Wenden. Seit 1985 wirkt Michael Niklas beim Wendener Bauhof bei der Organisation der Kärmetze in Wenden mit. Der 54-Jährige hat schon viel erlebt.

Am Samstag, 13. August, um 15 Uhr ist es endlich wieder soweit. Nach der Corona-Zwangspause wird Bürgermeister Bernd Clemens mit dem Fassbieranstich vor dem Riesenrad die Wendener Kirmes eröffnen. Es ist die 269. Auflage des größten Volksfestes in Südwestfalen. Die Sehnsucht ist groß, das Kirmesfieber immens. Einer, der seit 1985 im Hintergrund bei der Organisation der Kärmetze mitwirkt, ist Michael Niklas. Er begann damals seine Ausbildung bei der Gemeinde Wenden und ist heute Leiter des Bauhofes.

Der Bauhof hat bei der Wendener Kirmes viel Arbeit. Wann geht es los?

Mehrere Wochen vor der Kirmes geht es los mit dem Aufhängen der Willkommensbanner, dem Freischneiden der Fluchtwege, Überprüfung und Instandsetzung der Betonsperren und Absperrschranken und diversen Bestellungen mit Lieferzeiten. Probleme gab es bei den Batterien für die Lampen. Die mussten wir früh genug bestellen, sie sind wichtig. Wir müssen die Wald- und Wiesenwege freischneiden, damit Krankenwagen und Feuerwehrwagen durchkommen. Für die Kirmes brauchen wir die, sonst kommt man nicht an die Stände heran.

Wann startet die heiße Phase der Kirmes-Vorbereitung?

Intensiv wird es eine Woche vor der Kirmes. Dann folgen Mähen der Festplätze, Tierschauwiese und Parkplätze, Abräumen des Marktplatzes, der Skaterbahn und Entfernen störender Bügel und Absperrpoller. Außerdem müssen 600 Schilder für die Verkehrslenkung aufgestellt werden. Hier ist die Tendenz steigend.

Mit wie vielen Leuten ist der Bauhof im Einsatz?

In der Vorbereitung sind es zehn Leute und während der Tage der Kirmes sind alle im Einsatz. Wir machen dann Bereitschaftsdienst. Für alles, was mit der Verkehrslenkung zu tun hat, sind wir zuständig. Auch bei den Aufräumarbeiten sind alle Mitarbeiter dabei.

Gibt es eine Aufgabenteilung? Wie wird das organisiert?

Jede Kolonne hat ihr eigenes spezielles Aufgabengebiet. Das spart Zeit, es gibt keine Verzögerungen. Organisiert werden muss nicht mehr viel, außer es kommt zu Neuerungen.

Sind die Anforderungen bzw. Aufgaben für den Bauhof bei der Wendener Kirmes im Vergleich zu früher gestiegen?

Ja, das ist ganz klar mehr geworden. Die Anforderungen bzw. Aufgaben sind seit den Vorkommnissen bei der Love Parade 2010 und dem Anschlag auf den Breitscheidplatz in Berlin 2016 merklich hinsichtlich des Sicherheitskonzeptes gestiegen. Nach der Vollsperrung am Freitag um 13 Uhr können wir die Betonsperren aufstellen und die zusätzliche Fluchtweg-Beschilderung anbringen. Das muss dann alles fluppen bis Samstag. Das gilt auch am Mittwoch für die Reinigung des Ortskerns bis Ende der Vollsperrung um 18 Uhr. Auch müssen wir auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren, zum Beispiel müssen wir bei starkem Regen die unbefestigten Wege und Plätze absplitten.

Hat es auch schon mal Proteste gegeben von Kirmes-Besuchern oder Anliegern wegen der Sperrung von Straßen?

