Listerscheid. Ein ausgebüxter Jungbulle wurde von einem Zug bei Listerscheid erfasst. Feuerwehrkräfte können das traumatisierte Tier aus einem Tunnel retten.

Eine nicht alltägliche Tierrettung hat am Samstagnachmittag die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst beschäftigt. Gegen 12.19 Uhr war der Alarm mit dem Einsatzstichwort „TH 2 Y – klemm /Bahnunfall“ für die Einheiten des Löschzuges Ihnetal – bestehend aus den Einheiten Listerscheid und Listernohl – ausgelöst worden. Zu diesem Zeitpunkt war noch alles unklar, zumal es bei Finnentrop einen weiteren Bahnunfall gab, der dortige Einsatzkräfte und auch die Kreisleitstelle in Atem hielt. „Wir sind ursprünglich von einer Menschensuche ausgegangen. Vor Ort am Bausenberg-Tunnel ist dann proaktiv ein Landwirt auf uns zugekommen und erklärte, er vermisse eines seiner Jungtiere“, erklärte der Einsatzleiter Mirko Scheppe. Daraufhin wurde die Suche um ein Tier erweitert.

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Kreisleitstelle informierte Tierarzt

Im Tunnel wurden die Kräfte dann fündig. Dort lag im Gleisbett ein halbes Jahr altes Jungtier. Der Bulle war von einem Zug angefahren und verletzt worden. Augenscheinlich hatte er oberflächliche Verletzungen. „Zur Sicherheit haben wir aber auch noch die Personensuche kurze Zeit fortgesetzt. Die Lage war weiterhin noch nicht ganz klar“, so Scheppe weiter. Über die Kreisleitstelle wurde ein Tierarzt hinzugezogen, der eine erste Untersuchung des Jungbullen vornahm. „Nach meiner Untersuchung habe ich eine Fraktur der Knochen erst einmal ausgeschlossen. Klar, traumatisiert war das Tier an mehreren Stellen, aber die sind nach meiner Wahrnehmung nicht so stark, dass wir das Tier hätten erlösen müssen“, erklärte der Tierarzt Dr. Richard Rullof aus Drolshagen.

Der Jungbulle wurde verletzt, allerdings nicht so stark, dass er eingeschläfert werden musste.
Der Jungbulle wurde verletzt, allerdings nicht so stark, dass er eingeschläfert werden musste. © Kai Osthoff

In Absprache mit dem 52-jährigen Landwirt kam er zu dem Schluss, das Tier zu sedieren, um es somit schmerzfrei für die weitere Rettung vorzubereiten. Der Jungbulle wurde, nachdem er eingeschlafen war, mit einer Rettungsdecke, weiteren Hilfsmitteln und vereinten Kräften – insgesamt 23 Feuerwehrleute – aus dem Gleisbett auf eine Rettungsplattform gehoben. Diese Geräte wurden von der Bahn speziell für Bahnunfälle an verschiedenen Punkten installiert. Immerhin wog das Jungtier mindestens 330 Kilogramm. Und die mussten im erschlafften Zustand erst einmal bewegt werden. Die Rettung lief ruhig und bedacht ab. Am Ende konnten die Einsatzkräfte das verletzte und schlummernde Tier auf der Rettungsplattform aus dem Tunnel rollen. Mit einem Traktor wurde es schlafend zurück zum Bauernhof gefahren.

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Bahnstrecke war für mehr als zwei Stunden gesperrt

Wie der Landwirt im Gespräch erklärte, wollte er das Tier auf eine Weide im Ortsteil Attendorn-Wamge bringen. Die ungewohnte Situation von Wiesen und Zäunen war aber für das unerfahrene Tier wohl ein wenig zu viel, so dass es stiften gegangen war. Bis schließlich die Kollision mit dem Zug passiert war und das Tier in einen friedlichen Schlaf versetzt wurde. Durch eine Notfall-Managerin der Deutschen Bahn war die Bahnstrecke für mehr als zwei Stunden komplett gesperrt. „Ich bin heilfroh, dass wir das Tier lebend retten können. Zum einen hänge ich natürlich an jedem meiner Tiere und zum anderen hätte sonst die Kuh ihr Kind verloren. Und das ist schon traurig genug“, erklärte der Landwirt.

Zwar wird es nach Aussage des Tierarztes noch längere Zeit brauchen, bis der kleine Bulle wieder komplett fit ist. Aber die Chancen dafür stehen seinen Worten nach sehr gut.