Attendorn. Attendorns Waldenburger Bucht ist ein beliebtes Ausflugsziel. Sollte der Verkehr Überhand nehmen, könnte hier eine zweite Straße gebaut werden.
Die Waldenburger Bucht als kleines Naherholungsgebiet direkt am Biggesee ist bei ihren Attendorner Bürgern genauso wie bei auswärtigen Gästen ein beliebtes Ausflugsziel. Wer eine kleine Runde nach dem stressigen Arbeitstag spazieren gehen will, kommt an der Bucht genauso auf seine Kosten wie derjenige, der das Strandbad oder die Aussichtsplattform Biggeblick besucht.
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Fakt ist: In Zukunft wird sich die Zahl der Touristen dadurch erhöhen, dass direkt an der Oase Waldenburg ein neuer Ferienpark gebaut wird. Dieses Urlaubsziel erreichen die Gäste mit dem Auto über den bestehenden Waldenburger Weg. Dass die einzige Zufahrtsstraße von der Stadt aus den An- und Abreiseverkehr zum neuen Euro-Parcs-Ferienpark abfedern kann, belegt ein Verkehrsgutachten, das jedoch bei betroffenen Anwohnern umstritten ist. Sie haben vom Verkehr vor ihrer Straße schon heute genug.
Doch was geschieht mit der Straße, wenn sich die Waldenburger Bucht über den Ferienpark hinaus weiterentwickelt und neue touristische Attraktionen hinzukommen? Reicht dann diese eine Zufahrt (lässt man die Zuwegung durchs Repetal und über Bremge/Bürberg mal außen vor) noch aus oder droht dem Waldenburger Weg der Kollaps? Sollte dieses Szenario tatsächlich eintreffen, will die Stadt gewappnet sein. Sie hat daher das Ingenieurbüro Schmidt aus Lennestadt technisch überprüfen lassen, ob eine zweite Zufahrtsstraße realisierbar ist. Das Ergebnis: Ja, aber verbunden mit massiven Einschnitten in das Gelände. Denn eine zweite Zuwegung mache laut der Ingenieure nur durch den kahlen Wald oberhalb der Landstraße 539 Sinn.
Bis zu 30 Höhenmeter
Autofahrer würden aus Richtung Olpe kommend auf der Südumgehung kurz vor dem Betriebsgelände von Mubea rechts auf die neue Straße abbiegen, sie würden über eine Brücke die Bigge queren und durch den kahlen Wald bergauf in Richtung Dünneckenberg weiterfahren. Schließlich würden sie oberhalb der Gaststätte Rinscheid auf den Waldenburger Weg gelangen. Aufgrund der steilen Topographie müssten die Autofahrer auf der neuen Straße, die mehr als 600 Meter lang wäre, bis zu 30 Höhenmeter stemmen – und das bei Steigungen von 8 bis 10 Prozent. Die neue Straße müsste zudem an der bestehenden Stromtrasse vorbeigeführt werden und der bestehende Radweg, der sich hier serpentinenmäßig den Weg durch den Wald bahnt, müsste in die Planungen einbezogen werden.
Weil es bei der Überprüfung nur um die technische Machbarkeit geht, sind andere Faktoren wie der Umwelt- und Lärmschutz, Flächenverfügbarkeiten oder Genehmigungen weiterer Straßenbaulastträger (in dem Fall von Straßen NRW) nicht berücksichtigt. Lediglich eine grobe Kostenschätzung in Höhe von mindestens sechs Millionen Euro legte das Ingenieurbüro im zuständigen Ausschuss vor. Für Grünen-Chef Matthias Pröll schon ausreichend, um sich gedanklich von dieser Zufahrtsstraße zu verabschieden: „Wir sollten diesem Thema keinen Cent mehr hinterherwerfen. Der Eingriff in die Natur und die Kosten sind völlig unverhältnismäßig.“ Und SPD-Ratsvertreter Bernd Strotkemper fehlt laut eigener Aussage schon die Fantasie dafür, was an der „engen und schmalen Bucht“ touristisch noch passieren kann, dass eine zweite Zufahrtsstraße notwendig wird. Deswegen wird die Machbarkeitsstudie vorerst in der Schublade landen.