Wenden. Drei Tage wird beim größten Volksfest Südwestfalens ausgelassen gefeiert. Ein Paar ist sogar aus Florida angereist.
Mit Pauken und Trompeten wurde am Samstag um 15 Uhr die Wendener Kirmes eröffnet. Der Musikverein Hünsborn spielte, Bürgermeister Bernd Clemens schlug den Zapfhahn ins Fass und mehrere Böllerschüsse fielen. Der Vorhang zur 270. Auflage des größten Volksfestes in Südwestfalen hatte sich gehoben. Es war der Beginn von drei Tagen Ausnahmezustand in Wenden. Der ganze Ort ist derzeit ein Rummelplatz.
„Endlich ist es wieder so weit. Es ist wieder Kirmes. Freuen Sie sich auch so auf die drei tollen Kirmestage?“, fragte Bürgermeister Bernd Clemens nach der Eröffnung vor dem Riesenrad. Die Antwort der geladenen Gäste und der Kirmes-Besucher war eindeutig: Applaus! Von den Fahrgeschäften sei für jeden etwas dabei, so Clemens: rasant im Robotix oder ruhiger im Riesenrad. Auf dem Krammarkt könne man flanieren und shoppen. „Es gibt wieder ein buntes und abwechslungsreiches Programm für Jung und Alt“, sagte der Bürgermeister.
300.000 Besucher würden sich an den drei Tagen wieder in Wenden vergnügen: „Die Schausteller und Beschicker müssen hart arbeiten. Das ist Knochenarbeit, aber auch Präzision ist gefragt.“ Auch ohne das Engagement der Vereine sei die Kirmes nicht denkbar. Die Kirmes sei wieder mit viel Elan und Kreativität vorbereitet worden, so Clemens weiter: „Jetzt können wir ausgelassen feiern. Genießen Sie die Kirmes in vollen Zügen.“
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„Es ist gut wieder hier zu sein“, zitierte Patrick Arens, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Schausteller und Marktkaufleute (BSM), den Barden Hannes Wader. Es gebe jetzt drei Tage Gemeinschaft in Wenden: „Wir wollen feiern, aber auch die mitnehmen, denen es nicht so gut geht. Wir als Schausteller haben wieder alles gegeben und tolle Fahrgeschäfte mitgebracht.“
Anreise aus Florida
Auch ein kleines Jubiläum können die Wendener feiern. Vor exakt 30 Jahren wurde der Samstag als dritter Kirmestag eingeführt. Und dann bat Bürgermeister Bernd Clemens bei der Kirmes-Eröffnung ein Paar nach vorn, das extra aus Florida zur Wendschen Kärmetze angereist war. Unsere Zeitung hatte bereits in der Ausgabe am vergangenen Donnerstag die rührende Geschichte veröffentlicht.
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Der Wendener Christoph Warnke lernte vor 50 Jahren am Kirmes-Sonntag am Bierstand des Weißen Rössl seine spätere Frau Marion kennen und lieben. Vor 25 Jahren wanderte das Paar aus in die USA. „Ich freue mich sehr, dass ihr den weiten Weg zurückgelegt habt“, sagte Bürgermeister Clemens und stieß mit einem Gläschen Sekt mit dem Paar aufs Kennenlern-Jubiläum an.
„Wir sind seit Mittwoch in Deutschland. Gestern sind wir hier ein bisschen rumgegangen und haben geguckt“, erzählte Christoph Warnke im Gespräch mit dieser Redaktion. Das sympathische Paar, das die Kirmes an allen Tagen in vollen Zügen genießen will, hat sich für vier Wochen in einem Appartement in Olpe einquartiert. „Bei den Amis gibt es nur zwei Wochen Urlaub. Da ist es gut, dass wir beide jetzt pensioniert sind“, berichtete der 69-Jährige.
In den vier Wochen wollen die Warnkes Freunde besuchen sowie nach Hamburg und Berlin fahren. „Am 3. September unternehmen wir eine Biggesee-Schifffahrt mit Freunden“, sagt Christoph Warnke. Nach dem Kennenlernen bei der Kärmetze vor einem halben Jahrhundert heiratete das Paar auf der Dörnschlade. Ob sie denn auch die Goldene Hochzeit am 17. Januar 2025 in Wenden feiern? Christoph Warnke schwankt noch: „Dann ist ja hier die kalte Winterzeit.“ Das ist nachvollziehbar, wenn man als Alternative Florida hat.
Großer Zusammenhalt
Groß geworden mit der Kirmes ist Dietmar Häner, der Ortsvorsteher von Wenden. „Das ganze Flair hier ist toll. Hier trifft man Leute, die man jahrelang nicht gesehen hat“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Über Jahrzehnte habe sich ein enges Verhältnis zu den Schaustellern entwickelt. Mit Heinz-Dieter Mennecke, dem Mann vom Autoscooter, hat der Wendener Ortsvorsteher früher Verstecken gespielt. „Der Zusammenhalt ist groß. Die Schausteller gehen bei uns ein und aus, wenn sie Wasser oder einen Kaffee brauchen“, berichtet Dietmar Häner.
Beim Kinderfahrgeschäft „Crazy Clown“ ist am Samstag Petra Sondermann, die ihren kleinen Sohn Fritz auf dem Arm hat. „Wir kommen aus Wenden, da muss man einfach zur Kirmes. Die Kinder wollen auch unbedingt hier hin und Karussell fahren. Am Dienstag kommen wir auch zur Tierschau“, sagt die Gerlingerin.