Attendorn. Lioba Albus hat auf Einladung der Buchhandlung Frey und der Westfalenpost ihren neusten Roman präsentiert. Ein toller Abend
Die Aula des Rivius Gymnasiums in der Hansestadt Attendorn füllt sich langsam. Nach und nach trudeln die Gäste ein. Lioba Albus steht am Eingang. Entspannt lehnt sie sich an einer Säule und begrüßt ihre Gäste. „Da ist sie ja schon“, sagt einer der Besucher, die der Einladung der Buchhandlung Frey und der Westfalenpost gefolgt sind, um die Schauspielerin, Kabarettistin und Autorin auf der Bühne zu erleben. Heute stellt sie nämlich ihr neustes Buch vor. Eine junge Frau kommt auf Lioba Albus zu und umarmt sie stürmisch. Gute Freunde, Verwandte und Bekannte sind auch gekommen. „Nervös? Nein, das bin ich nie“, verrät die gebürtige Attendornerin. Dann geht es auf die Bühne. Mit einem breiten Grinsen und einem rote-blauen Blazer über ihrem Giraffen-Oberteil nimmt sie den großen Applaus entgegen. Welche Rolle die Giraffe spielt, die auch das Cover ihres Buches „Zusammen ist man weniger gemein“ ziert, wird sie gleich verraten.
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Ihr neuster Roman liegt auf dem Tisch. Die Textstellen, die sie vortragen möchte, hat sie markiert. „Zusammen ist man weniger gemein“ erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft. Komikerin Daniela Dies, ihr Techniker Franz, die Modedesignerin Pia und die Filmdiva Etta Glück müssen aufgrund finanzieller Engpässe zusammenziehen. Da sind Konflikte natürlich vorprogrammiert. Nicht zuletzt auch, weil das oberste Gesetz in dieser WG lautet: Keine Nacktheit und kein Sex. Ob sich daran wohl alle Bewohner halten?
Buch mit ernstem Hintergrund
Ihr Buch ist in der Corona-Pandemie entstanden. Plötzlich war Lioba Albus viel zuhause. Und oft allein. Wie andere Menschen auch. Einsamkeit, Ängste – das macht was mit den Menschen. Sie sind wütend, frustriert und tauschen Gemeinheiten. „Wir gehen nicht immer sehr nett miteinander um“, erzählte Lioba Albus am Donnerstagabend auf der Bühne. „Wir haben sehr viele Probleme zu lösen, das können wir nur zusammen machen.“ Ihr Buch ist also auch ein Appell an Solidarität, Aufmerksamkeit und Respekt. Und genau deswegen ziert auch eine Giraffe das Cover– denn insbesondere Giraffen sind solidarische Tiere. Wenn Giraffen sich breitbeinig zum Trinken aufstellen, sind sie auf den Schutz der Gruppe angewiesen.
Doch trotz des ernsten Hintergrundes – die Geschichte steckt voller Humor und Wortwitz. Die Protagonisten sind echte Charakter, die kein Blatt vor dem Mund nehmen. Genau wie Lioba Albus. Und das kommt beim Publikum gut an. Die Autorin liest einige Textpassagen vor. Zum Beispiel als Film Diva Etta Glück – eine „gut abgehangene Schauspielerin von sehr fortgeschrittener Jugend“ – auf Taxifahrer Harry trifft, der es wagt, die Promi-Dame nicht zu erkennen. Oder als vier Protagonisten sich treffen, um den Mietvertrag zu unterschreiben und die Wohnung zur „verkehrsberuhigten Zone ohne FKK“ ausweisen. Und manchmal kann sich Mia Mittelkötter (die bekannte Kabarett-Figur von Lioba Albus) nicht zurückhalten und muss das ein oder andere kommentieren. „Sex-freie Zone?“, fragt sie. „Damit kann ich gut leben.“ Schließlich müssten die „Zappeleien aufeinander“ irgendwann mal ein Ende haben. Mit zunehmendem Alter hätte man schließlich die Fortpflanzung hinter sich und wenn das Betrachten des Köpers des anderen eher Mitleid als Begehren verursache, sollte man es lieber lassen. „Alte Scheunen brennen gut“, sagt sie. „Man findet nur kaum jemanden, der es gut löschen kann.“
Nicht der letzte Auftritt
Rund 150 Menschen kamen zur Buchvorstellung. Alle lauschten gespannt, lachten, genossen den Abend. Einige nutzten die Gelegenheit, ihre Bücher oder Autogrammkarten signieren zu lassen. Wie die Geschichte rund um die ungewöhnliche Wohngemeinschaft ausgeht, wollte Lioba Albus noch nicht verraten. Auch nicht, wer zuerst gegen das Sex-Verbot verstößt und zu wem der nackte Männerfuß gehört, der plötzlich unter einer Bettdecke hervorlugte. Nur so viel: Es gibt wohl ein Happy-End – auch für die Zuschauer. Denn schon jetzt steht fest: Es war nicht der letzte Auftritt von Lioba Albus in Attendorn.