Kirchhundem/Kreis Olpe. Mit Ratsherr Gerhard Stamm (Unabhängige Kirchhundemer) verliert der Gemeinderat Kirchhundem einen seiner kritischsten Geister.

Gerhard Stamm, über Jahrzehnte hinweg der bekannteste Kirchhundemer Kommunalpolitiker, ist tot. Er verstarb am Sonntag überraschend im Alter von 75 Jahren.

Stamm war seit 1989 ohne Unterbrechung Mitglied des Gemeinderates Kirchhundem und somit vermutlich einer der dienstältesten Ratsherren in Nordrhein Westfalen. Darüber hinaus bekleidete er mehrere Vorstandsämter in unterschiedlichsten ehrenamtlichen Vereinen und Institutionen.

Stamm gehörte zunächst der CDU-Fraktion an, bevor er zusammen mit seinem langjährigen politischen Weggefährten Wolfgang Kriegesmann, die Unabhängigen Kirchhundemer gründete und die Wählergemeinschaft mehrere Jahrzehnte bis zu seinem Tod auch führte.

Gerhard Stamm war einer der kritischsten Geister im Gemeinderat und stand während seiner über 30-jährigen Ratstätigkeit wie kein anderer dafür, seine Kontrollfunktion gegenüber der Gemeindeverwaltung ernstzunehmen.

Um ein Haar Bürgermeister

2004 hätte Gerhard Stamm fast eine politische Sensation geschafft: Als Bürgermeisterkandidat der kleinen UK, die bis dahin nur zwei Ratsherren stellte, wäre er um ein Haar Bürgermeister geworden. Im ersten Wahlgang erhielt er gegen den CDU-Kandidaten Frank Ehling und den SPD-Kandidaten Michael Grobbel die meisten Stimmen. Stamm vereinte 34,1 Prozent auf sich, SPD-Kandidat Michael Grobbel 31,4 Prozent. Erst in der Stichwahl setzte sich Grobbel mit 56,2 Prozent durch. Die Unabhängigen Kirchhundemer schafften bei der Kommunalwahl 2004 mit 25,6 Prozent eine politische Sensation und stellten gemeinsam mit der SPD (27,1 Prozent) fortan eine Koalition mit absoluten Mehrheit im Rat. Stamm erhielt sämtliche möglichen Ehrungen eines Kommunalpolitikers in der Gemeinde Kirchhundem: die Ehrenplakette 2004, den Ehrenbecher 2009 und den Goldenen Ehrenring 2014.

Überregionales Aufsehen löste in den Jahren bis 2004 die Gründung und das Engagement der Bürgerinitiative „Salut“ aus, die Gerhard Stamm ebenfalls aus der Taufe hob. Auch deren Vorsitz übernahm der Kirchhundemer. Salut hatte maßgeblichen Anteil daran, den Bau einer geplanten Altholz-Verbrennungsanlage der Papierfirma Grünewald (Hofolpe) zu verhindern.

Stamm war zudem viele Jahre Mitglied der Dieter-Mennekes-Umweltstiftung, Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes der Gemeinde Kirchhundem und des Vereins Fachwerk erhalten und gestalten e. V. in der Gemeinde Kirchhundem. Zudem Vertreter der Gemeinde bei der Mitgliederversammlung des Städte- und Gemeindebundes und in der Verbandsversammlung des Sparkassenzweckverbandes

Hobby Entwicklungshilfe

Besondere ehrenamtliche Verdienste im Bereich der Entwicklungshilfe erwarb sich Stamm vor allem durch seinen mehrjährigen tatkräftigen Einsatz für Projekte in Kolumbien. Hauptberuflich war Stamm als Kfz-Meister mit eigenem Betrieb kaum weniger bekannt als in seiner ehrenamtlichen Funktion als Kommunalpolitiker. Da er über profunde Kenntnisse auch in der Reparatur und Wartung von schweren Straßenbau- und Landmaschinen verfügte, konnte er alte Maschinen, die ihm von heimischen Bauunternehmen geschenkt worden waren, aufarbeiten. Die Maschinen ließ er nach Kolumbien verschiffen, um sie dann gemeinsam mit einer Spedition über die Anden in die Gemeinde Cajibio zu bringen, dem Heimatort von Dr. Gallego, der zu der Zeit im St. Josefs-Hospital in Altenhundem arbeitete.

+++Rückblende: Die Geschichte eines Hanomag Garant, Baujahr 1935+++

Gerd Stamm hatte eine Vorliebe für Oldtimerfahrzeuge. Vor allem ein Original Hanomag Pkw, Baujahr 1935, der im Zuge des 2. Weltkrieges und den Nachkriegswirren viele Jahre eingemauert worden war und den Stamm später erwerben konnte, war sein ganzer Stolz.