Wenden. Die Emotionen schlagen in Wenden hoch wegen der gescheiterten Kulturhalle. Es gibt Zoff zwischen Politikern und Projektgesellschaft.

Leidenschaftliche Debatten, in denen auch mal mit härteren Bandagen gekämpft wird, sind selten geworden im Wendener Ratssaal. Meist geht es wenig spektakulär zu. Am Montagabend war das anders. Es ging um ein Thema, bei dem aktuell in der südlichsten Kommune des Kreises die Emotionen hochschlagen: das Aus der „Kulturhalle 4“ auf dem ehemaligen Balcke-Dürr-Gelände in Rothemühle. Die „Projektgesellschaft Zukunftsquartier Rothemühle“, die aus der Pyramis-Immobilien-Entwicklungs-GmbH und der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden besteht, hatte die „Kulturhalle 4“ am 26. Mai für nicht finanzierbar erklärt.

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Die UWG hatte nach Infos zum aktuellen Sachstand verlangt. Zur Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses erschienen am Montagabend Pyramis-Chef Michael Kirchner, Projektmanager und Ex-Landrat Frank Beckehoff sowie von der Sparkasse Willi Rücker und Paul Sieler. Mitte 2022 habe es eine Präsentation des Kulturvereins gegeben für die Halle mit einer Galerie für Kunstausstellungen, einer großen Eventhalle sowie Innen- und Außengastronomie, so Beckehoff. Auf dieser Grundlage seien die Pläne des Umbaus bis ins Detail erarbeitet worden.

5,5 Millionen Euro

„Der Verein bat um die Erarbeitung einer Kostenschätzung. Im Januar wurde diese mit 5,5 Millionen Euro vorgelegt und von der Gemeinde als realistisch beurteilt“, so der Projektmanager. Und weiter: „Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die Finanzierung der Investitionskosten und auch der Betriebskosten durch den ehrenamtlichen Verein nicht zu stemmen sind. Man kann vor der Realität nicht die Augen verschließen.“ Fördermittel gebe es keine.

Das gelte auch für die Freilegung der Bigge durch die Bezirksregierung, weil dort eine leichte Schadstoffkonzentration festgestellt worden sei. Nach weiteren Bodenproben habe es vom Kreis Olpe aber die klare Aussage gegeben, dass die Verlegung durchaus möglich sei. „Wir rechnen mit der wasserrechtlichen Genehmigung des Kreises Ende Juni bis Mitte Juli. Wenn diese erteilt wird, wollen wir mit Ihnen ein Gesamtpaket schnüren über Bigge und Halle 4“, sagte Beckehoff.

Aus den Reihen der Politiker gab es harsche Kritik. „Es gibt hier einen großen Imageschaden. Versprochen wurde viel und es bleibt nichts mehr“, meinte Sven Scharz (SPD). „Das hat eine Dimension, die nur noch als Posse bezeichnet werden kann“, betonte Thorsten Scheen (UWG). Es sei ein Unding, wie mit den Anregungen der Bürger verfahren werde. Gründerwerkstatt mit Co-Working-Space und Kulturhalle seien gescheitert, auch die Bauplätze auf dem ehemaligen Mitarbeiter-Parkplatz stünden in Frage. „Da gab es von Beginn an Verflechtungen und Machenschaften“, so Scheen.

Pyramis-Chef Kirchner zeigte sich dünnhäutig: „Wir müssen auch mal über Geld reden. Wir haben für das Grundstück und die Halle bezahlt. Ich verwahre mich gegen Unterstellungen. Es gibt keine Sponsoren und keine Beteiligung der Stadt. Wir glauben einfach, dass das Ding eine Nummer zu groß ist.“ Sollte die Freilegung der Bigge nicht klappen, wäre das eine Katastrophe. Einen Plan B gebe es nicht. Martin Solbach (CDU) zeigte sich wenig erbaut vom Auftreten des Pyramis-Chefs: „Herr Kirchner, Sie sind der Investor. Wir haben Sie hier nicht herbeigezogen mit aller Gewalt. Ich bitte um ein faires Miteinander. Da mit dem Knüppel zu drohen bringt uns nicht weiter.“ Auch Heinz Zimmermann (UWG) meinte: „Herr Kirchner, das klang so ein bisschen vorwurfsvoll. Das kam so an, als ob Sie aus Gutheit das Gelände gekauft hätten.“

„Was haben wir nicht alles getan, um Ihnen entgegenzukommen. Die Erschließungsstraße wird durch die Mitte des Gewerbegebietes geführt. Die Halle 4 ist in der Konzeptvergabe mit 5 von 100 Punkten angegeben worden. Daraus entnehme ich, dass ihr nur eine untergeordnete Rolle zugemessen wird. Man muss realistisch sein. Das lässt sich so nicht darstellen“, konterte Beckehoff. Bürgermeister Bernd Clemens (CDU) widersprach der Behauptung Scheens, es gebe keine Sanktionen im Vertrag, falls Vorgaben nicht erfüllt würden: „Die gibt es sehr wohl.“ Es gebe noch eine Frist bis 30. September. Dann müsse entschieden werden, wie es ohne Kulturhalle weitergehe: „Es gibt aber keine Imageschäden.“

Verein löst sich auf

Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte Vorsitzender Willi Ring, dass der Verein „Kulturhalle 4“ am Montagabend bei zwei Enthaltungen die Auflösung beschlossen hat. „Das war von Anfang an kein Prozess auf Augenhöhe“, zog er eine ernüchternde Bilanz.