Elspe. Auch dreieinhalb Stunden Musik genügte dem Publikum nicht: Es forderte weitere Zugaben in einem ganz besonderen Konzert.

Die Uhr zeigte schon nach 23 Uhr und trotzdem, nach dreieinhalb Stunden in der Elsper Festivalhalle, hatte das Publikum immer noch nicht genug. Alles stand und applaudierte minutenlang. Dirigent Michael Nathen zog den letzten seiner vielen Trümpfe und lud das Publikum zum größten Chor in Lennestadt ein.

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Gemeinsam mit Orchester und den Chören und den 1000 Gästen erklang die „Winnetou-Melodie“, Handylichter und Feuerzeuge leuchteten auf, Gänsehaut pur und finaler Höhepunkt in einem Konzert für alle Sinne. Tolle Musik aus fast allen Genres, beste Unterhaltung, Emotionen in einer einzigartigen Atmosphäre, das alles gemacht, gespielt, gesungen von heimischen Akteuren.

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„Dass es so was hier bei uns gibt, das ist einfach unglaublich“, so Josef Wurm aus Ostentrop. Es gehört zum Markenkern der „Night of Sounds“ (NOS), der Mega-Musikshow, die es seit zehn Jahren schafft, immer wieder aufs Neue zu begeistern. Zwei Jahre nach dem letzten Konzert hatten die Junge Philharmonie Lennestadt, der Frauenchor „Aviva“ und der Männerchor „Gaudium“ aus Lennestadt, der Junge Chor Eslohe und viele Solisten endlich wieder Gelegenheit, „Ihr“ Publikum zu verwöhnen. Dabei begann der Abend mit einer Panne. Die Techniker hatten zwar tonnenweise Equipment in die Halle geschafft, aber es gab keinen „Konzertgong“. Kein Problem: David Löher, Projektleiter der „Night of Sounds“, verpflichtete kurzerhand Sopranistin Madeleine Wulff, die den Gong mit kurzen, wunderbaren Gesangspassagen mehr als ersetzte. Eine kleine Geste, die aber für das harmonische Miteinander des gesamten Ensembles steht, wo jeder für jeden einspringt, anpackt, improvisiert, denn sonst wäre das NOS-Projekt nicht zu stemmen. Dann startete der NOS-Express planmäßig.

Duell mit dem Dirigenten

Bei der modernen „Ouverture and Pageantry“ aus dem Musical „God with us” kam das Publikum zum ersten Mal wieder in den Genuss dieses wunderbaren voluminösen Sounds, wenn Chöre und Orchester „tutti“ musizieren. Beim „Abba“-Medley wippten die ersten Zuhörer bereits mit und beim höchstemotionalen Song „Amoi seg´ ma uns wieder“ von Andreas Gabalier, gesungen von Julian Büse (Bariton), griffen nicht wenige zum Taschentuch. Nach der obligatorischen Lennestadt-Hymne bewies Anke Eberts bei „What a feeling“ aus dem Film „Flashdance“ einmal mehr das Potenzial ihrer Stimme. Klasse! Dass Nathen und Co. auch „Slaptstick“ können, bewiesen sie bei der „Feuerfest-Polka“ mit Heiner Bartsch an einer „Eisenbahnschiene“ statt eines Ambosses. Er lieferte sich in dem Stück mit dem Dirigenten ein „Duell“ um den nächsten Ton. Beim „Italian Street Song“ verzauberte Madeleine Wulff mit ihrer klaren Stimme ebenso wie Johanna Nies (Mezzo-Sopran) beim gefühlvollen „Gabriella´s Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“.

Von Sinatra bis Udo Jürgens

Weil Country-Klänge im Sauerländer Westerndorf nicht fehlen dürfen, lieferten Anke Eberts und Heiner Bartsch (Violine) plus Band mit dem flotten Song „Callin Baton Rouge“ zum Auftakt des zweiten Teils ab. Beim „Ungarischen Tanz No. 5“ von Brahms und der Filmmusik zu „Fluch der Karibik“ von Hans Zimmer dokumentierte das Orchester, dass sich die vielen Proben in den Einzelregistern gelohnt hatten. Erst wenige Tage vor dem Konzert wurden die Register von Dirigent Michael Nathen zu einer klingenden Einheit zusammengefügt. „Der Mond ist aufgegangen“, gesungen a cappella von den Chören unterm Elsper Sternenhimmel, und das Traditional „Senzenia“ mit Hendrik Schörmann (Bariton) als Solist waren weitere Gänsehaut-Momente. Nach der rockigen Rocknummer „Living on a prayer“ mit Anke Eberts, Nadine Flach (Mezzo-Sopran) mit Band und Orchester, einem Instrumental-Medley mit den bekanntesten Klassiker von „The Voice“ Frank Sinatra leitete das emotionale Werk „Das ist dein Tag“ von Udo Jürgens das Konzertende ein. Nicht ohne einen Klassiker – das „Trinklied“ aus Verdis Oper „La Traviata“. Dies hatte sich Gisbert Baltes, der wie immer gekonnt, unterhaltsam, gespickt mit Anekdoten und Geschichten aus dem Sauerland und seinem Berufsleben als WDR-Redakteur, durch das Programm führte. Für den gebürtigen Heggener war es auf eigenen Wunsch die letzte Moderation der „Night of Sounds“. Doch auch nach zehn Jahren machte er aus seiner Begeisterung über das Konzept und die künstlerische Umsetzung durch „den einmaligen Michael Nathen“ kein Geheimnis: „Sie können nach Mailand fahren, nach Hamburg oder Berlin, es wird nirgendwo besser klingen“, lobte Baltes in den höchsten Tönen.

Dem stimmte Bürgermeister Tobias Puspas gerne zu. „Was wir hier erleben, ist Weltklasse, von Leuten, die hier bei uns leben und die wir alle kennen.“ Bevor Orchester und Chöre beim „Galopp infernal“ aus Jaques Offenbachs „Orpheus aus der Unterwelt“ als erste Zugabe das Klatschvermögen des Publikums testeten, hatte Bernd Griese, Vorstand des Hauptsponsors, der Volksbank Sauerland, noch eine richtig gute Nachricht für alle Gäste parat. Trotz schwieriger Zeiten soll es auch in Zukunft die Volksbank-Gala „Night of Sounds“ geben. Riesenbeifall.