Lennestadt. Interesse ist da, aber bisher hat die Mitfahr-App Molly in Lennestadt noch keine einzige reale Fahrt vermittelt. Nun soll nachgebessert werden.

Die Mitfahr-App „Molly“ kommt noch nicht in Fahrt. Seit dem Start am 31. August letzten Jahres bis Ende Januar ist bisher noch keine einzige Fahrt zustande gekommen. „Bis jetzt ein deprimierendes Ergebnis“, konstatierte Lennestadts Beigeordneter Karsten Schürheck in der letzten Sitzung des Stadtrats.

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Dabei waren die Erwartungen an das Projekt „Mobilenn“ sehr hoch. Das Konzept setzt auf ein Ridepooling, wobei die Mitfahrmöglichkeiten und die Mitfahrwünsche durch eine App oder per Internet gebucht und organisiert werden können. Weitere Bestandteile des Konzeptes sind eine wissenschaftliche Begleitforschung sowie ein Marketingkonzept.

Mehr Mobilität - weniger Fahrten

Konkret funktioniert die Molly-App, die vom Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) betrieben wird, und im Moment als Pilotprojekt nun in Lennestadts Zentralort Altenhundem funktioniert, so: Ziel ist private Pkw-Fahrten zu organisieren und gleichzeitig das Mobilitätsangebot zu erhöhen. Das geht nur, wenn mehr Leute und nicht nur eine Person in einem Auto fahren. Wer also vom Ortsteil Jammerteil in die zwei Kilometer entfernte Innenstadt, zum Beispiel zum Bahnhof, möchte, gibt in der Molly-App seinen Fahrtwunsch einschließlich Zeitfenster für die Abfahrt ein.

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Sollte ein Autofahrer zum gleichen Zeitpunkt den gleichen Weg haben, kann er den oder die „Nachfrager“ über die App darüber informieren und mitnehmen. Dafür bekommt er ein „Fahrgeld“ von 30 Cent pro Kilometer. Das Treffen, also die Kommunikation zwischen Nachfrager und Anbieter wird über die App organisiert. So soll mehr Mobilität mit weniger Verkehr erzeugt werden, gerade in Wohnbereichen ohne ausreichende ÖPNV-Verbindungen wie das Jammertal.

Interesse an der App ist da

Soweit die Theorie. Die Praxis sieht bis jetzt anders aus. Zwar haben 1344 Bürgerinnen und Bürger bis jetzt die App auf ihr Smartphone geladen und sich registriert, 201 Fahrzeuge wurden angelegt und 219 potenzielle Mitfahrer haben sich registriert. Es gab auch 25 verabredete Fahrten, die in das System eingestellt und nicht storniert wurden, aber real stattgefunden hat bisher noch keine Fahrt. Diese Zahlen nannte die Verwaltung in der Ratssitzung am Mittwoch.

In den Prognosen vor dem Start war man von drei bis vier Fahrten pro Tag ausgegangen. Allerdings funktionierte die App am Anfang zunächst überhaupt nicht. Aus dem Feedback der Nutzer sind auch einige Kritikpunkte aufgelaufen. Einige Nutzer kritisieren, dass die App zu kompliziert sei und dass man den Fahrpreis nicht bargeldlos, also online oder mit EC-Karte zahlen könne.

Molly soll durchstarten

Immerhin sind sich Stadt und auch ZWS-Geschäftsführer Günter Padt einig: „Das Interesse ist vorhanden, wir müssen aber jetzt faktische Fahrten platzieren.“ Bürgermeister Puspas sagte im Stadtrat: „Die Idee ist gut, die Nutzung noch nicht, es wäre schon gut, wenn wir das Angebot ans Laufen bringen würden.“

Nun soll Molly noch einmal richtig durchstarten. Die App soll aktualisiert werden. Anwendungen sollen einfacher werden und ab Mitte März soll die Abrechnung der Fahrten über den weit verbreiteten Online-Zahlungsdienstleister Paypal möglich sein. Außerdem soll eine neue Marketingkampagne die App nach vorn bringen.

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Denn „Mobilenn“ ist mehr als ein Pilotprojekt für Lennestadt. Sollte dieses Projekt erfolgreich sein, soll das Mitfahrer-Vermittlung auf das gesamte ZWS-Verbandsgebiet ausgedehnt werden, kündigte ZWS-Verbandsvorsteher Theo Melcher beim Start im letzten Jahr an. Und wenn Molly spurt, soll die App-basierte Mitfahrvermittlung auf in den neuen Nahverkehrsplan für Kreis Olpe, der derzeit erstellt wird einfließen.

Eine Million - Zwei Jahre Laufzeit

Alles hängt davon ab, ob der Bedarf für das Angebot wirklich existiert und ob der Aktionsbereich für das Pilotprojekt, das insgesamt eine Million Euro kostet, von denen das Land NRW 712500 Euro und den Rest der ZWS übernimmt, übernimmt, vielleicht zu klein gewählt ist. Noch ist Zeit genug, Molly auf die Handys und vor allem in die Köpfe der Verkehrsteilnehmer zu bringen. Das Pilotprojekt ist auf zwei Jahre angelegt, läuft also noch bis zum 31. August 2023.