Attendorn. Ein Neubau würde 20 Millionen Euro kosten, ein Teilstandort immer noch 10 Millionen Euro. Der Kreis plant nun eine preiswertere Alternative.

Nachdem noch vor wenigen Jahren die Zukunft der Förderschulen auch im Kreis Olpe in Frage stand, weil im Zuge der Inklusion immer mehr Kinder mit Förderbedarf an Regelschulen angemeldet wurden, hat sich dieser Trend gedreht. Nachdem bereits das LWL-Förderschulzentrum in Olpe einen Containerbau auf seinem Parkplatz als mittelfristige Lösung errichtet hat, um mehr Platz zu schaffen, muss sich nun auch der Kreis Olpe als Träger der St.-Laurentius-Schule in Attendorn mit der gleichen Frage befassen.

Die Laurentiusschule ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Sie teilt sich in Attendorn das Gebäude mit der Martinusschule, einer ebenfalls in Trägerschaft des Kreises befindlichen Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sprache. Seit 1999 fungiert der Kreis Olpe mit der Laurentiusschule durch eine entsprechende öffentlich-rechtliche Vereinbarung faktisch auch als Schulträger für den Bereich der Städte Meinerzhagen und Plettenberg sowie den Ortsteil Affeln aus der Stadt Neuenrade im Märkischen Kreis. „Einem landesweiten Trend folgend, steigen die Zahlen der Schülerinnen und Schüler in den Förderschulen des Kreises Olpe seit ein paar Jahren signifikant“, informiert der Kreis in einer Beschlussvorlage zur nächsten Sitzung des Ausschusses Schule und Weiterbildung. Neben dem weiter erwarteten Anstieg der Schülerzahlen entsteht zusätzlicher Raumbedarf durch die Notwendigkeit, Platz für die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Ganztagsangebote zu schaffen.

Für die Laurentiusschule wurde alternativ untersucht, ob eine Ausgliederung der Berufspraxisstufe, die Ausgliederung der Martinusschule an einen anderen Standort oder der Anbau weiterer Räume am vorhandenen Standort die beste Lösung wäre. Alternativ wurde auch die Neuverhandlung bzw. Beendigung der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung mit dem Märkischen Kreis in die Überlegungen einbezogen.

Kündigung wäre keine Lösung

Genaue Untersuchungen haben ergeben, dass eine bauliche Erweiterung der Räume am derzeitigen Standort aus technischen Gründen ausscheidet. Eine vorzeitige Kündigung der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung mit dem Märkischen Kreis sei rechtlich nicht möglich „und ebenso wie eine einvernehmliche Aufhebung kurz- und mittelfristig ohne nennenswerten Effekt“: Die bereits aufgenommenen Schülerinnen und Schüler würden bis zum Ende der Schulzeit in Attendorn verbleiben; lediglich Neuaufnahmen aus dem Märkischen Kreis würden nicht mehr erfolgen. Somit bliebe nur der Umzug eines Teilbereichs der Laurentiusschule oder die Verlagerung der kompletten Martinusschule, damit diese ihre Räumlichkeiten der Laurentiusschule zur Verfügung stellen könnte. Doch will der Kreis diesen Weg nicht gehen, denn so viel Platz, wie derzeit von der Martinusschule genutzt wird, wird von der Laurentiusschule nicht benötigt. Auch schrecken den Kreis erwartete Investitionskosten in Höhe von 20 Millionen Euro von diesem Schritt ab.

Suche bisher erfolglos

Daher will der Kreis nun den Weg in die Richtung einschlagen, einen in der Nähe der Doppelschule gelegenen Teilstandort für die Laurentiusschule zu schaffen. Die Suche nach einem geeigneten Mietobjekt sei allerdings bisher erfolglos, teilt der Kreis dem Ausschuss mit. Den Neubau eines Teilstandorts für rund 10 Millionen Euro sei angesichts der unklaren Planungslage und der schwierigen Schülerzahlprognosen aber auch nicht zu rechtfertigen. Auch stünde selbst bei sofortiger Beschlussfassung der neue Standort frühestens zum Schuljahr 2029/2030 bereit. Daher soll zeitnah eine Übergangslösung geschaffen werden. Der genaue Raumbedarf soll final mit der Schulleitung abgestimmt werden. „Nach grober Schätzung belaufen sich die Kosten für den vorübergehenden Teilstandort auf bis zu 500.000 Euro/Jahr“, so die Kreisverwaltung. Hinzu kommen Kosten für die Ausstattung sowie weiteren Schülertransport, etwa für die Mitnutzung der am bestehenden Standort vorhandenen Therapie- und Sporteinrichtungen oder die Herstellung oder den Transport des Mittagessens.

Der Fachausschuss soll daher für den Kreistag einen Beschlussvorschlag vorbereiten, mit dem der Landrat beauftragt wird, die notwendigen schulaufsichtlichen Genehmigungen einzuholen. Die Kreiswerke sollen dann beauftragt werde, in „zumutbarer Entfernung“ in Attendorn ein Gebäude in Modulbauweise zu erstellen und dem Kreis vermieten.