Wenden. Im Wendener Wald ist ein neues Zeitalter angebrochen. „Für Wald und Holz bin ich ein rotes Tuch“, meint Michael Sommer.
Es ist ein Beben im Wendener Wald. „Das hat für alle Beteiligten Riesenwellen geschlagen“, sagt Michael Sommer beim Besuch dieser Redaktion. Der 48-Jährige ist in eine Phalanx eingebrochen. Seit Jahrzehnten war das Land für die Waldbesitzer in der südlichsten Kommune des Kreises Olpe zuständig. Der Landesbetrieb Wald und Holz gab stets den Ton an. Das ist jetzt schlagartig vorbei. Sommer hat mit seinem Forstkontor seit März die Beförsterung in der Forstbetriebsgemeinschaft, dem Zusammenschluss der Waldbesitzer, übernommen. Er ist damit der erste private Förster. Keine Frage: Im Wendener Wald ist ein neues Zeitalter angebrochen.
Zur Vorgeschichte. In der Vergangenheit gab es zur Beförsterung durch das Land keine Alternative. „Das Konstrukt gibt es seit den 60er Jahren. Der Landesbetrieb war immer der große Dienstleister. Er setzte die Förster ein“, erläutert Michael Sommer. Doch dann gab es den Vorwurf des fehlenden Wettbewerbs bei der Holzvermarktung, die Art der Abrechnung sei nicht kartellrechtskonform. Folge: Der Markt öffnete sich.
Drei Bewerber
Es gab eine Ausschreibung für die künftige Beförsterung der Forstbetriebsgemeinschaft Wenden mit drei Bewerbern: Sommer, einem anderen privaten Förster aus dem Märkischen Kreis und Wald und Holz. Immerhin ging es um fast 3000 Hektar, eine der größten Gemeinschaften in NRW. Nach einigem Hin und Her erhielt Michael Sommer den Zuschlag: „Ich habe mich total gefreut. Das Revier ist um meinen Lebensmittelpunkt Vahlberg herum. Es ist eine Riesenherausforderung.“
Keine Freude gab es natürlich beim Landesbetrieb Wald und Holz. „Es gibt im Wendschen einige Genossenschaften, in denen das Land die Mehrheitsanteile hält. Es war klar, dass es in Wenden eine spannende Abstimmung gibt.“ Und in Richtung des Landesbetriebs meint der 48-Jährige: „Ich bin für die ein rotes Tuch, weil ich ein Konkurrent bin. Trotzdem, hoffe ich auf eine konstruktive Zusammenarbeit.
Auch mit einer anderen Tradition ist in Wenden gebrochen worden: Bislang war immer der Bürgermeister Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft, jetzt ist es Thomas Streier aus Wenden.
Sommer will die neue Aufgabe, auch gegen alle Widerstände, mit Elan anpacken. Er spricht vom „Endkampf mit dem Borkenkäfer. In zwei Jahren wird es im Wendschen keine Fichte mehr geben.“ Jetzt gehe es noch darum, die letzten Holzmengen gewinnbringend zu verkaufen: „Dann ist die Sparkasse leer und die Waldbesitzer stehen vor einem Scherbenhaufen.“
Dialog mit Jägern
Die Wiederbewaldung sei eine Mammutaufgabe, betont Sommer: „Das ist die Hauptaufgabe der nächsten fünf Jahre, den neuen Wald aus der Taufe zu heben. Der neue Wald wird auf jeden Fall bunter, eine Mischung aus Laub- und Nadelholz.“ Ganz wichtig sei der Dialog der Waldbesitzer mit den Jägern, betont der 48-Jährige, der selbst Jagdpächter in Gerlingen ist: „Das Reh ist die Naschkatze des Waldes.“ Die krautige Flora auf den Freiflächen würde zu steigender Population führen: „Wir müssen das Rehwild stärker bejagen, ohne den Tierschutz und Mutterschutz aus den Augen zu verlieren.“
Für die Waldbesitzer sei das jetzt erst einmal eine schwierige Situation, meint Michael Sommer: „Die waren bei Wald und Holz in einer Wohlfühloase und sind geschaukelt worden. Es lief einfach, ob gut oder schlecht. Jetzt müssen sie Eigenverantwortung übernehmen und das Schicksal in die eigene Hand nehmen.“ Dabei sind die Aussichten für die Waldbesitzer alles anderes als rosig: „Im Moment gehen die Holzpreise noch durch die Decke. In zwei Jahren ist Schluss. Dann muss man wieder 30 Jahre lang die Vorräte und den Wald aufbauen.“