Olpe. Weihbischof Holtkotte unterbrach seine Firmreise, um dem neuen, gemeinsamen Standort den Segen zu geben.
Nach gut 50 Jahren haben die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung (KEFB) und die Dekanatsstelle, also die Verwaltungsabteilung der katholischen Kirche im gesamten Dekanat Südsauerland, sowie der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) ihre Räumlichkeiten an der Olper Friedrichstraße verlassen und ein neues Zuhause bezogen. Am Freitag fand die feierliche Einweihung der neuen Räumlichkeiten statt, die in Olpe im Haus Bruchstraße 53 untergebracht sind, einem Gebäude, in dem bislang eine Steuerberaterkanzlei zu Hause war und das für die neue Nutzung komplett umgebaut worden ist. Das alte „Zuhause“, das Caspar-Klein-Haus des Gemeindeverbands, wurde von diesem an den Olper Architekten Axel Stracke verkauft, der es saniert und wiederum an den Gemeindeverband vermietet, der dort bleiben wird und das Haus zudem zur Erweiterung des benachbarten St.-Marien-Kindergartens nutzen wird.
Olpe statt Siegen
Die neuen Räume schaffen auch neue Möglichkeiten. Dechant Andreas Neuser als Hausherr begrüßte zur Einweihung zahlreiche Gäste und wies auf den Zeitpunkt der Einweihung hin: kurz vor Pfingsten, dem „Geburtstag der Kirche“. Er sehe dies als Zeichen, denn so wie die verängstigten Jünger frischen Wind „von oben“ verspürt hätten, solle die Arbeit der Bildungsstätte und auch des BDKJ sein. Der Leiter der KEFB Südwestfalen, Ulrich Schumacher, blickte kurz auf die Geschichte des Umzugs zurück. Nachdem der Gemeindeverband seine Verkaufspläne für den „kleinen Vatikan“ verkündet habe, sei eine kurze, intensive Suche gestartet worden. Hätte diese nicht so schnell ein so gutes Ergebnis gebracht, dann wäre die KEFB von Olpe nach Siegen umgezogen, so Schumacher, doch der neue Standort erfülle alle Ansprüche: Er sei zentral, per öffentlichem Personennahverkehr zu erreichen und verfüge über genügend Parkraum.
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Die eigentliche Einsegnung der Räume übernahm Weihbischof Josef Holtkotte, der gerade auf Firmreise in Südwestfalen unterwegs ist. Er betonte, die KEFB wie der BDKJ stünden für das, was die Kirche leiste. Auch wenn diese in einer schweren Krise stecke: „Die Kraft ist dieselbe wie vor 2000 Jahren, aber es gelingt uns nicht, das zu vermitteln.“ Er griff ein Bild auf, das Papst Johannes XXIII. verwendet hat: Die Kirche sei der Brunnen, an dem das ganze Dorf seinen Durst stillen könne. Nur kämen derzeit längst nicht mehr alle, und das Wasser sei eingetrübt und erscheine manchem als verdorben. Die Arbeit in Bildung und Jugendarbeit sei zentrale Aufgabe der Kirche: „Menschen Mut machen und sie voranbringen.“ Damit erfüllten KEFB wie BDKJ genau diese Aufgaben, sie stünden für das, was Kirche im Alltag leiste, und zwar nicht nur für Mitglieder der Kirche. Er zitierte Papst Johannes-Paul II., der erklärt hat: „Der Mensch ist der Weg der Kirche.“ So solle es sein: Die Kirche solle mit den Menschen gehen und ihnen nicht die Wege vorschreiben.
Vaterunser auf Platt
Dies sei auch genau seine Vorstellung von Kirche, dankte Landrat Melcher. Er erinnerte an die Tradition des ursprünglichen Standorts und dass sicherlich auch Wehmut entstanden sei, diesen aufzugeben, aber „oft lohnt sich Veränderung“. In diesem Fall habe sie schon technisch ganz neue Wege eröffnet. Bürgermeister Weber hatte als Geschenk ein von Kirchenmaler Rolf Römhild gestaltetes Bild eines Kreuzes mitgebracht, auf dem das Vaterunser in Ölper Platt niedergeschrieben ist. Weber berichtete, der Werdegang der „neuen KEFB“ habe ihn sehr an die Diskussion um das neue Rathaus erinnert, wo praktisch identisch die Frage habe geklärt werden müssen, ob man im Bestand saniere oder ganz neu anfange.
Nachdem der Bischof jeden Raum gesegnet hatte, nutzten die Gäste die Gelegenheit zu einem Rundgang durch die Räumlichkeiten, zu denen nicht nur Büro- und Seminarräume, sondern auch eine Turnhalle gehören. Im Volksmund immer noch oft „Familienbildungsstätte“ genannt, ist die KEFB längst viel mehr: ein Bildungsträger, der eigenständig wie in Kooperationen ein vielfältiges Angebot nicht nur, aber weiterhin auch für Familien vorhält. Die Angebote finden nicht nur in der KEFB statt, sondern auch außerhalb, etwa in Pfarrheimen, Krankenhäusern oder Kindergärten. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnungsfeier mit Vorträgen von Lisa Grebe am Fagott, begleitet von Dekanatskirchenmusiker Dr. Jürgen Seufert am E-Piano.