Kreis Olpe. Minus 10 Grad: Da müssen die Bauhöfe Gewehr bei Fuß stehen. Streusalz ist in diesem Jahr kein Problem - dafür gibt es einen anderen Mangel.
Was Kinder freut, die angesichts der weißen Pracht auf Wiesen und Feldern den Schulschluss herbeisehnen, um mit Bob oder Schlitten eine rasante Fahrt zu unternehmen, treibt vielen Autofahrern Sorgenfalten auf die Stirn. Denn Eis und Schnee sind Garanten für verlängerten Bremsweg, durchdrehende Räder und unliebsame Kontakte von Kotflügeln mit Leitplanken. Doch die Winterdienste in der Region sind bestens vorbereitet. Einen Mangel an Streusalz, der in der Vergangenheit manches Mal für Probleme sorgte, gibt es derzeit nicht. Der Leiter des Baubetriebshofs der Kreisstadt Olpe, Michael de Ryck: „Im Moment sind wir da komplett ohne Probleme. Wir haben aber auch entsprechend eingelagert. Würde ich ab sofort keinen Nachschub mehr bekommen, kämen wir noch sicher drei Wochen über die Runden.“ Der Bauhof im Osterseifen verfügt über zwei Silos, von denen eines komplett voll ist, das andere noch ein Viertel Füllmenge aufweist, dazu die Salzhalle, aus der bislang ein Viertel des Inhalts als Streumittel auf den Straßen der Kreisstadt verarbeitet wurde. Einen Mangel ganz anderer Art sieht de Ryck wie seit mehreren Jahren bei den Menschen, die das Salz auf die Straße bringen.
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Denn der Bauhof ist nicht nur mit eigenen Fahrzeugen unterwegs, um die Fahrbahnen und Bürgersteige bei Schnee und Eis verkehrssicher zu machen, sondern setzt auch Auftragsunternehmen ein. Und die sind immer rarer gesät. „Da sind zum einen die Landwirte, die mit ihren Traktoren schieben und streuen. Aber es gibt immer weniger Bauern, insbesondere Nebenerwerbslandwirte, die gern Winterdienst übernehmen. Sie werden in ihren Hauptberufen zunehmend eingebunden und schaffen es dann nicht mehr, parallel noch Winterdienst zu übernehmen.“
Die andere Branche sind Tiefbauer, die ihre geländegängigen Lkw mit Räumschild und Streuer ausrüsten können. Aber auch hier wird es eng. De Ryck: „Das liegt unter anderem daran, dass die Fahrzeuge immer sensibler werden mit immer mehr Technik und Elektronik. Salz ist aggressiv, und da sind immer weniger Firmen bereit, Salz zu streuen, weil das die Maschinen doch sehr belastet.“ In der derzeitigen Lage bekommt der Bauhof alles noch gut geregelt, aber sollte wieder ein Winter wie 2010 mit Rekord-Schneefällen hereinbrechen, „dann müssen wir gut aufgestellt sein“. Und trotz des eingesetzten Klimawandels ist Michael de Ryck sicher, dass ein solcher Schneewinter sich wiederholen wird.
Mehrjährige Verträge
Keine Salzprobleme, aber auch keine Schwierigkeiten mit Fremdunternehmen gibt es beim Landesstraßenbau Straßen.NRW, wie Pressesprecherin Julia Ollertz auf Anfrage unserer Redaktion versichert: „Unsere Streusalzlager sind gefüllt. Es gibt keine Engpässe. Die Streusalzausstattung wird zentral gesteuert über unseren Betriebssitz in Gelsenkirchen. Falls vor Ort Streusalz fehlen sollte, wird das von dort koordiniert und geregelt.“ Was Fremdunternehmen angehe, sei das grundsätzliche Problem bekannt. Bei der örtlichen Straßenmeisterei von Straßen.NRW in Lennestadt-Bonzel, von wo aus die Landes- und Bundesstraßen auch im Kreis Olpe betreut würden, stünden vier eigene Streusalzfahrzeuge zur Verfügung, hinzu müsse auf fünf Fahrzeuge von Fremdfirmen zurückgegriffen werden im Ernstfall. Ollertz: „Mit den Fremdfirmen haben wir noch mehrjährige Verträge.“ Sollten die auslaufen, seien Schwierigkeiten nicht auszuschließen.
Drolshagen: 360 Tonnen Salz
Uwe Steinberg, Bauhof-Chef der Stadt Drolshagen, kann ebenfalls von zurückgehendem Interesse von Fremdunternehmen berichten, für die Stadt beim Winterdienst zu helfen: „Bisher sind uns unsere Unternehmen zwar noch nicht abtrünnig geworden. Aber wir zahlen mittlerweile auch eine monatliche Bereitstellungspauschale. Denn solche Fremdunternehmen investieren hohe Beträge für die Ausrüstung.“ Und bei mehreren schwachen Wintern, wie in den zurückliegenden Jahren, bliebe nicht viel übrig, wenn nur nach Stunden bezahlt werde.
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Wie wichtig Fremdunternehmen wie Landwirte oder Tiefbauer sind, wird an den Zahlen deutlich, die Steinberg nennen kann: „Für uns sind im Ernstfall vier Fremdunternehmen tätig, die sechs Strecken fahren. Der Bauhof fährt zwei Strecken mit zwei Streufahrzeugen plus zwei kleine Trecker für die Fuß- und Radwege.“ Die Anschaffungskosten für den Unimog, den die Stadt besitze und der zum Streufahrzeug umgerüstet werden könne, lägen aktuell bei rund 200.000 Euro. Steinberg: „Als wir ihn gekauft haben, war er aber günstiger, und wir führen mit ihm auch viele andere Arbeiten durch, das Fahrzeug ist das ganze Jahr ausgelastet.“
Nicht ohne Fremdunternehmen
Ganz ohne Fremdunternehmen, so Steinberg, könne der Bauhof den Winterdienst bei einem harten Schneewinter definitiv nicht stemmen: „Das wäre unmöglich. Da müssten wir eine Unmenge an Leuten beim Bauhof beschäftigen.“ Auf die Frage, wann es den letzten harten Winter mit zahlreichen Streusalz- und Räumfahrten gegeben habe, kann sich Steinberg sofort erinnern: „Das war 2010. Damals kam ein Engpass beim Streusalz noch hinzu. Da war nichts mehr da, und wir mussten sogar Splitt von der Raiffeisen streuen.“
Danach habe die Stadt einen größeren Vorratsspeicher fürs Salz angelegt, so richtig strenge Winter seien aber ausgeblieben. Derzeit habe die Stadt eine Salzreserve von 360 Tonnen. Das sei von den Bauhöfen im Kreis die kleinste Reserve. Einen strengen Winter wie 2010 könne man damit zwar nicht überstehen, aber: „Wir können jetzt jederzeit nachordern, das war 2010 nicht möglich.“