Kreis Olpe/Bad Berleburg. Lucas von Fürstenberg gehört zu den Waldbesitzern im Kreis Olpe, die Schäden durch die Wildrinder erlitten haben. Er ist erleichtert wie zornig.

Das Aus des Wisent-Ansiedlungsprojekts, das der Kreis Siegen-Wittgenstein am Mittwochabend verkündet hat (wir berichteten), wirkt sich auch auf den Kreis Olpe aus. Zwar war der Kreis nie an diesem Projekt beteiligt, was aber wohl auch Teil des Problems war. Lucas von Fürstenberg ist die Erleichterung am Telefon anzuhören: „Es ist gut, dass endlich etwas entschieden wurde und die Richtung klar wird“, kommentiert der Waldbesitzer, der im Raum Rüspe große Forsten im Eigentum hat, die Entscheidung des Kreises Siegen-Wittgenstein. Fürstenberg gehört zu den Waldbauern, deren Bestände von den Wittgensteiner Tieren regelmäßig heimgesucht und geschädigt wurden, einerseits durch das umfassende Abfressen von Trieben, andererseits durch das Abschälen von Rinde.

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Fürstenberg spricht von einer „Bruchlandung mit Ansage“, einem Projekt, das zwar faszinierend, aber nicht zu Ende gedacht worden sei. Die Reaktion des Wisentvereins, die freilaufenden Tiere kurzerhand eigenmächtig als „herrenlos“ zu deklarieren, macht Fürstenberg zornig. „Der Winter steht vor der Tür. Bislang war das für uns in dieser Hinsicht die ruhigste Zeit, weil die Wisente da ja gefüttert wurden und dadurch in Wittgenstein geblieben sind. Fällt das jetzt flach, haben wir die den ganzen Winter in unseren Wäldern, und wir haben gerade Eichen neu gepflanzt. Das wird dann alles kaputtgemacht.“ Er geht davon aus, dass spätestens die Landesregierung reagieren und eine Lösung für das gescheiterte Projekt finden muss. Fürstenberg ist Sprecher einer informellen Gruppe von Waldbauern aus dem Kreis Olpe, die die Klagen ihrer Kollegen aus dem Hochsauerland ideell unterstützt und stets interessiert verfolgt haben. „Nun gilt es zu prüfen, ob man vielleicht sogar gegen handelnde Personen des Vereins vorgeht, um weiteren Schaden abzuwenden“, so Lucas von Fürstenberg. „Man kann doch nicht einfach sein Eigentum im Wald aussetzen und dann eigenmächtig als herrenlos erklären.“ Für ihn sei das nicht weniger als eine illegale Auswilderung.

Nachbarn nicht eingebunden

Er blickt zurück auf die Anfänge des Wisent-Projekts: „Man hätte die Nachbarn im Kreis Olpe und im Hochsauerlandkreis von Anfang an einbinden müssen. Und auch dieser jüngste Schritt jetzt ist wieder nicht kooperativ.“ Erst kürzlich habe er neue Schäden an Bäumen im Raum Rüspe gemeldet, „da müssen wir jetzt sehen, wer sich darum kümmert“. Er unterstütze die Entscheidung des Kreises Siegen-Wittgenstein und bedauere die Reaktion des Vereins, „das ist natürlich die ultimative Konfrontation, damit wurde jeglicher gütliche Lösungsspielraum genommen“.

Oliver Bonzel sieht das Ganze ähnlich: Er ist Pächter einer Jagd bei Hillmicke und gehört zu denen, die ein Wisent dort zeitweise zu Gast hatten. „Leider habe ich den jungen Bullen nicht gesehen, wohl aber seine Spuren und seine Lagerstätte. Mein Jagdaufseher rief mich irgendwann aufgeregt an: Er hatte das faszinierende Tier im Mondlicht bei Schnee beobachten können. Natürlich sind Wisente faszinierend und aus jagdlicher Sicht kein großer Eingriff in unsere Struktur, anders als der Wolf. Aber ich kann die Waldbauern gut verstehen. Das Projekt wurde nie richtig zu Ende gedacht. Es wurde beispielsweise nicht berücksichtigt, dass sich junge Bullen von der Herde absondern und selbstständig umherstreifen. Als der Wisent bei mir auftauchte, habe ich in Wittgenstein angerufen und Bescheid gegeben, für mich war eigentlich klar, die kommen jetzt mit einem Betäubungsgewehr, laden den dann auf einen Anhänger und bringen ihn zur Herde zurück. Dass das Tier einfach weiter umherstreifen durfte, das habe ich absolut nicht verstanden.“

Das bei Hillmicke und später in Hünsborn beobachtete Tier ist inzwischen tot: Es wurde schwer verletzt im Westerwald entdeckt und von einem Jäger von seinen schweren Verwundungen erlöst. „Für Naturliebhaber ist das alles wunderschön, aber es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt“, so Bonzels Urteil.

Gemeinde macht weiter wie gehabt

Die Stellungnahme des Kreises Olpe fällt so knapp aus wie möglich: „Der Kreis Olpe möchte zum Thema ,Wisente’ kein Statement abgeben, da er zu keinem Zeitpunkt Partner des Projekts war“, teilt Pressesprecher Holger Böhler auf Anfrage unserer Zeitung mit. Umfassender äußert sich der Bürgermeister der Gemeinde Kirchhundem, Björn Jarosz: „Wir haben offiziell noch überhaupt nichts gehört, weder vom Trägerverein noch vom Kreis Siegen-Wittgenstein. Deshalb werden wir bis auf weiteres genau so weiterverfahren wie bisher, wenn uns Schälschäden gemeldet werden. Die hat unser Ordnungsamt immer dem Trägerverein zur Regulierung gemeldet, und das werden wir auch weiterhin so handhaben.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass ein Verein sich so einfach aus der Verantwortung stehlen könne: „Nach allem, was ich hier mitbekommen habe, kann ich den Unmut der Waldbauern sehr gut verstehen.“ Für ihn sei klar, dass der bestehende Vertrag zur Freisetzung der Tiere erfüllt werden müsse und nicht kurzerhand aufgekündigt werden könne. „Wir haben die Tiere ja nicht ausgesetzt, uns hat nie jemand gefragt, daher trifft uns diese neue Entscheidung auch unvorbereitet.“ Er warte nun sehr gespannt, dass sich Nachbarkreis oder Verein bei der Gemeinde melden.