Drolshagen. 350 Menschen trafen sich auf dem Marktplatz in Drolshagen, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Und, um die Ukrainer willkommen zu heißen.
Die Sonne ging unter über dem Drolshagener Land. Die Kirchenglocken von St. Clemens läuteten. Und auf dem Marktplatz der kleinen Rosestadt strömten die Menschen zusammen. Etwa 350, von ganz jung bis ins hohe Alter und weit mehr als erwartet: Um ein Zeichen zu setzen und sich solidarisch mit der Ukraine zu zeigen. Anina Struwe sang „Blowin‘ in the Wind“. Den Dylan-Song von 1963 über Freiheit, Krieg und Frieden. Die Gemini-Brüder Jona und Selmo Schmandt spielten „21 Guns“: Ein Lied, das von Verantwortung handelt, für das eigene Leben und das Leben anderer. Und der örtliche Männergesangverein hatte „Menschen, bewahrt euch den Frieden“ mitgebracht.
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Es war die erste Veranstaltung, zu der das jüngst gegründete Aktionsbündnis von Menschen und Gruppen aus Kirche, Vereinen und politischen Organisationen eingeladen hatte. „Gemeinsam mit Drolshagener Bürgern und bereits jetzt hier angekommenen Menschen aus der Ukraine möchten wir Verbundenheit mit der Ukraine zum Ausdruck bringen“, erklärte Mitinitiator Ralf Tump-Forsthoff.
Die Ukrainer sind nicht allein
„Wir sind hier, um den Ukrainern zu zeigen, dass sie nicht allein sind und wir alle an sie denken. Und auch in der Hoffnung, dass vielleicht die Verantwortlichen rund um Putin zum Nachdenken kommen, wenn sich so viele Menschen auf der Welt gegen sie stellen“, sagten Achim und Bettina Huckestein. Fragen stellte ein zwölfjähriges Mädchen, das mit Namen nicht genannt werden will: „Ich finde es wichtig, Solidarität zu zeigen. Aber Putin wird es nicht sehen. Bringt das also was?“ Und dann war da der 14-jährige Matthias: „Was Putin macht, verstehe ich nicht. Frieden ist wichtig. Ich habe neben polnischen auch russische Wurzeln. Das ist schwierig für mich.“
Bürgermeister Ulrich Berghof schaute zurück auf den Zweiten Weltkrieg. Seine Oma, seine Tante und sein Vater Georg mussten damals aus Schlesien fliehen. „Aufgrund der kollektiven Flüchtlingserfahrung ist Deutschland ein Flüchtlingsland. In uns allen steckt ein Flüchtling. Mehr noch, diese Bundesrepublik ist ohne Flüchtlinge nicht zu denken. Dieses Land hat mit der Integration von Millionen Vertriebener eine riesengroße kulturelle und soziale Herausforderung gestemmt. Dass es gelungen ist, erleichtert hoffentlich heute Mitgefühl und Solidarität“, so Berghof.
Maßnahmen, um Menschen zu integrieren
Schon jetzt sei klar, die Fluchtbewegung aus der Ukraine sei die größte in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, 2015/16 im Vergleich dazu eine Übung. „Wenn wir das schaffen wollen, in unserer Stadt, im Kreis Olpe, in Deutschland, dann geht es nur gemeinsam“, appellierte Berghof. Man brauche Maßnahmen, um Menschen zu integrieren und ihnen Perspektiven zu bieten. Man müsse Wege finden, Hilfsbereitschaft zu strukturieren. Dazu sei ein breites Engagement von noch viel mehr Menschen erforderlich. „Ich glaube, mit dem heutigen Abend ist ein sehr guter Anfang gemacht. Auf diesen gilt es aufzubauen. Drolshagen – und ich glaube, heute Abend spreche ich für alle hier – ist solidarisch.“
Wort ergriffen auch Tatjana Besnikow und Alina Mirabella, beide Frauen haben ukrainischen Wurzeln. Besnikow kam vor 25 Jahren mit ihrer Familie als Spätaussiedlerin nach Drolshagen und hat viele Verwandte und Freunde in der Ukraine. „Integration ist möglich, das sehe ich an meiner Familie. Aber ohne Unterstützung geht es nicht. Ich werde mein ganzes Leben dankbar sein für die Hilfe, die uns geboten wurde, und hoffe, dass die Bereitschaft immer da sein wird.“ Alina Mirabella kam derzeit als 19-jährige ganz allein nach Deutschland. „Die Ukraine kämpft für Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie. Ich bin dankbar für die vielen Spenden. Und für die vielen helfenden Hände beim Empfang der Flüchtlinge.“ Die Gedenkstunde schloss mit einem Gebet und mit Musik auf dem dunklen Marktplatz. Erhellt von den vielen Kerzen, die schließlich zu einem Peace-Zeichen aufgestellt wurden.