Kreis Olpe. Dr. Gregor Kaiser (Grüne), Landtagsabgeordneter aus Lennestadt, war am Samstag in Lützerath. Auch Polizisten aus dem Kreis Olpe waren vor Ort.

Dr. Gregor Kaiser (Grüne), Landtagsabgeordneter aus Lennestadt, war am Samstag bis ca. 16 Uhr als Parlamentarischer Beobachter selbst in Lützerath. „Von der Demo habe ich fast gar nichts mitbekommen. Im Dorf selber war eine geschäftige, angespannte und professionelle Betriebsamkeit, aber keine Gewalt. Die Polizei hat ihre Arbeit professionell gemacht, genauso wie Aktivisten und Harvesterfahrer, alle ruhig und besonnen, was ich gesehen habe.“ Die meisten Aktivisten seien kooperativ gewesen und freiwillig gegangen, nur wenige hätten sich aus ihren Baumhäusern raustragen lassen. Demonstranten hätten versucht, bis ins Dorf vorzudringen, das die Polizei aber komplett abgeriegelt hatte.

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Die gewaltsamen Auseinandersetzungen selbst habe er nicht gesehen, „aber ich habe die Videos gesehen und das war schon ein einschneidendes Erlebnis.“ Dass die Klimabewegung mit dem Kompromiss der Grünen nicht zufrieden ist, dass könne er nachvollziehe. Dass die Leute nicht direkt in Lützerath demonstrieren durften, habe die Leute sauer gemacht. Grundsätzlich sei Demonstrieren richtig und wichtig. „Wir wollen hoffen, dass es bei der nächsten Demo am Dienstag ruhig bleibt“, so Dr. Gregor Kaiser.

Auf die Frage, ob Lützerath in seiner Partei für bleibende Wunden sorgen werde, sagte Kaiser, der auch Kreisvorsitzender im Kreis Olpe ist: „Die Diskussionen in der Partei waren und sind schon massiv, viele Mitglieder sind sauer und wir werden sicher darüber noch diskutieren müssen. Man sollte aber auch anerkennen, was die Grünen in der Kohlepolitik in den letzten 25 Jahren erreicht haben. Es gab viele Erfolge.“

Acht Polizisten aus dem Kreis

Neben Dr. Kaiser und einigen Aktivisten, die mit dem Sammelbus über Siegen zur Demo gefahren waren, waren in den letzten Tagen auch acht Polizeibeamte des OlperKreispolizeibehörde in Lützerath im Einsatz. Auf die Frage, mit welchen Eindrücken die Beamten nach Olpe zurückgekehrt seien, verwies die hiesige Polizei-Pressestelle darauf, dass die Pressehoheit bei den Kollegen des Polizeipräsidiums Aachen liegen würde und man keinerlei Auskunft geben dürfe. „Der Kreis-Polizeibehörde Olpe steht es außerdem nicht zu, die Vorgänge in Lützerath zu bewerten und zu kommentieren“, so Polizei-Sprecher Thorsten Scheen.

Fred Josef Hansen, Grüner Fraktionssprecher im Olper Kreistag: „Ich habe in meinen jungen Jahren auch in Wackersdorf gegen Atomkraft demonstriert.“ Es stelle sich immer die Frage der Eskalation: „Es muss jeder selbst abwägen, wie weit er da gehen kann.“ In Lützerath sei er selbst nicht gewesen. Bei friedlichen Demonstrationen sei er bereit, mitzumachen. Zur Frage, ob er gegen den Abbau in Lützerath sei, sagte Hansen: „Es wäre besser, wenn man nicht abbauen würde. Aber es ist im Koalitionsvertrag so vereinbart worden.“ Er könne aber auch die andere Position verstehen: „Ich komme aus der Ecke. Meine Familie ist aus der Eifel dorthin gezogen, um in der Braunkohle krisensichere Arbeitsplätze zu haben. Ich habe noch einige alte Freunde, die dort bei RWE arbeiten.“