Wirme. Das kleine Dorf Wirme in der Gemeinde Kirchhundem feiert zwei Tage lang selbstbewusst sein 625-jähriges Bestehen.
Den Ort Wirme in der Gemeinde Kirchhundem mit dem „unbeugsamen, kleinen gallischen Dorf“ zu vergleichen, das sich von niemandem unterkriegen lässt, auch nicht von den übermächtigen Römern, wie es in jedem Asterix-Comic steht, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber immerhin gibt es auffallende Parallelen. Denn auch in Wirme gehört der Wildschweinbraten, hier gegrillt, zur bevorzugten Delikatesse und auch sonst hat die Dorfgemeinschaft in mehr als 600 Jahren ihre Eigenständigkeit immer gewahrt und sich nie von den größeren Nachbarn vereinnahmen lassen. Und das auch ohne Zaubertrank. Deshalb können die 165 Wirmer Bürgerinnen und Bürger an diesem Wochenende selbstbewusst und stolz das 625-jährige Bestehen ihres Ortes feiern.
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1398 wurde der Ort erstmals in einem Einkunftsregister indirekt erwähnt. Dieses Dokument gilt heute als Geburtsurkunde des Ortes an Landesstraße L 728 von Kirchhundem nach Hilchenbach, nur einen Steinwurf entfernt von der bekannten Wallfahrtskirche „Mariä Heimsuchung“ auf dem Kohlhagen. Die Tallage zwischen Kohlhagen auf der einen und der Wegescheide auf der anderen Seite hat dazu geführt, dass der Volksmund, besonders in der älteren Bevölkerung, noch heute oft nicht von „Wirme“, sondern von „in der Wirme“ spricht.
Für einen so kleinen Ort hat „Wirme“ eine ungewöhnlich lange Liste an Alleinstellungsmerkmalen. Das zeugt von einem großen Wirmer Selbstbewusstsein. „Das haben wir auf jeden Fall“, bestätigt Alexander Jaspers, Schriftführer der Dorf AG, der alle Aktivitäten im 45-Häuser-Ort koordiniert und Kinderspielplatz, Bolzplatz und die Dorfgemeinschaftshalle unterhält.
Die Wirmer engagieren sich zwar auch in den Brachthauser Vereinen wie Schützenverein Kohlhagen, Sportverein SV Brachthausen-Wirme oder Feuerwehr-Musikzug. Aber auch Wirme selbst hat auf der Vereinsebene einiges zu bieten. Darunter eine eigene Freiwillige Feuerwehr mit 30 Aktiven und seit letztem Jahr auch eine Kinderfeuerwehr mit 14 Aktiven. Bei so vielen Brandschützern muss der Ort einen verheerenden Brand wie 1904, als fünf Wohnhäuser, die Mühle und zwei Nebengebäude Raub der Flammen wurden, wohl nicht mehr fürchten. Mehr noch: Der Wasserbeschaffungsverband sorgt seit Jahrzehnten für die autarke Versorgung der Einwohner mit frischem Trinkwasser und die Unterhaltung des Wasserleitungsnetzes.
Wohl einmalig und weit über die Grenzen des Ortes bekannt ist das „Wirmer Wildschweingrillen“, das jedes Jahr am Vatertag (Christi Himmelfahrt) mehrere hundert Gäste anzieht. Auch der Böllerclub des Ortes sei „sehr aktiv“, so Alexander Jaspers. Zu besonderen Anlässen wie Geburten im Ort, Veranstaltungen oder auch zu Ü-80-Geburtstagen lässt der Club es mächtig krachen. „Bei uns leben, feiern und arbeiten noch alle Generationen zusammen“, gibt Jaspers einen Einblick in die Dorfgemeinschaft. 2021 gewann die Dorfgemeinschaft mit einem Generationen übergreifenden Projekt den zweiten Heimatpreis der Gemeinde.
Generationen halten zusammen
Nach einer Idee von Martin Vormberg stellte die Dorf AG ihren Heimatort mit dem Volkslied „Wenn wir gehen, dann gehen wir alle … in das Hühnerloch hinein“ vor. In dem Lied, das mit einem Video auf der Plattform YouTube im Internet veröffentlicht wurde, werden die historischen Häuser des Ortes mit heutigen und früheren Ansichten und ihre Bewohner und Dorforiginale auf charmante Art vorgestellt. Mehr als ein Viertel der Dorfbewohner im Alter von 2 bis 80 Jahren sangen im „Wirmer Hühnerloch-Chor“ mit.
Aber nicht nur sozial ist der 625 Jahre alte Ort gut aufgestellt, er kann sich auch optisch sehen lassen. Die vielen Urkunden an den Wänden der kleinen Dorfgemeinschaftshalle zeugen noch heute von den vielen Erfolgen im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“, bzw. „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Gemeinde-, Kreis- und sogar Landesebene. „Dieses Jahr sind wir wegen der Vorbereitungen für das Dorfjubiläum nicht dabei“, erklärt Alexander Jaspers.
Nun hofft die Dorfgemeinschaft, dass am Wochenende möglichst viele Freunde, Besucher und Gäste „in die Wirme“ kommen, um dem Ort zum großen Geburtstag zu gratulieren.
Das Programm des Festwochenendes:
Samstag, 16. September:
10.30 Uhr: Start Wanderungen (3 oder 5 Kilometer) rund um den Ort (Anmeldung nicht nötig)
13 Uhr: Erbsensuppenessen und Leckeres vom Grill an der Dorfhalle
14 Uhr Begrüßung durch die Dorf-AG
15 Uhr: Historischer Vortrag durch Martin Vormberg (früherer Archivar Gemeinde Kirchhundem), Kaffee und Kuchen
ab 17 Uhr: Dorfabend, Unterhaltung und Tanz mit Alleinunterhalter „Magic Maschke“
Sonntag, 17. September:
11 Uhr: Hochamt in der Matthias-Kapelle mit dem aus Wirme stammenden Pastor Heinz-Dieter Steilmann
ab 12.30 Uhr: Frühschoppen mit dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Brachthausen, Ende offen