Kreis Olpe. Im Kreis Olpe drehen sich derzeit rund 40 bis 50 Windräder, nach einer LANUV-Studie könnten es 2030 fast 200 sein.

192 neue Windräder müssten bis 2030 im Kreis Olpe errichtet werden, um die gesteckten Ziele der Energiewende zu schaffen, hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) ausgerechnet. Utopie oder Realität? Für Landrat Theo Melcher eher das Zweite. „Will man die Energiewende umsetzen, ist diese theoretische Größenordnung durchaus im Bereich des Vorstellbaren“, spricht der Landrat klare Worte. Aus gutem Grund, das sogenannte Osterpaket, das Wirtschaftsminister Robert Habeck vor einigen Tagen vorgelegt hat, lässt keine andere Interpretation zu. Heute drehen sich schätzungsweise rund 40 bis 50 Windräder im Kreis, für rund 30 weitere liegen Genehmigungsanträge vor.

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„In dem Paket steht drin, dass gesetzgeberisch festgelegt werden soll, dass jedes Bundesland sein Zwei-Prozent-Ziel umsetzen muss“, so Melcher. Alles Weitere sei eine Rechenaufgabe. Wenn zwei Prozent des Kreises Potenzialfläche für Windräder würden, wären mehrere hundert Anlagen denkbar.

Ein Referentenentwurf für das neue Gesetz, das voraussichtlich im Sommer Rechtskraft erhalten soll, liegt im Kreishaus vor. Sollte dem Ausbau der Windkraft wie im Gesetz geplant „dringendes öffentliches Interesse“ bescheinigt werden, werde dies in die Genehmigungsprozesse einfließen und so manche Anlage, die heute nicht genehmigt wird, bekomme dann grünes Licht. „Dadurch werden die Weichen für mehr Windenergie gestellt“, stellt Melcher fest.

Einschnitte in die Landschaft werden kommen

„Eins ist klar, die Energiewende wird nicht ohne Einschnitte in die Landschaft vonstatten gehen“, ergänzt der Landrat. Und um den Wohlstand zu sichern, sei die Erzeugung regenerativer Energie unerlässlich. Klar ist auch, dass die neuen Windräder nicht an Rhein und Ruhr stehen werden, sondern im Bergland. Das ursprüngliche No-Go für Windenergieanlagen in Waldgebieten verwandelt sich immer mehr zu einem Go besonders für Kalamitätsflächen, auf denen der Borkenkäfer gehaust hat.

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Für die Windkraftkritiker im Kreis Olpe sind diese Perspektiven mehr als beunruhigend. Viele haben mittlerweile erkannt, dass sich der Ausbau der Windkraft nicht aufhalten lässt. Aber auch die Hoffnung auf einen möglichst landschaftsverträglichen Ausbau der Windmühlen schwindet.

Energie-Mix statt ausschließlich Windenergie

Ginge es nach Heinz Vollmer, SPD-Fraktionschef in Lennestadt, wäre bei maximal neuen 20 Anlagen auf dem Gebiet der Stadt Lennestadt und 60 im Kreis Olpe die Fahnenstange erreicht. „Wir brauchen eine klare Begrenzung, wir haben schon Windräder, es kommen sicher noch einige dazu, aber diese Mengen, die hier genannt werden, die würden das Sauerland als Erholungsgebiet kaputt machen.“ Besonders stört ihn, dass in der Diskussion um die Energiewende nur über Windenergie geredet werde.

Andere regenerative Energien wie warme Grubenwässer, die Wasserkraft und vor allem die Stromerzeugung durch Photovoltaik-Anlagen würden komplett ausgeblendet, obwohl es hier im Sauerland dafür ein Riesenpotenzial gebe. Aber leider habe nur die Windkraft eine Lobby.