Hofolpe. Viermal wurde vom Kreisheimatbund der Preis „Heimat lebt“ verliehen. Alle Preise haben mit dem Thema Schule zu tun.
Nach einer durch die Corona-Pandemie bedingten Zwangspause nutzten die Mitglieder des Kreisheimatbundes am Donnerstag ihre turnusmäßige Jahreshauptversammlung in der Hofolper Schützenhalle, um den Preis „Heimat lebt“ wieder zu vergeben. Mit dieser Auszeichnung würdigt der Dachverband der Heimatvereine im Kreis Olpe den Einsatz jüngerer Menschen für heimatverbundene Themen in der Praxis. Viermal rief die Vorsitzende des Kreisheimatbundes, Andrea Arens, Preisträger nach vorn. Laudatoren fassten zusammen, warum die einzelnen Leistungen als preiswürdig anerkannt worden sind. Als erste wurde Julia Kleine ausgezeichnet. Die Grevenbrückerin hat in einem Studienprojekt an der Uni Siegen das Thema „Jüdisches Leben in Attendorn“ aufgegriffen. Am Beispiel der Geschwister Stern hat sie Schülerinnen und Schüler in einer Unterrichtsreihe am St.-Ursula-Gymnasium auf historische Spurensuche geschickt. Laudator Klaus Schulte erklärte, ihm habe die Beschäftigung mit ihrer Arbeit regelrecht Freude bereitet, nicht nur, weil sie an seiner alten Schule verortet sei. Sie habe einen Wunsch von Altbürgermeister Alfons Stumpf im Grußwort zum gleichnamigen Buch von Hartmut Hosenfeld aufgegriffen und eine Unterrichtsreihe entworfen samt didaktischer und methodischer Grundlagen mit lokalgeschichtlichem Bezug. Er hoffe, ihr Modell mache Schule - und das nicht nur im Geschichtsunterricht, um Ortsbezug in den Unterricht zu bringen.
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Nils Ortmann war der zweite Preisträger: Er hat in einer Facharbeit am Rivius-Gymnasium Attendorn die Entwicklungen der Firmen Kutsch (heute Kirchhoff) und Muhr & Bender bis 1945 verglichen. Die Laudatio hatte Josef Rave verfasst, der aber verhindert war; in seiner Vertretung trug die ehemalige Vorsitzende des Kreisheimatbundes, Dr. Roswitha Kirsch-Stracke, sie vor. Ortmanns Interesse an diesem Thema sei durch den Wohlstand der Stadt Attendorn entstanden; die Entscheidung, die Betrachtung 1945 zu beenden, sei nur dem vorgeschriebenen Höchstumfang einer solchen Arbeit geschuldet. Dabei lasse Ortmann auch kritische Zeiten nicht aus; so gehe er intensiv auf die Entwicklung der Firmen in der NS-Zeit ein. Besonders würdigt Rave, dass Ortmann sich der Zwangsarbeiter angenommen hat und die Verstorbenen namentlich nennt.
Vergessene Utopie
Andrea Arens hielt die Laudatio auf Leony Schröder, die dritte Preisträgerin, die sich bei der Verleihung entschuldigen ließ. Sie hat in einer Semesterarbeit im Studiengang Architektur an der Uni Siegen die Architektur des Olper Rathauses beleuchtet. Das Rathaus sei das „Fragment einer vergessenen Utopie“, so Andrea Arens. Leony Schröder habe das einst bewunderte, dann kontrovers diskutierte Gebäude hinsichtlich seiner Baugeschichte und seiner zeitgeschichtlichen Einordnung untersucht. Dabei habe sie sogar ein Modell ausfindig gemacht, das die umfangreichen Planungen deutlich macht, die seinerzeit nicht mehr umgesetzt wurden. Nach dem „Olper Dreiklang“ aus Freizeitbad, Realschule und Rathaus, alle aus der Feder des renommierten Architekturbüros Allerkamp, war ursprünglich vorgesehen, diese Reihe bis zum heutigen „Koch’s Hotel“ zu verlängern und Olpe mit großstädtischen Zügen zu versehen. Mit dem Bau des Rathauses wurden diese Planungen aber gestoppt und eingestampft. Leony Schröder hat dazu mit Rolf Allerkamp gesprochen und am Ende ihrer Arbeit das Fazit gezogen, dass das Olper Rathaus ein Ausdruck des damaligen Lebensgefühls sei und der Architekt das Ziel umgesetzt habe, transparente Demokratie und Bürgernähe baulich umzusetzen.
Ein Tag im echten Museum
Im Bereich Grundschulen ging der Preis „Heimat lebt“ an die Klasse 3a der Düringerschule Olpe. Hier hatten sich die Jungen und Mädchen zusammen mit der Uni Siegen mit dem Projekt „Museum digital“ auseinandergesetzt und im Vorfeld der Planungen eines Olper Stadtmuseums dessen digitale Umsetzung vorbereitet. Ergebnis sei ein eigener Instagram-Kanal geworden, lobte Laudator Uli Selter. Die Schülerinnen und Schüler hätten dabei zum Inhalt gemacht, welche Geschichten sie selbst über Olpe erzählen möchten. Außer den Urkunden gewannen die jüngsten Preisträger einen Klassenausflug ins Südsauerlandmuseum samt altersgerechter Führung einschließlich normalen Besuchern nicht gewährten Einblicken hinter die Kulissen eines echten Museums. Mit langem Applaus bedachten die Mitglieder des Kreisheimatbundes die Preisträgerinnen und Preisträger.