Fahlenscheid. Der Kreis Olpe braucht neue Ärzte. „Der Markt allein wird das Problem nicht richten“, so Landrat Theo Melcher. Jetzt gibt es ein neues Projekt.

Das Ziel war es, Studierenden der Medizin den Beruf als Landarzt im Kreis Olpe schmackhaft zu machen. Beim sogenannten „Meet and Greet Medizin“ des Projekts „Localhero“ (LOngitudinales Curriculum ALlgemeinmedizin zur Stärkung der Hausärztlichen VErsorgung in ländlichen RegiOnen) am 10. August an der Skihütte in Fahlenscheid wurde durch die Stimmen der beteiligten acht Nachwuchsärztinnen und -ärzte klar, dass die Region bereits jetzt einen starken Eindruck hinterlassen hat. Bei dieser Veranstaltung zum Kennenlernen, Austausch und Aufbau von Netzwerken machte Landrat Theo Melcher seine Zufriedenheit über den erfolgreichen Start der Praktika in lokalen Arztpraxen klar. Unter anderem bedankte er sich bei beteiligten Personen wie Friederike Weber, die als Ärztin in Weiterbildung Ansprechpartnerin für die Studierenden und selbst aus Bonn ins Sauerland zurückgekehrt ist. Er erhofft sich, dass diese erste Phase des Projekts vom 08. bis 12. August und das Konzept an sich ein „Mosaikstein“ unter vielen sein wird, um junge Menschen für die Region zu gewinnen. „Der Markt allein wird das Problem [des Fachkräftemangels] nicht richten“, unterstrich er.

Großes Lob für die Organisation und Versorgung

Die acht jungen Leute von der Universität Witten leben in zwei Ferienwohnungen während ihrer ersten Praxiserfahrung auf dem Land. Das Programm schließt neben der medizinischen Arbeit auch lokale Freizeit mit ein, wie Stand-up-Paddling auf dem Biggesee und einem gemeinsamen Frühstück. Diese Zusatzangebote waren einer der Hauptgründe für die Beteiligten, sich für diese Initiative anzumelden. Der andere war das Versprechen einer besseren Ausbildung, denn so früh im Medizinstudium eine solche Fülle an praktischer Erfahrung wie in einer Landpraxis zu machen, ist nicht selbstverständlich. Bei ihrer Arbeit loben die Studierenden die Modernität der Arbeitsplätze, z. B. die Präsenz von Videoanrufen. Besonders froh aber sind sie über die Freundlichkeit der Kolleginnen und Kollegen. „Auf dem Land ist man auf Augenhöhe, ist Teil des Teams“, schwärmte die 26-jährige Özlem Duru aus Bochum. Als examinierte Kinderkrankenpflegerin habe sie schon viele Praxen erlebt, aber so gut wie hier sei sie noch nie versorgt worden.

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Im Rahmen dieses Praktikums wurden unter anderem Patientinnen und Patienten speziell gefragt, ob sie sich vom besuchenden Nachwuchs untersuchen lassen wollen. Justus Klein, 24 Jahre und aus Hattingen an der Ruhr bei Bochum, nennt den Patientenkontakt als sein bisher schönstes Erlebnis. Der gleichaltrige Jaspar Bokelmann aus Oldenburg in Niedersachsen findet den persönlichen Kontakt beim Arztberuf sehr wichtig und auf dem Land komme man Patientinnen und Patienten besonders nahe. Bei den dortigen zu behandelnden Personen „kriegt man alles Drumherum mit“, z. B. die Familie, erklärte er. Während sich mehrere Arbeit in einer ländlichen Umgebung vorstellen können, decken die angestrebte Spezialisierung von gegenwärtiger Unsicherheit über Allgemeinmedizin und Gynäkologie ein breites Spektrum ab.

Anziehungskraft des Kreis Olpe liegt in seiner Landschaft

Große Einigkeit herrscht bei einem Aspekt: „Der Kreis spricht für sich alleine mit der Natur“, „die Landschaft kann was“ sowie „schöner als die Stadt“ waren die Kommentare zur Umgebung des Kreis Olpe und des Sauerlandes an sich. Beim Projekt konnten sich die Beteiligten grob die Region aussuchen und das Endergebnis war nicht jedermanns erste Wahl gewesen. Ein paar Studierenden war die Lokalität bekannt, vor allem dem 22-jährige Vigny Ngakanou, der aus Siegen stammt und gerne „im Grünen“ sein wollte. Diejenigen ohne Erfahrungen mit der Region hatten klare Erwartungen: Natur und bergig. Das Endergebnis nach aktivem Kennenlernen: „Es fühlt sich wie Urlaub an“, einschließlich Einladung zur Wendener Kirmes natürlich. Die zweite Phase des 2022 begonnenen und bis 2024 andauernden Projekts wird in der Karnevalszeit stattfinden, wobei den Studierenden scherzend geraten wurde, ein „Kostüm vorzubereiten.“

Vorerst bis Freitag, den 12. August, wird der Nachwuchs in folgenden Arztpraxen lernen: Luisa Eichler, 26 Jahre aus Münster, bei Spieren & Kollegen in Hünsborn; Cedric Salscheider, 21 Jahre aus Bergisch-Gladbach, bei Hausärzte Lennestadt, Gemeinschaftspraxis für Allgemeinmedizin in Altenhundem; Renee Wessollek, 24 Jahre aus Bochum, bei Dr. med. Andreas Umlauf in Bilstein; Justus Klein in der Praxis für Familienmedizin Junker und Arattukulam in Olpe; Jaspar Bokelmann in der Fachübergreifenden Gemeinschaftspraxis Dres. Med. Rustemeyer & Dr. med. Falke in Attendorn; Özlem Duru in der Praxis Koblenzer Straße in Gerlingen; Fedra Immer, 23 Jahre aus Reutlingen bei Tübingen, bei Dr. med. Hedwig Hamers in Heggen; Vigny Ngakanou bei Dr. med. Christoph Bäumker und Dr. med. Manfred Kreuzer in Drolshagen.