Kreis Olpe/Sylt. Urlaub auf Sylt muss nicht teuer sein. Da bietet sich das 9-Euro-Ticket doch hervorragend an. Ein Selbstversuch von Lennestadt nach Westerland.

Sylt – die Lieblingsinsel der Deutschen. Wer schon einmal dort war, hat sich unsterblich verliebt in diese facettenreiche Insel. Keine andere Insel ist häufiger in den Medien. Sie gilt als die Insel der Schönen und Reichen. Doch dieses Image ist überholt, denn längst machen dort normale Bürger wie Sie und ich Urlaub. Paare, junge Familien, Hundebesitzer, Singles und Senioren sind fasziniert von der Schönheit.

Von Lennestadt-Grevenbrück in elf Stunden nach Sylt mit dem  9-Euro-Ticket.
Von Lennestadt-Grevenbrück in elf Stunden nach Sylt mit dem 9-Euro-Ticket. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Wer nach Sylt reist, hat die Möglichkeit drei Reisewege zu wählen. Per Auto- oder Personenzug über den Hindenburgdamm, per Flugzeug (Sylt hat einen eigenen Flughafen, auf dem sogar Flugzeuge vom Typ Airbus 320 landen) oder mit der Fähre über die dänische Insel Rømø. Für meinen diesjährigen Sommerurlaub in Westerland habe ich bewusst das 9-Euro-Ticket gewählt – um aufzuzeigen, dass auch im Urlaub sparen möglich ist, in Zeiten in denen alles teurer wird. Und was die zahlreichen Punks können, die sich derzeit eine schöne Zeit auf Sylt machen, das nutzen wir doch gerne auch.

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Elf Stunden Zugfahrt

Los geht es Anfang Juli am Startbahnhof in Grevenbrück. Mit Koffer und Rucksack bepackt warten wir geduldig morgens um 7.15 Uhr auf den Zug Richtung Hagen und siehe da: nahezu pünktlich geht es um 7.19 Uhr los in unser 9-Euro-Ticket-Abenteuer nach Sylt. Die Ankunftszeit in Westerland soll um 18.35 Uhr sein – also etwa 11 Stunden später – und wir müssen insgesamt sechs Mal umsteigen, denn das Ticket gilt bekanntlich nur in Nahverkehrszügen. Ein vergleichbares Ticket (Sparpreis) hätte pro Person 86,15 Euro gekostet. Die Fahrtzeit hier: 7.40 Uhr bis 15.35 Uhr mit Umstieg in Dortmund und Hamburg Altona. Wir hätten es einfach haben können, wollen jedoch mit dem 9-Euro-Ticket sparen.

Der Leuchturm am Ellenbogen in List, Deutschlands nördlichster Punkt.
Der Leuchturm am Ellenbogen in List, Deutschlands nördlichster Punkt. © WP | Nadine Niederschlag-Grebe

Also ist unser erster Zwischenstopp in Hagen mit einem Aufenthalt von rund einer Stunde, bis der nächste Zug nach Münster kommt. Zeit für ein kleines Frühstück mit mitgebrachten Brötchen und einem gekühlten Sekt. Auch der Anschluss nach Münster fährt pünktlich ab, verliert auf der Fahrt jedoch einige Minuten, so dass wir in Münster von Gleis 3 bis Gleis 12 (von hier geht es weiter nach Osnabrück) einen kleinen Run hinlegen müssen. Geschafft!

Klappsitze im Fahrradwagen

Auch den Zug nach Osnabrück haben wir erreicht, denn von dort geht es weiter nach Bremen. Mit 18 Minuten Umstiegszeit sollten wir wohl hinkommen, wenn nichts dazwischen kommt. Rund eine Stunde und 15 Minuten dauert die Fahrt von Bremen nach Hamburg und es macht sogar inzwischen Spaß mit den Trödelzügen durch halb Deutschland zu fahren. Wir lernen unglaublich viele Menschen kennen, kommen ins Gespräch mit Punks, die neben ihren bunten Haaren auch ihr Hab und Gut mit sich tragen, um an der Nordsee „abzuhängen“ und bekommen sogar in allen Zügen einen Sitzplatz, auch wenn es manchmal die Klappsitze im Fahrradabteil sind.

