Ottfingen. Mit immensem Aufwand lässt die Autobahngesellschaft derzeit einen stillgelegten Erzstollen herrichten. Er soll so dem Artenschutz dienen.
Mit schwerem Gerät ist derzeit die Tiefbaufirma Gustav Koch aus Wenden am Ottfinger Waldrand tätig. Ein riesiger Kettenbagger hat eine Schneise in den Boden gegraben; große Mengen Erdaushub lagern daneben. Breit wie eine Straße führt nun ein Zugang zu einem mannshohen, mit einem Bauzaun gesicherten Loch in der freigelegten Felswand: Es ist das Mundloch eines uralten Fahr- oder Förderstollens, der zur Grube Hauptlöh gehört. Hier wurde viele Jahrhunderte lang Eisenerz gewonnen, doch nach der Schließung Anfang des 20. Jahrhunderts erinnert fast nichts Sichtbares mehr an den einst umfangreichen Bergbau im Wendener Land.
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Gewaltige Betonrohre lagern am eigens befestigten Zufahrtsweg zur Baustelle: Sie sollen ab nächster Woche aneinandergefügt werden, um den Stollen zu verlängern. Nicht etwa der Bau eines Besucherbergwerks macht diesen Aufwand nötig: Es ist der Artenschutz. Denn die Autobahngesellschaft hat mit dieser Maßnahme erste Vorbereitungen getroffen, um die Autobahn-Talbrücke Ottfingen abreißen zu können. Wie alle Brücken im Verlauf der Sauerlandlinie muss auch dieses Bauwerk erneuert werden, und wie in vielen anderen Brücken leben auch hier streng geschützte Tiere. In diesem Fall sind es Fledermäuse, die bei der Sprengung der Talbrücke ihr Zuhause verlieren werden, und daher sorgt die Autobahngesellschaft im Vorfeld für ein Ausweichquartier.
Bartfledermaus, Zwergfledermaus und Braunes Langohr sind es, die ihre Winterruhe regelmäßig in der Brücke verbringen. David Lemberg, Landespfleger bei der Autobahngesellschaft Westfalen in der Außenstelle Netphen in Dreis-Tiefenbach, hat den Stollen schon vor zwei Jahren als Ersatzquartier ausgemacht und die Umbauarbeiten geplant. Der Stollen sei mit konstanten Temperaturen zwischen 2 und 6 Grad ein ideales Winterquartier für die Flugsäuger. Durch die künstliche Verlängerung des sonst schwer zugänglichen Stollens mit Betonrohren schafft das Bauunternehmen den Tieren eine gesicherte Einflugmöglichkeit. Der verlegte Zugang wird nach Fertigstellung so gesichert, dass nur Fledermäuse und Amphibien hineingelangen können und sich kein Ausflugsziel für Abenteurer bildet, aber auch, dass neugierige Hunde nicht hineinlaufen können.
Wie Renée Trippler von der Autobahngesellschaft auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, sollen diese Arbeiten im Sommer abgeschlossen sein. „Allerdings werden dann noch heimische Sträucher und Bäume gepflanzt, die eine Leitstruktur für Fledermausarten bilden, die sich auf diese Weise orientieren. Das ist erst im Herbst möglich bzw. aufgrund des Wetters erst dann sinnvoll. Daher ist geplant, die gesamten Arbeiten im Oktober abzuschließen – passend zu dem Zeitraum, in dem sich die Fledermäuse auf den Weg in ihr Winterquartier machen“, so die Pressesprecherin. Die komplette Maßnahme kostet laut Renée Trippler rund 200.000 Euro.