Sondern/Kreis Olpe. Dietmar Harsveldt, Macher des Biggesee Open Air, will 2024 auf echte Kracher setzen. Welche Kategorie von Stars er sich vorstellt.

Das Biggesee Open Air 2022 (BOA) war zweifellos eines der größten Festivals unter freiem Himmel, das die Region seit vielen Jahren erlebt hat. Über 40.000 Zuschauer strömten zur Strandbühne am Sonderner Kopf zum Festival, das vor einem Jahr begann und Stars wie James Blunt, Mark Forster, Wincent Weiss oder CRO und Motrip an den Biggesee lockte. Ein kommerziell durchschlagender Erfolg blieb noch aus, so dass Veranstalter Dietmar Harsveldt 2023 erst einmal Luft holen möchte, bevor er zum zweiten Anlauf ansetzt - für das 2. Biggesee-Open-Air 2024. Wir hatten Gelegenheit, mit Festival-Chef Dietmar Harsveldt zu sprechen.

Frage: Fast auf den Tag genau heißt es heute ,ein Jahr nach dem Festival ist ein Jahr vor dem Festival. Blicken Sie eher zurück oder nach vorn.

Dietmar Harsveldt: Ich blicke in erster Linie nach vorn. Natürlich haben wir beim ersten Festival Lehrgeld zahlen müssen, aber auch viel gelernt für das Festival 2024. Die Grundstruktur wird erhalten bleiben, aber es wird auch vieles anders. Und besser.

Was meinen Sie konkret?

Es hat sich gezeigt, dass acht Veranstaltungen einfach zu viele waren.

2024 werden es also weniger sein?

Ja, statt acht gibt es fünf Festivaltage. Los geht es am 29. Mai, das letzte Konzert ist für den 2. Juni geplant. Derzeit laufen unsere ersten Gespräche mit den Künstlern. Und bis zum Herbst müssen wir wissen, wer wann verfügbar sein wird und zu unseren Bedingungen Lust hat, 2024 an den Biggesee zu kommen.

Also fällt erst im Herbst die endgültige Entscheidung, ob das Biggesee Open Air 2024 tatsächlich stattfinden kann?

Ja, das ist der Zeitplan.

Aus dem Bauchgefühl heraus: Zu wie viel Prozent wird das BOA 2024 auch tatsächlich stattfinden.

Das ist schwierig zu prognostizieren, aber ich bin optimistisch. Zu 80 Prozent findet es statt.

Einige Künstler haben bei der Premiere 2022 sehr gut gezogen und das Strandbad bis auf den letzten Platz, oder zumindest fast, gefüllt. Welches waren die stärksten Zugpferde 2022?

Sicherlich Mark Forster, Cro und Motrip, aber auch Wincent Weiss und James Blunt mit Abstrichen.

Werden Sie auf das Organisationsteam und die Künstler-Agenturen von 2022 zurückgreifen?

Ja, da ändert sich nichts. Das vollständige Orga-Team inklusive der technischen Leiter wird dasselbe sein, die Kontakte zu den Künstlern knüpfen in erster Linie wieder Gisbert Kemmerling und Dieter Schubert. Allesamt absolute Profis auf ihren Gebieten. Diese Mannschaft ist eingespielt und hat sich bewährt.

Glauben Sie, dass der Ukrainekrieg, der große Aufmerksamkeit auf sich zieht, im Sommer 2024 noch andauern wird und sich auf das Festival negativ auswirken könnte?

Ich glaube, dass der Krieg dann nicht vorbeisein wird. Wenn jetzt schon Staudämme gesprengt werden, weiß niemand, wie das noch eskalieren wird. Aber in Deutschland hat sich bezüglich dieses Krieges fast eine Form von Normalität breit gemacht. Viele Menschen nehmen die Dinge nur noch zur Kenntnis.

Also wäre ein fortdauernder Ukrainekrieg kein Ausschlusskriterium für ein Biggesee-Festival 2024?

Nein. Rein wirtschaftlich hat der Staat ja stark eingegriffen mit Dingen wie der Energiepreisbremse, mit Senkung der Mehrwertsteuer, mit Einmalzahlungen. Von Seiten der Konsumenten sehe ich für ein Festival weniger Probleme. Wobei die Musikfans natürlich selektiver entscheiden und sicherlich weniger Konzerte besuchen. Die Ticketpreise spielen da eine große Rolle.

Um wie viel werden die Ticketpreise beim BOA 2024 steigen?

Im Detail kann ich das noch nicht sagen. Aber das Ticket für einen Mark Forster, das wir 2022 für unter 60 Euro angeboten haben, wird 2024 kaum noch unter 75 Euro zu bekommen sein. Alle Karten werden teurer sein, da die Künstler auf ihren Gagen bestehen, während die Produktions- und Durchführungskosten für jeden Veranstalter um rund 50 Prozent gestiegen sind. Das fängt bei der Energie an und hört beim Lohn für Techniker und Aufbaupersonal auf.

Heißt das, dass die Künstler ihre Gagen nicht spürbar hochschrauben?

