Kreis Olpe. Warum drei Verbände 20 Jahre nach einer vehementen Ablehnung durch den Kreistag eine neue Initiative wagen und sie als vielversprechend ansehen.
Der Kreis Olpe ist in einiger Hinsicht einzigartig. Der kleinste Kreis in Nordrhein-Westfalen ist auf viele Besonderheiten stolz. Neben Eigenschaften, die er anderen voraus hat, gibt es aber auch eine solche, die viele als Mangel empfinden: Als einziger Flächenkreis in Nordrhein-Westfalen hat der Kreis Olpe keine Biologische Station. Das soll nun anders werden – 20 Jahre nachdem der Kreistag der Einrichtung einer solchen Station zuletzt eine Absage erteilt hat, wollen der Kreisheimatbund, der Naturschutzbund (NABU) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) einen neuen Anlauf wagen. Zunächst nutzt der Kreisheimatbund (KHB) die neueste Ausgabe seiner Mitgliederzeitschrift „Südsauerland – Heimatstimmen“, um für diesen Plan zu werben. Auf der Homepage des Dachverbands aller Heimatvereine ist ein umfangreiches Positionspapier hinterlegt worden, das als Sammlung von Argumenten für eine solche Biologische Station verstanden werden soll.
In Nordrhein-Westfalen existieren rund 40 solcher Biologischer Stationen. Zu ihrem Aufgabenspektrum gehört neben der wissenschaftlichen Feldarbeit auch das Ausarbeiten und Durchführen von Maßnahmen zum Schutz bestimmter Gebiete sowie Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.
Dario Wolbeck, Matthias Klein (beide NABU Olpe), Gerhard Hüttemann (BUND Olpe) und Dr. Roswitha Kirsch-Stracke (KHB) haben dieses Positionspapier vor wenigen Tagen online gestellt und wollen damit in die politische Diskussion einsteigen. Der Anlass, um nach der vernichtenden Ablehnung im Jahr 2002 einen neuen Anlauf zu wagen, liegt laut den Verfassern in der Klima- und Artenschutzkrise begründet.
„Olper Lösung“ ist zu dünn
Als der Kreistag im Jahr 2002 die Einrichtung einer Biologischen Station vornehmlich aus finanziellen Gründen ablehnte, wurde als Alternative die „Olper Lösung“ propagiert, eine Kooperation mit der Wasserwirtschaft. Ziel war verstärkter Gewässerschutz unter anderem durch die Beratung und Unterstützung landwirtschaftlicher Betrieben hinsichtlich einer gewässerschonenden Bewirtschaftung. „Ein konkreter Naturschutz mit Artenschutz und Lebensraumschutz mit wissenschaftlichen Projekten oder der Betreuung von Umweltbildung ist darin nicht enthalten“, fassen die Autoren kritisch zusammen.
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Der verstärkte Wasserschutz im Kreis Olpe sei zwar eine sicherlich berechtigte Aufgabe. „Die Kooperation ist mit einer Biologischen Station jedoch nicht zu vergleichen und kein Ersatz.“ Das Angebot einer Biologischen Station fehle und sei zu spüren, beispielsweise dadurch, dass bei Umweltbildungsangeboten der Verbände der Kreis der Interessierten stets größer sei als das Angebot freier Plätze. „Auch das Potenzial für populäre Forschungsprojekte in der Region ist offenbar vorhanden, so führt das Naturschutzzentrum Märkischer Kreis ein Projekt zur Erforschung historischer Obstsorten auch in einem Teil des Kreises Olpe durch, dass sich hier großer Unterstützung erfreut“, heißt es weiter. Hier wird auf die Wiederentdeckung des „Hünsborner Kornprümchens“ hingewiesen, einer in Vergessenheit geratenen Pflaumensorte. „Der Kreis Olpe besitzt eine außerordentlich vielfältige Ausstattung an Arten, Landschaftstypen und Lebensräumen, zudem ist er ein wirtschaftlich erfolgreicher und touristisch beliebter Raum. Damit dies so bleibt, ist es nötig, die Lebensqualität der ansässigen und der in die Region kommenden Menschen zu erhalten. Bisher wird hiergroßes Potenzial verschenkt“, so die Initiatoren.
Tourismus würde Nutzen ziehen
Weiterhin führen sie aus, dass die Gründe, die vor 20 Jahren gegen eine Biologische Station angeführt wurden, aus heutiger Sicht vielfach anders beurteilt werden könnten. „In Zeiten, in denen Natur- und Artenschutz als Wählerwille in der Öffentlichkeit und der politischen Landschaft angekommen sind, fördert ein diesbezügliches Engagement die Wahrnehmung, dass man sich im Kreis Olpe dem öffentlichen Diskurs und den Notwendigkeiten zur Bewältigung der Klima- und Artenschutzkrise stellt“, heißt es in dem Positionspapier. „Die durch eine Biostation zur Verfügung gestellte Fachkompetenz kommt damit auch den Säulen Naturschutz und Tourismus des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge zugute. Hier wird im Übrigen keine Konkurrenz gesehen, da sich die Biostationen traditionell mehr auf den konkreten Flächen- und Artenschutz sowie Betreuung der landwirtschaftlichen Betriebe konzentrieren. Auch in anderen Kreisen arbeiten die Biostationen und Naturparke gut als Partner zusammen mit Synergieeffekten für die Natur, die darin lebenden Menschen und den Tourismus.“
NABU, BUND und Kreisheimatbund fordern in dem Positionspapier den Kreistag auf, zeitnah einen interfraktionellen Arbeitskreis aufzustellen, der sich dem Vorschlag zur Einrichtung einer Biologischen Station für den Kreis Olpe widmet. Zudem rufen sie alle Verbände zum konstruktiven Dialog auf. Dieser dürfte nun nach Bekanntmachen des Positionspapiers Fahrt aufnehmen.