Olpe. Weil das Bauamt sich bei den Kosten für ein Spezialpflaster verschätzt hat, stand die Sanierung der Olper Felmicke erneut auf der Tagesordnung.
Heftig war in der Februar-Sitzung des Bauausschusses um die Entscheidung gerungen worden, wie die marode Felmicke in Olpe erneuert werden soll. Die Verwaltung, namentlich Technische Beigeordnete Judith Feldner, hatte energisch dafür geworben, die Straße wieder zu pflastern. Allerdings sollte eine neuartige Technik Anwendung finden: ein Pflaster, bei dem die Betonsteine nicht mit einer Splittfuge aneinandergefügt werden, sondern von vornherein in ein Bett aus Kunststoffgranulat gelegt sind. Grüne und UCW hatten sich für eine Asphaltierung ausgesprochen, weil diese kostengünstiger und haltbarer sei. Die Grünen hatten zudem moniert, dass das künstliche Gummi im Lauf der Jahre verschleiße und als Mikroplastik in die Umwelt gelange. Am Ende hatte die CDU-Mehrheit durchgesetzt, dieses neue System dennoch anzuwenden. Nun stand das Thema erneut auf der Tagesordnung des Bauausschusses. Der Grund: immense Mehrkosten. In den Haushalt eingestellt worden waren 115.000 Euro – nun sollte durch einen Projektbeschluss weitere 121.000 Euro draufgepackt werden. Die Verwaltung schlug dem Ausschuss vor, das neue System trotz der mehr als verdoppelten Kosten anzuwenden.
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Judith Feldner erläuterte dem Ausschuss, sie sei weiterhin für die Pflasterung, weil „es mir in der Seele weh täte, die Felmicke zu asphaltieren. Ich weiß aber, dass wir Ihnen eine schwere Entscheidung abverlangen“. Tiefbauamtsleiter Thomas Stupperich ergänzte, die „horrenden Mehrkosten“ seien das Ergebnis einer Ausschreibung. Dies sei nicht nur dem schon an sich teuren Pflaster, sondern auch der Marktlage geschuldet. Hinzu komme: „Die Idee an sich ist technisch gut, aber leider nur von einem Hersteller angeboten. Wir haben versucht, abzuschätzen und sind dabei gescheitert.“
30 Jahre standgehalten
Das rief Kritik aus dem Ausschuss hervor. Uwe Schmidt (UCW) fand, das sei vorhersehbar gewesen: „Die erforderliche Sorgfalt vermisse ich. Das war alles aus der Hüfte geschossen.“ Dass der Hersteller auch nur eine Gewährleistung von fünf Jahren gewähre, „sollte uns zurückrudern lassen und asphaltieren. Sonst fangen wir in fünf Jahren wieder neu an.“ Er beantragte konkret, die Felmicke in Asphaltbauweise zu erneuern. Stupperich räumte ein: „Wir hätten das besser schätzen müssen.“ Er betonte, auch das vorhandene Pflaster sei ja nicht ungeeignet und habe immerhin 30 Jahre standgehalten. „Was wir unterschätzt haben, war dieser horrende Preis. Man hatte uns anderes signalisiert.“
Martin Moseler von der FDP fragte, ob das nicht eine dritte Alternative neben Asphalt und teurem Pflaster sei, die Verwendung von konventionellem Betonsteinpflaster mit geringen Mehrkosten zu Asphalt. Markus Arens gab bekannt, es habe in der CDU eine ausgiebige Diskussion ohne Mehrheit für eine der Lösungen gegeben. „Die Tendenz, die Felmicke in Pflaster zu sehen, ist da, aber nicht zu jedem Preis.“ Er griff Moselers Frage auf und „hätte gern die Einschätzung vom Fachmann, ob Sie das empfehlen“. Stupperich erklärte, Pflaster sei in der Felmicke schon die richtige Wahl, weil dort Versorgungsleitungen kreuz und quer verlegt seien, die Fahrbahn daher in Zukunft wohl immer wieder einmal geöffnet werden müsse, was bei Pflaster eben spurlos möglich sei, anders bei Asphalt. Daraufhin stellte Volker Reichel (SPD) den Antrag, die Straße wie bisher in Betonpflaster neu zu setzen.
Historisch oder nicht?
Ausschussvorsitzender Rüdiger Schnüttgen (CDU) holte weit aus zu einem General-Plädoyer für Pflaster in dieser „prämierten Umgebung und dem Wenigen, was wir im Altstadtbereich noch haben“. Pflaster sei hier „historisch“. Dem widersprach Uwe Schmidt: „Das ist nicht historisch, es geht um die optische Wirkung. Wir bauen hier eine Straße mit Betonsteinen von 2023.“ Andrea Arens, sachkundige Bürgerin für den Heimatverein, erklärte, für sie sei hier die Hauptfrage, was länger halte – „die Westfälische Straße ist auch nicht gepflastert“. Ihr Ehemann Markus Arens (CDU) stimmte zu: „Beide Arten Betonpflaster machen aus der Felmicke keine historische Straße.“ Doch Judith Feldner führte aus: „Für mich persönlich ist es ein Teil der Innenstadt.“ Katrin Schröder von den Grünen gab zu bedenken: „Was das historische Aussehen angeht, da haben die Neubauten schon viele Punkte abgezogen.“ Aber auch die Grünen könnten sich mit der Lösung einer herkömmlichen Pflasterung anfreunden. Bei der Abstimmung sprachen sich die beiden UCW-Vertreter und Holger Thamm von den Grünen für die Asphaltierung aus, womit der Antrag abgelehnt war. Der SPD-Antrag für das herkömmliche Pflaster stieß auf elf Ja-Stimmen aus allen Fraktionen bei vier Enthaltungen und der Nein-Stimme des Ausschussvorsitzenden. Die Mehrkosten für das herkömmliche Pflaster gegenüber einer Asphaltierung liegen laut Thomas Stupperich bei rund 10.000 Euro.