit rund 20 Jahren lebt er jetzt in Wenden. Er hat noch Familie in Israel. „Ich habe als erstes direkt nach dem Aufstehen eine Nachricht geschrieben“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Und israelisches Fernsehen angeschaltet, um an Informationen zu kommen.“
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Alon Sander (55) sitzt gerade im Auto, als unsere Zeitung ihn erreicht. Er ist auf dem Weg nach Köln. Dort wurde am Sonntagabend kurzfristig eine Solidaritätsbekundung organisiert. Es ist nicht viel, was er tun kann, erklärt er. Aber es sei zumindest ein Ventil. Ein Ventil, um mit der Wut umzugehen. Mit der Trauer. Mit den ganzen Emotionen, die hochkommen, wenn er die Bilder sieht. Bildes des Hasses, des Terrors. „Man hat so zumindest das Gefühl, man könnte etwas tun“, sagt Alon Sander. „Zumindest mal Position beziehen. Gerade für Menschen, wie mich, die für Frieden, Verständnis und Solidarität kämpfen, sind solche Bilder schlimm. Diese Bilder sind sehr aufwühlend. Das macht einen fertig. Und es ist schlimm, vor Ort nicht helfen zu können.“
Der Mann aus Wenden, der einst wegen eines Studiums in Siegen sein Geburtsland verlassen hat, ist in Israel auch nach seinem Wegzug auf die Straße gegangen, um für die „richtige Lösung“, wie der freie Journalist und Autor sagt, zu kämpfen. Auch hier in der Region ist er aktiv, engagiert sich als jüdischer Vorsitzender für die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V.
Alon Sander fährt allein nach Köln. Aber er wird nicht allein bleiben, das ist sicher. Er rechnet mit zahlreichen Menschen. Mindestens noch ein Siebensitzer aus der Region sei auch auf dem Weg, erzählt er. Dieser Krieg in Israel habe eine Dimension, die es so in dieser Form schon lange nicht mehr gegeben hat, sagt Alon Sander. „Wenn man weiß, was jetzt vor Ort los ist, weiß man auch, dass es diese Art Krieg seit mindestens 30 Jahren nicht mehr in Israel gegeben hat“, führt Alon Sander aus. „Das Ärgerliche ist, dass das alles nur passiert ist, um Frieden zu verhindern.“
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Erinnerung an einen Krieg vor 50 Jahren
Der 55-Jährige muss unweigerlich an den Jom-Kippur-Krieg denken. Das war exakt vor 50 Jahren. Am 6.10.1973 überfielen diverse arabische Armeen Israel. Und obwohl Alon Sander noch sehr jung war, kann er sich heute noch erinnern. Die Angst der Menschen. Das Laufen in die Bunker. Diese völlige Überraschung. „Das ist alles sehr ähnlich“, sagt Alon Sander. „Das sind Erinnerungen, die hochkommen. Auch, wenn es jetzt keine Armee ist, sondern von den Hamas.“
Doch müssen die jüdischen Mitbürger in diesem Land nun Angst haben? Immerhin wird nach Weisung des Innenministeriums bereits der Schutz der jüdischen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen durch die Polizei verstärkt. „Ja, immer“, sagt Alon Sander deutlich. „Das ist so. Diese Menschen sehen in allen Israelis und in allen Juden Feinde. Man stellt allein durch seine Existenz ein Feindbild für andere dar. Da muss man wirklich sehr sehr vorsichtig sein.“
Bis nach Köln sind es noch ein paar Kilometer, die Alon Sander vor sich hat. In Gedanken ist er in Israel. Bei jeden einzelnen Menschen, der jetzt um sein Leben fürchten muss.