Kreis Olpe. Robert Habeck (Grüne) stoppt die Förderung für energiesparende Neubauten vorzeitig – mit fatalen Folgen auch für Bauherren aus dem Kreis Olpe.

Marco Pieper ist sprachlos. Und sauer. Besonders auf den neuen Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen, der mit einer Nacht- und Nebelaktion dafür gesorgt hat, dass viele Familien, die sich den Traum vom schönen Eigenheim erfüllen wollen, plötzlich vor dem Nichts stehen. „Ich glaube, die Politik weiß überhaupt nicht um die Tragweite ihrer Entscheidung und verspielt jegliches Vertrauen“, ärgert sich der Attendorner Architekt.

Doch worum geht es überhaupt? Die neue Bundesregierung hat laut eigener Angaben aufgrund einer Antragsflut und befürchteter Verlusten in Milliardenhöhe die staatliche Förderung für Neubauten gestoppt – und zwar früher, als die alte Bundesregierung anberaumt hatte. Denn eigentlich sollten die staatlichen Gelder von der KfW-Förderbank für energiesparende Neubauten noch bis Ende Januar laufen. Doch jetzt hat die neue Bundesregierung den Fördertopf vorzeitig geschlossen – mit fatalen Folgen für die Häuslebauer.

Weitere Gespräche mit der Bank

Architekt Marco Pieper berichtet im Gespräch mit dieser Redaktion von sechs Bauherren, mit denen er zusammenarbeite und die kurz davor waren, nach entsprechender Vorarbeit mit Architekten, Ingenieuren und KfW-Beratern ihre Förderanträge zu stellen – und jetzt leer ausgehen. „Bei einem normalen Wohnhaus, das eine Familie bauen möchte und dafür auch schon einen Bauplatz erworben hat, reden wir von einer Förderhöhe von bis zu 26.500 Euro“, erklärt Pieper und ergänzt: „Ich habe weinende Bauherren am Telefon gehabt.“ Er kenne aber auch Bauherren, die Glück gehabt und die Förderanträge noch rechtzeitig über ein entsprechendes Portal hochgeladen hätten.

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So viel Glück hatte ein 28-jähriger Attendorner, der gemeinsam mit seinen Eltern in einem Attendorner Ortsteil ein Doppelhaus bauen möchte und die gut 50.000 Euro KfW-Förderung fest eingeplant hatte, nicht. „Ich träume seit Jahren von meinem Eigenheim und dachte, jetzt fällt die ganze Welt für mich auseinander“, berichtet der junge Mann, der anonym bleiben möchte. Er wollte am Montag die Unterlagen für die Förderung hochladen, was plötzlich nicht mehr ging. Ist sein Traum vom eigenen Haus nun schon ausgeträumt? „Ich muss jetzt abwarten und mit der Bank weitere Gespräche suchen. Wir haben die Unterlagen vorsichtshalber per Post zur KfW geschickt und hoffen nun, dass wir doch noch die Möglichkeit einer Finanzierung bekommen.“

Ritter kann es nicht verstehen

Neben der nun fehlenden staatlichen Unterstützungen haben Bauherren bekanntlich das Problem, dass die Baukosten durch steigende Materialkosten, fehlende Handwerker und Lieferengpässe in die Höhe geschossen sind. Auch wenn dafür die Kredite aufgrund des Zinsniveaus günstig zu bekommen sind.

Enormer Vertrauensverlust in den Staat

„Der KfW-Förderstopp ist ein enormer Vertrauensverlust in den Staat. Familien und Investoren wurden ohne Vorwarnung mit dieser Nachricht konfrontiert. Budgetplanungen müssen angepasst oder überdacht werden. Für manchen ist dies das Ende vom Eigenheimtraum“, sagt Matthias Humpert von den immoXperten. Die Entscheidung stehe im krassen Gegensatz zur angedachten Schaffung von 400.000 Wohnungen in einem Jahr.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Ritter hat ebenfalls kein Verständnis: „Die Zeit von Anfang November bis Ende Januar war ohnehin schon mehr als knapp für die, die den Zuschuss fest einkalkuliert, die Nachweise dafür aber noch nicht vorliegen hatten. Bei einem Zweifamilienhaus geht es dabei um rund 50.000 Euro, die im Feuer stehen.“ Noch im Dezember habe er im Landtag für die CDU-Fraktion vor kurzfristigen Entscheidungen gewarnt und für einen längeren Übergang geworben: „Um den Jahreswechsel einen Architekten oder Ingenieur zu finden, der das Projekt durchrechnet, ist nicht einfach. Wer es trotzdem geschafft und auf die Antragsfrist 31. Januar vertraut hat, hat jetzt mit Zitronen gehandelt.“

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Der Schaden sei allerdings nicht auf die Antragsteller begrenzt: „Die Planer, die die nötigen Berechnungen mit nicht unerheblichem Aufwand vorbereitet haben, sitzen jetzt auf fertigen Nachweisen, mit denen niemand mehr etwas anfangen kann. Wer so agiert, hat entweder keine Ahnung davon, wie Bauen in Deutschland geht, oder es ist ihm egal, wie die Betroffenen damit zurechtkommen“, kritisiert Ritter.

Auch Dieter Kohlmeier, Vorstand der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden, kann den Ärger von Bauherren nachvollziehen: „Es ist ein gravierendes Thema und betrifft einige unserer Kunden. Es geht teilweise um richtig viel Geld.“ KfW-Darlehen (um die 0,8 Prozent) seien zum einen zinsgünstiger als ein normales Bank-Hypothekendarlegen (zwischen 1,20 und 1,50 Prozent), aber es seien auch regelrechte Fördermittel, also „geschenktes Geld“ im Spiel. Kohlmeier: „Es gibt unterschiedliche Zuschüsse, je nachdem was geplant ist.“ Beispiel: Wenn ein KfW-Darlehen 150.000 Euro betrage, brauche der Geförderte letztlich nur 120.000 Euro zurückzuzahlen. Ein Wegfall des Förderprogrammes bedeute dann einen Wegfall von 30.000 Euro. Für jeden betroffenen Bauherren eine bittere Pille.