Olpe. Dr. Karl-Heinz Ebert ist Leiter der Chirurgie im Olper Krankenhaus. Im Interview blickt er anlässlich seines Ruhestands zurück – und voraus.

Er ist kürzlich 66 Jahre alt geworden und weiß gar nicht, wie oft ihm der passende Songtitel von Udo Jürgens deshalb schon vorgehalten wurde: Dr. Karl-Heinz Ebert, Chefarzt der Chirurgie der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, macht aber nicht den Eindruck, dass mit 66 Jahren das Leben erst anfängt. Der Mediziner ist drahtig und topfit, und doch nutzt er die „Schnapszahl“ beim Lebensalter, um einen neuen Abschnitt zu beginnen: den Ruhestand. „Ich möchte jetzt aufhören“, so die kurze Antwort auf die Frage, warum er in die Rente wechselt. Der scheidende Chefarzt stand uns wenige Tage vor seinem Abschied in den Ruhestand zum Interview zur Verfügung.

Frage: Sie haben genau die Hälfte Ihres Lebens in Olpe verbracht. Wie kam es, dass es Sie als Emsländer ins Sauerland verschlagen hat?

Dr. Ebert: Ich hatte gegen Ende des Studiums meine Frau kennengelernt, die eine Stelle als Realschullehrerin in Werdohl bekommen hatte. Da habe ich mir der Liebe wegen eine Assistenzarztstelle im Sauerland gesucht.

Ihr Vorgänger. Dr. Hans-Joachim Meyer, war auch Ihr erster Chef in Olpe. 1990 sind Sie als Oberarzt auf Dauer hierhergekommen. Erinnern Sie sich an Ihre Bewerbung?

Er hat mich eingestellt, ohne dass wir groß gesprochen haben. Es passte einfach: Ich kam aus dem Emsland, und er hatte vorher lange Zeit in Meppen als Chirurg gearbeitet.

33 Jahre haben Sie jetzt in Olpe gelebt – bleiben Sie dem Sauerland im Ruhestand treu?

In jedem Fall. Wir sind hier heimisch geworden und absolut fest verwurzelt. Wir haben hier unseren Freundeskreis und ich pflege hier mein großes Hobby, meinen Garten.

Heißt der Abschied aus dem Krankenhausalltag auch den Abschied aus der Medizin?

Nein, definitiv nicht. Ich schreibe gerade mehrere Artikel zur digitalen Weiterbildung junger Chirurgen, das will ich unbedingt weitermachen. Auch werde ich sehr wahrscheinlich als Auditor für die Deutsche Krebsgesellschaft durchs Land ziehen.

Digitale Weiterbildung ist ein Teil der Digitalisierung in der Medizin. Was bedeutet das Thema in Ihrem speziellen Fachgebiet?

Das ist fast eine Revolution, was sich da entwickelt. Bei meinem Abschied wird ein Redner vorstellen, was mit dreidimensionaler Bildgebung durch sogenannte Augmented Reality an Operationsmöglichkeiten entsteht. Dem Operateur wird über das echte Bild praktisch aufprojiziert, wo er schneiden muss. Oder Robotertechnik, die unfassbare Präzision beim Operieren möglich macht. Da wird sich in naher Zukunft ganz viel entwickeln.

Sie haben im St.-Martinus-Hospital angefangen, das seinerzeit noch selbstständig war. Sie haben die Gründung der Katholischen Hospitalgesellschaft mit Lennestadt und gerade eben die Eingliederung der Katholischen Hospitalgesellschaft in die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe erlebt. Hat das viel verändert?

In meiner eigentlichen Arbeit nicht. Was viel mehr geworden ist, sind die Kontakte. In der Chefarztrunde ist nun ein viel breiterer Austausch. Ansonsten ist das System nun gut für die Zukunft aufgestellt. Es wurden Ideen entwickelt, die jetzt umgesetzt werden. Ich bin sehr optimistisch, dass die Schritte richtig waren und von Erfolg getragen sind.

Der Ärztemangel ist auch im Kreis Olpe spürbar. Wenn Sie Kontakt zu jungen Berufskollegen haben, was sagen Sie Ihnen über das Arbeiten hier?

Ich sage ihnen, dass es sich definitiv empfehlenswert ist, als Arzt hier zu arbeiten. Hier ist die Welt noch in Ordnung, hier wird sich um den Ärztenachwuchs sehr gekümmert. Wir schulen junge Mediziner mit viel Aufmerksamkeit, weiterhin weise ich auf die ausgezeichneten Freizeitmöglichkeiten der Region hin. Auch wird ihnen bei der Wohnungssuche und dem Kindergartenplatz geholfen. Außerdem sind wir hier wirklich top ausgestattet.

Wollten Sie immer schon Chirurg werden?

Nein, ganz und gar nicht. Mein Ursprungsplan war, Kinderarzt zu werden, ich habe in dieser Fachrichtung auch promoviert. Dass mich die Chirurgie so fasziniert, das kam im Lauf des Praktischen Jahrs heraus: Ich lernte bei einem ganz hervorragenden Operateur, der zudem auch mal in Olpe war, so hatte ich von Olpe auch schon mal gehört. Das mit dem Ursprungsplan hat aber auch Folgen gehabt – inzwischen ist meine Tochter Kinderärztin, und zwar in der Siegener Kinderklinik.

Das Olper Krankenhaus investiert sehr bald viel Geld, um sich am Standort für die Zukunft aufzustellen. Wäre ein Neubau außerhalb nicht einfacher gewesen?

Ich finde es gut, wenn ein Krankenhaus Teil einer Stadt ist. Gesundheit und Krankheit gehören nicht an den Rand gedrängt, beides sollte im Mittelpunkt stehen. In Olpe gehört das Krankenhaus zur Stadt, und das ist ein echter Wert.

Als Chef des Darmzentrums Südwestfalen ist das Thema Darmgesundheit ihr Spezialthema. Manche Nahrungsmittel werden angeboten als besonders förderlich für die Darmgesundheit. Was halten Sie davon?

Gar nichts. Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, wer isst, was die jeweilige Jahreszeit hervorbringt, der braucht keine Nahrungsergänzungsmittel für den Darm.

Dr. Karl Heinz Ebert, 66 Jahre alt, wuchs in Haselünne im Emsland auf. Dort legte er sein Abitur ab, studierte von 1976 bis 1982 Medizin, absolvierte dann als Stabsarzt seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr, kam erstmals 1984 nach Olpe im Zuge der Facharztausbildung, wurde 1990 Oberarzt und 2002 Chefarzt der Allgemein- und Visceralchirurgie am St.-Martinus-Hospital, später parallel auch am St.-Josefs-Hospital Altenhundem. Seit 2007 ist er Leiter des Darmzentrums Südwestfalen. Er ist verheiratet, Vater von drei Kindern und Großvater zweier Enkel.