Kreis Olpe. Die Ansichten der Querdenker tun weh. Doch wenn man Menschen wie Christoph Hilleke nicht zuhört, entstehen gefährliche Parallelgesellschaften.
Verschwörungstheoretiker, Querdenker, Schwurbler – es gibt viele Stempel für Menschen wie Christoph Hilleke. Personen und Sachverhalte in Schubladen zu stecken ist bequem für unser Gehirn. Es hat etwas Endgültiges. Wir scheuen uns oft davor, etwas neu zu beleuchten und gegebenenfalls neu einzuordnen. Weil es schwer und anstrengend ist. Wir schützen uns vor Überforderung. Solange die Wahrnehmungen vereinbar sind, bleibt es gesellschaftlich harmonisch. Sind sie es nicht, kann es tiefgreifende Folgen haben: Abgrenzung, Spaltung, eine gefährliche „Wir-gegen-Die“-Mentalität.
Ein erster, entscheidender Schritt, der schmerzt
Wir sind an diesem Punkt angekommen. Die Frage ist: Wie kommen wir von einem Gegeneinander zu einem Miteinander? Wohl kaum durch Ignoranz, mediale Nichtbeachtung, Abwertung oder gar Gewalt. Aufeinander zugehen und offen und konstruktiv miteinander zu reden ohne zu verurteilen, könnte ein erster, sehr entscheidender Schritt sein. Machen wir uns nichts vor: Dieser Schritt tut weh. Es ist kaum auszuhalten, wenn jemand das Virus leugnet und gleichzeitig infizierte Patienten auf der Intensivstation um Luft ringen. Es ist kaum auszuhalten, wenn jemand sagt, das Gesundheitssystem sei nicht überlastet und gleichzeitig Pflegekräfte vor Erschöpfung kündigen. Es ist kaum auszuhalten, dass sich Demonstranten keine Gedanken darüber machen, mit wem sie da eigentlich Seite an Seite auf die Straße gehen.
Jeder hat zwei Möglichkeiten: resignieren oder handeln. Kämpfen muss nicht automatisch „dagegen“ bedeuten. Es kann auch „nicht aufgeben“ heißen. Jemanden nicht abzuschreiben, wenn er sich auf anderen Wegen befindet. Wenn wir es nicht schaffen in den Dialog zu kommen, entstehen frustrierte Parallelgesellschaften. Und das hat bisher nie ein gutes Ende genommen.