Wenden. Wendens Feuerwehr-Chef Joachim Hochstein legt seinen ersten Jahresbericht vor. Bei der Kirmes gibt es dringenden Handlungsbedarf.
Zum 1. Januar 2022 wurde Joachim Hochstein als neuer Leiter der Wendener Feuerwehr ernannt. Jetzt blickt er auf sein erstes Jahr als Feuerwehr-Chef zurück. Dem Rat wird er am Mittwoch seinen Jahresbericht 2022 vorlegen. Darin betont Hochstein die stetig steigenden Anforderungen: „All dies kann auf Dauer nicht mehr rein ehrenamtlich geleistet werden. Um all den Aufgaben auch zukünftig gerecht zu werden, muss eine weitere qualifizierte Stelle für den Feuerschutz im nächsten Stellenplan der Gemeinde Wenden Berücksichtigung finden.“
Die Belastung im Ehrenamt steige stetig: „Immer neue Herausforderungen werden über Bund- und Länder an uns herangetragen. Hinzu kommen die kommunalen Herausforderungen, zum Beispiel die Maßnahmen unseres Brandschutzbedarfsplans, die gemeinsam mit Verwaltung und uns als Feuerwehr umgesetzt werden müssen. Die Neu- und Umbauarbeiten unserer Gerätehäuser, Fahrzeugbeschaffungen oftmals mit europaweitem Ausschreibungsverfahren, Löschwasserkataster und unzählige Absprachen mit den unterschiedlichsten Gremien, Firmen und Behörden müssen getroffen werden, in der Regel während der regulären Arbeitszeit.“ Hinzu kämen Vorbereitungen für Dienstbesprechungen oder Berichterstattungen, so dass kaum noch Zeit für Familie und Freunde bleibe.
Personalstärke konstant
Zum Zeitpunkt seiner Übernahme hätten immer noch Einschränkungen durch die Corona-Pandemie gegolten: „Da ein Ende der Pandemie noch nicht abzusehen war, war es eine der wichtigsten Aufgaben ein Hygienekonzept zu entwickeln, um die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr weiterhin aufrecht erhalten zu können. Nachdem das Hygienekonzept umgesetzt wurde, konnte ich mich auf meine wesentlichen Pläne konzentrieren. Dies sind zum einen die strikte Umsetzung der Maßnahmen aus dem Brandschutzbedarfsplan 2021 sowie eine strukturelle Neuaufstellung der Wehr.“
Erfreulich: Trotz der Corona Pandemie ist die Personalstärke der Wendener Wehr im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. „Der demographische Wandel, verändertes Verhalten der sogenannten Generation ‚Z‘ macht es zunehmend schwieriger, junge Leute für die Feuerwehr zu begeistern. Die Generation ‚Z‘ für die Feuerwehr zu begeistern, wird in den nächsten Jahren eine der zentralen Aufgaben werden“, schreibt Hochstein in seinem Bericht. Zur Erklärung: Bei der Generation Z handelt es sich um alle, die ab 1995 geboren sind.
„Die Einsatzzahlen für das Jahr 2022 bewegen sich, wie auch in den Vorjahren auf einem hohen Niveau und spiegeln den allgemeinen Trend wachsender Einsatzzahlen wider. Von den ganz großen Einsätzen sind wir im Berichtsjahr verschont geblieben“, so Hochstein.
Im Gedächtnis bleibt aber ein Einsatz während der Kirmes am 15. August 2022 um 0 Uhr. In der Schermicke wurde hinter dem ehemaligen Steinbruch ein schwerer Verkehrsunfall mit mehreren eingeklemmten Personen gemeldet. Sofort machte sich die Brandsicherheitswache, die den Brandschutz der laufenden Kirmes sicherstellte, auf den Weg zur Einsatzstelle. Kurz nach dem Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stand fest, dass für zwei Personen, die massiv eingeklemmt waren, jede Hilfe zu spät kam. Ein Kind auf der Rückbank konnte zügig aus dem Auto befreit werden.
„Der Anblick und die Umstände dieses Unfalls brachten einige unserer Kameradinnen und Kameraden an ihre physischen und psychischen Grenzen, so dass noch in der Nacht ein Team zur Psychosozialen Unterstützung nach Wenden alarmiert wurde, um das Erlebte mit den betroffenen Kameradinnen und Kameraden zu besprechen“, so Hochstein. Auch in den folgenden Tagen sei das Team noch gefordert gewesen.
Einsatz bei der Kirmes
Nachdem durch die Corona Pandemie fast alle Veranstaltungen, bei denen eine Brandsicherheitswache notwendig gewesen wäre, ausgefallen seien, habe die Wendener Feuerwehr in 2022 wieder neun Brandsicherheitswachen durchgeführt, so Hochstein. Besonders erwähnenswert sei hier die Brandsicherheitswache zur Wendschen Kärmetze. An den drei Kirmestagen seien rund 700 Stunden zusätzlicher Dienst geleistet worden.
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„Inwieweit die Feuerwehr der Gemeinde Wenden personell in der Lage sein wird, eine solche Großveranstaltung mit eigenen Kräfte abzuwickeln, bleibt abzuwarten. Im Jahr 2022 ist dies nur gelungen, weil sich einige Kameradinnen und Kameraden dazu bereit erklärt haben, eine zweite bzw. dritte Schicht zu übernehmen. Hier ist aus Sicht der Wehrführung dringender Handlungsbedarf erforderlich, was dem Veranstalter bereits mitgeteilt wurde“, betont Joachim Hochstein.