Lennestadt/Kreis Olpe. Belegärzte am St. Josefs-Hospital in Lennestadt befürchten Kahlschlag. Tausende Patienten wären von Schließung der Urologie-Abteilung betroffen.
Nach dem Krankenhausplan NRW sollen kleine Hospitäler nur noch für die Grund- und Regelversorgung zuständig sein, alles andere übernehmen große bzw. Spezialkliniken. Wie „schmerzlich“ dies für die Patienten im Kreis Olpe werden könnte, wird am Beispiel der „Urologie“ im St. Josefs-Hospital in Lennestadt deutlich. Über den Fortbestand der Belegabteilung liegen Krankenhausträger GFO und die Krankenkassen als Kostenträger im Dissens. Noch ist über die Zukunft nicht final entschieden, aber fest steht: Eine Schließung würde tausende Patienten betreffen.
In der Öffentlichkeit nimmt der Fachbereich Urologie neben den großen Volkskrankheiten scheinbar eine Nebenrolle ein. „Es ist ein relativ kleines Gebiet, wird aber unterschätzt“, klärt Dr. Christian Büscher auf, der seit knapp 30 Jahren zusammen mit Dr. Joachim Roloff eine urologische Praxis in Altenhundem betreibt. „50 Prozent aller Männer bekommen im Laufe ihres Lebens eine Prostata-Vergrößerung, jeder siebte erkrankt an Prostatakrebs. Von den zehn häufigsten Krebserkrankungen des Mannes fallen vier in das Fachgebiet Urologie: Prostata-, Blasen-, Nieren- und Hodenkrebs.“
Stationäre und ambulante Patienten
Neben der Behandlung in der eigenen Praxis, mit einem Einzugsgebiet von rund 50.000 Patienten von Attendorn bis Winterberg, sind die Fachärzte Dr. Büscher (60) und Dr. Roloff (63) Belegärzte am St. Josefs-Hospital. Hier operieren sie stationäre und ambulante Patienten im regulären OP-Betrieb des Krankenhauses z.B. bei Prostatavergrößerungen, Blasentumoren oder Nierensteinen. Insgesamt sind es ca. 800 stationäre und ambulante Operationen pro Jahr.
Bei der schonenden Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung (BPH) per Lasertechnik (HoLEP) gelten die beiden Fachärzte als Spezialisten, haben diese mittlerweile 250 mal erfolgreich durchgeführt, die klassische TURP wohl über 2000 mal. Die Belegabteilung, die einzige urologische Krankenhausabteilung im Kreis, gilt als medizinisches Aushängeschild des St. Josefs-Hospitals. „Je 50 Prozent unseres Jobs finden in der Praxis und im Krankenhaus statt“, so Büscher. Für die Patienten bedeutet dies Diagnostik, Operation und Nachsorge aus einer Hand am gleichen Ort. „Die persönliche Behandlung und Betreuung ist unsere Stärke“, so Dr. Büscher. Mit der Aufgabe der Belegabteilung würde all dies auf dem „Behandlungstisch“ der Krankenhausreform geopfert.
Die nächstgelegenen urologischen Abteilungen im Versorgungsgebiet 16 mit den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein sind im Kreisklinikum Weidenau und im Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen, mit je 2300 Fällen pro Jahr. Ihr Bestand ist gesichert. „Wir arbeiten mit den Siegener Kollegen gut zusammen, ich glaube aber nicht, dass dort Kapazitäten sind, unser OP-Spektrum mit abzudecken“, so Dr. Büscher. Denn nur mit großen Tumoroperationen könnten die Häuser Geld verdienen. Ziel der Krankenhausreform ist auch, Doppelstrukturen abzuschaffen. Würde man dies ernst nehmen, müssten die beiden Hauptabteilungen in Siegen zusammengelegt werden.
Rationale Argumente gegen die Schließung der intakten Belegabteilung in Lennestadt zu finden, fällt schwer. Selbst der Krankenhausplan NRW stellt fest, dass Belegabteilungen gerade in einem Flächenland zur wohnortnahen Versorgung beitragen würden.
Künftige Facharztversorgung
Fatal wäre die Schließung der Urologie am St. Josefs-Hospital auch für die künftige Facharztversorgung im Kreis. „Wir würden für unsere Praxis keinen Nachfolger mehr finden“, ist Dr. Christian Büscher überzeugt. Stand jetzt wird im September 2024 Büschers Sohn Dr. Julian Büscher als dritter Facharzt in die Urologische Praxis Lennestadt einsteigen. „Ich habe Sorge um die urologische Versorgung unserer Bevölkerung vor Ort“, sagt der Mediziner und hofft, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Das hofft auch Dr. Gereon Blum, Geschäftsführer der Kath. Hospitalgesellschaft Südwestfalen: „Wir suchen weiter das Gespräch mit dem Ministerium, um eine positive Entscheidung im Sinne einer guten Versorgung der Bevölkerung zu erreichen.“ Der Träger habe sich in den Verhandlungen immer für den Erhalt der Belegbetten eingesetzt. Die Entscheidung liege jetzt beim Land.
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Dort will sich Gregor Kaiser, MdL (Grüne), für den Erhalt der Belegabteilung stark machen: „Hier gilt es die kommenden Monate zu nutzen, für den Standort Lennestadt und den Kreis den bestehenden Dissens in einen Konsens umzuwandeln. Hierfür werde ich mich in Gesprächen mit Trägern, Verwaltung und Politik einsetzen.“ Für Jochen Ritter, MdL (CDU), ist das Krankenhaus und die Urologie „alles andere als unwichtig“, besonders für den Ostkreis. „Ich glaube allerdings, dass es nicht hilft, bestimmte Disziplinen öffentlich zu diskutieren, bevor die Bezirksregierung, die jetzt am Zuge ist, die Ergebnisse der Gespräche zwischen Krankenhausträgern und Krankenkassen aus dem Frühjahr verarbeitet hat.“