Proteste von Anliegern bzw. Besuchern hinsichtlich der Sperrungen sind mir nicht bekannt. Wir vom Bauhof fühlen uns aber bei den Reinigungsarbeiten am Montag und Mittwoch trotz Vollsperrung von dem vielen Fahrzeugverkehr im Ort gestört. Viele sagen: Kirmes ist vorbei, die Vollsperrung interessiert uns nicht. Wir fahren zum Bäcker und holen uns Brötchen.

Gibt es eine Begebenheit, an die Sie sich bei der Kirmes in den Jahren als Bauhofleiter besonders erinnern?

Als Bauhofleiter nicht, aber das bin ich ja erst seit 2016 und zweimal ist die Kirmes ausgefallen. Aber als Mitglied der Kolonne vom Bauhof in der Zeit davor könnte ich ein Buch schreiben.

Was stünden denn da für Anekdoten drin?

Montag ist ja immer Ruhetag Da haben wir dann schon mal ein paar Extrafahrten gemacht. Der Besitzer des Fahrgeschäftes am Marktplatz war ein guter Bekannte. Da haben wir gesagt: Komm, schmeiß mal eben das Karussell an. Dann wurde die Reinigung unterbrochen und wir sind erstmal Karussell gefahren. Zwischen den beiden Festplätzen gibt es die Holzbrücke. Einmal ist der Müllwagenfahrer montags auf die Brücke gefahren, es hat geknackt und sie ist abgesackt. Das mussten wir dann bis Dienstag reparieren.

Die letzten beiden Jahre ist die Kirmes ausgefallen. Was hat der Bauhof stattdessen für Arbeiten erledigt?

Bei der Kirmes im Jahr 2019 haben wir 1010 Stunden Arbeit geleistet. Die Kirmes wirft uns um zwei bis drei Wochen zurück. Die eigentlichen Aufgaben, die normalen Arbeiten des Bauhofes stehen still und müssen aufgeholt werden. Es wächst ja alles weiter, die Straßen reparieren sich nicht von selbst. Es entstehen Verzögerungen, hauptsächlich in der Straßen- und Grünschnittunterhaltung.

Wie haben Sie persönlich die beiden ausgefallenen Kirmes-Wochenenden in 2020 und 2021 verbracht?

Beim ersten Mal habe ich meinen Jahresurlaub vorverlegt und bin an den Gardasee gefahren. Zur Kirmeszeit war das Dorf leer, das wollte ich mir nicht antun. Beim zweiten Mal war ich mit Freunden am Altenhofer Sportplatz beim Krombacher Dreiklang.

Was ist für Sie das Besonderes an der Kärmetze?

Erstens: Die Vorfreude, angefangen von der Kabelverlegung lange vor der Kirmes bis hin zur Probefahrt. Zweitens: Die gute Laune, Stimmung der Wendschen vor und während der Kirmes. Das ist Thema Nummer eins im Ort, jeder freut sich. Drittens: Die Freundschaften zu einigen Schaustellern, dass man auch mal telefoniert, wenn keine Kirmes ist.

Wie verbringen Sie persönlich die Kirmestage?

Am Samstag bin ich nachmittags beim Fassbieranstrich, dann beim Meinungsaustausch im Hotel Zeppenfeld und abends schaue ich das Höhenfeuerwerk an, das ja dieses Jahr leider nicht stattfinden kann. Sonntag und Dienstag gibt es Trödeln mit der Familie und Treffen mit Freunden und Bekannten. Montag und Mittwoch muss ich zeitig aufstehen. Dann klingelt um 6 Uhr der Wecker. Das ist vor allem mittwochs knallhart.

Haben Sie ein Lieblingsfahrgeschäft?

Früher Enterprise, heute kein besonderes mehr.

Haben Sie einen Wunsch für die Zukunft bei der Kirmes?

Es gibt nur einen Wunsch: zurück zum Glasbier. Man könnte es versuchen mit Gläsern mit Pfand. Ich glaube nicht, dass es dann so viele kaputte Gläser geben würde. Bei anderen Veranstaltungen geht das ja auch.