Auf Klappsitzen im Fahrradabteil mit einem Gläschen Sekt - so startet der Urlaub nach Sylt.
Auf Klappsitzen im Fahrradabteil mit einem Gläschen Sekt - so startet der Urlaub nach Sylt. © WP | Nadine Niederschlag-Grebe

Auch in Hamburg am Hauptbahnhof geht’s entspannt weiter – ins mit der Nordbahn Eisenbahngesellschaft 30 Minuten entfernt gelegene Elmshorn, denn dort ist unsere letzte Station, wo wir umsteigen müssen. Denn hier hält der Regionalexpress RE6 nach Westerland auf Sylt. Wir sind unserem Ziel schon ganz nahe und bilden uns ein, das Meer riechen zu können. Mittlerweile haben wir 16 Uhr – nur noch rund 3,5 Stunden – dann sind wir endlich da. Die Erleichterung ist riesig, im letzten Zug vorm Ziel zu sitzen, schließlich wären wir ohne 9-Euro-Ticket längst am Ziel angekommen (15.35 Uhr).

Vom Bahnhof zum Meer

Um 18.30 Uhr rauschen wir über den Hindenburgdamm. Die wenigen Minuten Verspätung sind fast egal, denn spätestens jetzt, wissen wir, dass gleich der Urlaub beginnt. Um 18.45 ist Endstation in Westerland, wir schnappen unser Gepäck und schlendern gemütlich die Friedrichstraße, bekannt als die Westerländer Einkaufs- und Flaniermeile, rauf bis zum Tor zum Glück – das Tor, das schnurstracks zum Meer und zum weißen Sandstrand führt. Total happy, aber etwas müde von der langen Fahrt gönnen wir uns auf der Strandpromenade ein kaltes Getränk, ehe wir zur Unterkunft gehen. Unsere Ersparnis bis hier hin pro Person sind 77,15 Euro.

Geschafft! Nach 11 Stunden Zugfahrt kommt Nadine Niederschlag-Grebe in Westerland auf Sylt an.
Geschafft! Nach 11 Stunden Zugfahrt kommt Nadine Niederschlag-Grebe in Westerland auf Sylt an. © Privat

Auch für unseren Aufenthalt auf Sylt haben wir tolle Pläne geschmiedet. Wir möchten viel sehen und erleben: Einmal ums Rantumbecken gehen, in der Sansibar speisen (hier haben wir extra im Februar einen Tisch reserviert), eine Leuchtturmbesichtigung in Hörnum erleben, die St. Severin Kirche in Keitum besuchen, mit einem Spaziergang an der Wattseite entlang durch die Braderuper Heide bis Kampen und eine Wanderung zum nördlichsten Punkt Deutschlands stehen auf dem Programm. Praktisch, dass auf Sylt ebenfalls das 9-Euro-Ticket seine Gültigkeit hat und so nutzen wir dies natürlich, denn die Busse auf Sylt fahren teilweise im 20-Minuten-Takt von List im Norden, bis Hörnum im Süden.

9-Euro-Ticket in Sylts Bussen

Für die Fahrten nach Hörnum und List sparen wir jeweils 5,25 Euro. Die Fahrt nach Rantum hätte regulär 2,80 Euro gekostet, ebenfalls die Fahrt für eine Besichtigung der Hochzeitskirche des Herrn Lindner hätten wir 2,80 Euro zahlen müssen. Für alle unsere Busfahrten auf der Insel Sylt sparen wir während unseres Aufenthaltes über 25 Euro pro Person. Irgendwann ist dann auch der schönste Urlaub vorbei und zurück geht es selbstverständlich mit dem immer noch im Juli gültigen 9-Euro-Ticket. Und wieder sparen wir, denn der reguläre Preis für die Rückfahrt würde 63,65 Euro betragen. Wir entscheiden uns für 11 Stunden Fahrtzeit (5 Umstiege) anstatt der teuren Variante von 8 Stunden (zwei Umstiege). Fazit: Ersparnis insgesamt mit dem 9 Euro-Ticket: 165,80 Euro pro Person. Kann man mal machen, wenn alles reibungslos klappt und man die Anschlusszüge erreicht. Und außerdem können wir das 9-Euro-Ticket noch den ganzen Juli nutzen und somit haben wir bereits einen Wochenendtrip nach Köln geplant.