Grevenbrück. Wegen der neuen EU-Verordnung sind viele chemische Farben verboten. „Prince Ink 57“ aus Grevenbrück ist gelassen, wartet aber auf neue Farben.

Die Freunde Phil Herzog und Robin Busse glaubten von Anfang an, dass ihr Konzept aufgehen wird. Trotz Corona. Im vergangenen Jahr haben sie sich mit ihrem Tattoo-Studio „Prince Ink 57“ an der Kölner Straße in Grevenbrück selbstständig gemacht. Kurz nach dem Lockdown. Heute, sieben Monate nach der Eröffnung, kann Phil selbstbewusst sagen: „Unsere Erwartungen wurden übertroffen.“ Mit der neuen EU-Verordnung, die am 4. Januar in Kraft getreten ist, wird die Branche jedoch vor neue Herausforderungen gestellt. Denn ab sofort sind viele Inhaltsstoffe, unter anderem Konservierungsstoffe und Schwermetalle verboten, die in gängigen Tätowierfarben enthalten sind. Heißt: Bunte Tattoos sind aktuell tabu.

80 Prozent der Tattoos werden in Schwarz gestochen

„Tatsächlich sind uns momentan die Hände gebunden. Wir tätowieren nur in Schwarz“, sagt Phil. Man habe zwar neue Farben bestellt, die der Reach-Verordnung entsprechen. „Aber die Hersteller kommen gar nicht hinterher. Ganz Europa will gerade diese Farben. Die sind so gut wie gar nicht zu bekommen.“ Katastrophal sei das aktuell nicht. Der Großteil der Tattoos bei „Prince Ink 57“, schätzungsweise 80 Prozent, wird ohnehin in Schwarz gestochen. Dementsprechend mussten auch noch keine Sitzungen für bunte Tattoos abgesagt werden. „Im März haben wir aber wieder einen Künstler hier, der viel mit Farbe arbeitet. Bis dahin sollte das hoffentlich geregelt sein“, meint Phil.

Ein Ausschnitt aus „Es“: Der Horror-Clown und der rote Luftballon.
Ein Ausschnitt aus „Es“: Der Horror-Clown und der rote Luftballon. © Unbekannt | Privat

Das Besondere bei „Prince Ink 57“: Die Inhaber Robin und Phil tätowieren nicht selbst, sondern laden internationale Tattoo-Künstler nach Grevenbrück ein. Die Freunde haben sich über Jahre ein Netzwerk über Tattoo-Conventions und Social Media aufgebaut, auf das sie zurückgreifen können. Viele Tattoo-Artists aus Ostereuropa wie Polen und Bulgarien waren schon hier, aktuell ist Neto Coutinho aus Brasilien zu Gast. „Wir hatten anfangs ein bisschen Bedenken, dass die Künstler wegen Corona nicht wie geplant hätten einreisen können. Bislang gab es damit aber zum Glück keine Probleme“, meint Phil.

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Neue Stamm-Tätowiererinnen im Team

Von dem Plan, ausschließlich mit Gast-Tätowierern zusammenzuarbeiten, sind Phil und Robin jedoch schnell wieder abgerückt. Michelle Kalaz und Lisa Link sind inzwischen Stamm-Tätowiererinnen bei „Prince Ink 57“, wenn auch verhältnismäßig neu in der Szene. „Michelle ist eine langjährige Freundin von mir, die sehr gut zeichnen kann. Ich habe sie dann einfach mal darauf angesprochen, ob sie nicht noch mehr aus ihrem Talent machen möchte. Und das hat sie dann auch getan“, erzählt Phil und lacht.

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Lisa wiederum hat eine Ausbildung zur Grafikdesignerin absolviert, wurde in der Corona-Zeit allerdings nicht übernommen. Im Lockdown hatte sie sich das Tätowieren beigebracht. „Ich habe bei Obst angefangen, dann bei meinem Bruder, danach bei meinem Freund. Auf einmal kamen immer mehr Freunde auf mich zu, die sich auch was von mir stechen lassen wollten“, erinnert sich Lisa. Übergangsweise hatte sie in einem Testzentrum gearbeitet, in der ihr eine Bekannte von „Prince Ink 57“ erzählte. Ob sie sich da nicht mehr vorstellen wolle. Über Instagram nahm sie Kontakt auf und wurde kurz darauf ins Tattoo-Studio eingeladen. Die Chemie, das Verständnis von Tattoo-Kunst, alles passte sofort. „Jetzt mache ich das, was ich schon immer ausprobieren wollte und woran ich Spaß habe“, sagt Lisa.

Lisa Link tätowiert einer Kundin eine Blumenranke um das Handgelenk.
Lisa Link tätowiert einer Kundin eine Blumenranke um das Handgelenk. © Unbekannt | Britta Prasse

Die 28-Jährige arbeitet selbst am liebsten mit schwarzer Farbe. Das sei zeitloser. Trotzdem komme es vor, dass sich manche Kunden einen roten Schriftzug oder einen farbigen Akzent wünschten. Etwas, worauf sie aktuell jedoch warten müssen.

>>> CHEMIKALIENVERORDNUNG ZUM BESSEREN SCHUTZ

REACH (abgeleitet aus dem Englischen: Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) ist die Europäische Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe.

REACH soll ein hohes Schutzniveau für Mensch und Umwelt sicherstellen.