Drolshagen. Die politische Mehrheit in Drolshagen ist klar: Eine Sanierung oder ein Neubau des Stadtbades im jetzigen Format ist unbezahlbar.

Die Tage des Stadtbades am jetzigen Standort unweit der Sekundarschule am Herrnscheid dürften gezählt sein. Die gemeinsame Sitzung der Ausschüsse für Bildung und Sport sowie Stadtentwicklung und Umwelt machten am Donnerstag Abend deutlich, dass eine Sanierung ebenso wenig mehrheitsfähig sein dürfte wie ein Neubau. Jutta Nebeling, langjährige CDU-Ratsfrau, brachte das auf den Punkt, was die Mehrheit resigniert zur Kenntnis genommen hatte: „Der Drops ist gelutscht. Ein Bad, dass 13, 14 Millionen Euro oder vielleicht noch mehr kosten könnte, ist nicht denkbar.“ Ihr CDU-Kollege Andreas Wigger sah es ähnlich: „Wir haben es im Arbeitskreis bereits gesehen. Ich sehe für so etwas keine Finanzierungsmöglichkeit.“ Man solle die Pläne in die Schublade legen und höchstens wieder hervorholen, wenn große Fördersummen realistisch seien.

Minibad an Grundschule

Winfried Behme (UCW) legte einen Alternativvorschlag vor, mit dem sich auch die anderen Fraktionen demnächst wohl beschäftigen werden: Der Neubau eines Mini-Schwimmbades bei der Gräfin-Sayn-Grundschule. Behme: „Ein 12 bis 14 Millionen teurer Neubau scheidet auch für uns aus. Wir beantragen aber, dass ein Prüfauftrag an das Ing.-Büro Constrata erteilt wird, die Kosten für ein kleines Bad zu kalkulieren.“ Gemeint war ein Hallenbad mit einem kleinen 25 mal 8 Meter großen Becken aus Edelstahl nach dem Vorbild der Stadt Bad Honnef: „Das ist dort für 4,2 Millionen Euro möglich“, so Behme.

Vor der politischen Beratung hatte Diplom-Ingenieur Marc Oberbossel vom Büro Constrata, das die Stadt beauftragt hatte, seine ernüchternden Kalkulationen vorgestellt.

Zweistelliger Millionenbetrag

Während sich die reinen Netto-Bausummen für sich genommen schon um die 8 Millionen Euro bewegten, sowohl für Sanierung als auch für Neubau, war es vor allem der Risiko-Puffer und die jährliche Baukosten-Explosion, die das Projekt in Schwindel erregende Höhen katapultieren würde.

Neben dem Risikopuffer von rund 10 bis 20 Prozent müsse mit einer Baukostensteigerung von mehr als zehn Prozent pro Jahr gerechnet werden, wenn man die beiden vergangenen Jahre zu Grunde lege. Selbst der deutlich geringere Preisauftrieb der Jahre davor habe noch bei über 4 Prozent gelegen.

Im Klartext: Die realistischen Baukosten würden, wenn in drei oder vier Jahren mit der Sanierung oder dem Neubau begonnen werde, deutlich in den zweistelligen Bereich steigen.

Massive laufende Kosten

Noch düsterer verfinsterten sich die Mienen der Politiker bei der Berechnung der jährlichen Kosten. Denn je nach Berechnungsweise müsste die Stadt pro Jahr zwischen 600.000 Euro und einer Million Euro Minus im Haushaltsplan abschreiben. Derzeit stellt die Stadt rund 300.000 Euro jährlich für das Bad im Haushalt ein.

Axel Gosmann stellte angesichts solcher Summen einen Bürgerentscheid zur Diskussion. Wer ein Bad wolle, müsse aber möglicherweise deutlich höhere Grundsteuern in Kauf nehmen.