Das spüren wir noch nicht. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sich die Gagen reduzieren würden, aber die Künstler haben auch ihre Mitarbeiter, denen sie mehr bezahlen müssen. Zum anderen gibt es Veranstalter wie Kommunen, die solche Festivals zum Teil aus ihren städtischen Haushalten mitfinanzieren.

Das ist in Olpe wohl nicht zu erwarten?

Nein, sicher nicht.

Würden Sie sich mehr Engagement der Stadt wünschen, oder ist das sogar eine Voraussetzung für das Festival 2024?

Ich habe eine grundsätzliche Forderung, damit das Festival nicht nur 2024 stattfinden kann, sondern als feste Attraktion in Olpe und für das Sauerland etabliert werden kann.

Und die wäre?

Große Unternehmen, Politik, Wirtschafts- und Tourismusverbände müssen sich engagieren und einen Beitrag leisten.

In welcher Form?

Ich stelle mir vor, dass ein Verein ,Freunde und Förderer des Biggesee Open Air’ gegründet wird. Das vor dem Hintergrund, dass das Festival für den Tourismus eine enorme Strahlkraft entwickelt. Die Tourismusverbände sollten erkennen, dass das größte Potenzial für das Sauerland im Ruhrgebiet liegt - mit mehr als 15 Millionen Menschen und nicht in Skandinavien, wo der Sauerland-Tourismus verstärkt um Gäste wirbt, was derzeit passiert. Mit dem Biggesee Open Air habe ich mehr Werbung für das Sauerland im Ruhrgebiet gemacht als das Sauerland in den letzten 30 Jahren.

Das lässt vermuten, dass Sie eine handfeste Unterstützung erwarten?

Richtig. Ich erwarte ein klares politisches Ja für das Festival, auch in der Form, dass gewisse Leistungen seitens der Kommune kostenlos eingebracht werden, im Rahmen des öffentlichen Interesses einer solchen Veranstaltung.

An was denken Sie konkret?

Für den Einsatz der Feuerwehr habe ich 2022 40.000 Euro an die Stadt Olpe gezahlt. Das sollte künftig wegfallen.

Anders ausgedrückt: Ohne die von Ihnen skizzierte Unterstützung wird es das BOA 2024 nicht mehr geben.

Nein, dann werde ich es nicht mehr machen. Dabei geht es mir gar nicht darum, dass Unternehmen einen gewissen Geldbetrag überweisen, sondern um die vielen Dinge drumherum. Die Mitglieder des erwähnten Fördervereins sollen aktiv in den Prozess eingebunden sein. Beim Biggesee Open Air hat es der Stadtmarketingverein Olpe Aktiv nicht mal geschafft, unsere Konzerte in den städtischen Veranstaltungskalender aufzunehmen. Auf der anderen Seite haben sich viele Hoteliers und Beherbergungsbetriebe bei mir bedankt, wie geil das Biggesee Open Air gewesen sei, weil sie eine Woche ausgebucht waren.

Zurück zum Biggesee Open Air 2024. Welche Maßnahmen haben Sie im Blick, das Festival auch zu einem wirtschaftlichen Erfolg zu machen?

Wir planen, die maximale Zuschauerzahl von 10.000 auf 15.000 erhöhen zu können. Diese Genehmigung ist extrem relevant, und wir rechnen fest mit ihr. Das Verfahren ist in der letzten Prüfung und gutachterlich bestätigt. Und wenn wir mit der Kapazität von 15.000 Zuschauern fünf Konzerte auf die Beine stellen, die nahezu ausverkauft sind, kommen wir in den Bereich der schwarzen Zahlen.

Dafür werden Sie dann aber echte Zugpferde engagieren müssen?

Ja, genau, da machen wir uns keine Illusionen. Es müssen richtige Kracher sein, die eine entsprechende Ausstrahlung haben.

Ist es denkbar, dass Künstler von 2022 erneut an den Biggesee kommen?

Die Möglichkeit besteht. Ich möchte dieses Interview gerne nutzen, alle Musikfans aufzufordern, uns auf unseren Kanälen, Facebook, Instagram und auf unserer Homepage Biggesee Open Air zu schreiben, wen sie sich wünschen. Am besten ab sofort. Nennt mir Namen von echten Hochkarätern, die Ihr Euch wünscht.

Also Künstler vom Format einer Helene Fischer?

Ja, warum, nicht. Das gilt derzeit auch für einen Roland Kaiser, Peter Fox oder einen Apache. Es müssen Leute sein, egal ob aus der Schlager- oder Rapperszene oder Rockbands, die 15.000 Fans anziehen. Echte Kracher eben.

Sie gehen auf die 65 zu. Warum tun Sie sich noch einen solchen Stress an, statt sich ein halbes Jahr auf der Aida oder den Bermudas zu sonnen?

Das ist für mich kein Stress. Mir macht so etwas einen Riesenspaß. Ich bin Unternehmer, nenne das sinnvolle Freizeitgestaltung.

Und ihre Frau?

Die macht das nicht nur mit, sondern ist sogar die treibende Kraft.

Wenn Sie bei der Guten Fee drei Wünsche fürs Biggesee Open Air frei hätten, welche wären das?

Geiles Wetter, geile Künstler und super viele Fans, die das genießen wollen.