Olpe. Etwa 75 bis 80 Bürger folgten am Dienstag dem Aufruf von Jungen Grünen und Olpe gegen Rechts. Sie verteidigen die Coronamaßnahmen.

Eine mit Hilfe von Kerzen leuchtende Menschenkette trotz fröstelndem Regen - gar nicht so einfach. Dass das dennoch gelingen kann, bewiesen am Dienstag Abend etwa 75 bis 80 Bürger, die dem Aufruf der Jungen Grünen Olpe und der Initiative Olpe gegen Rechts gefolgt waren, auf dem Kurkölner Platz und am Weierhohl der Opfer der Corona-Pandemie zu gedenken.

Leuchtende Menschenkette trotz Regen und Kälte in Olpe. Dieses Mal gingen die Befürworter der Coronamaßnahmen auf die Straße.
Leuchtende Menschenkette trotz Regen und Kälte in Olpe. Dieses Mal gingen die Befürworter der Coronamaßnahmen auf die Straße. © WP | Josef Schmidt

Die Organisatorinnen um Lena Kohlmann, Lea Klein (Junge Grüne) und Jule Fuchs (Olpe gegen Rechts) nutzten die angemeldete und von Polizei und Ordnungsamt begleitete Veranstaltung, ihre Position deutlich zu machen. Lena Kohlmann im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir wollen allen an Corona Verstorbenen gedenken, den Erkrankten, denjenigen, die noch an den Folgen von Long Covid leiden, aber auch denen, die die verhältnismäßig seltenen Impfreaktionen erfahren haben.“ Ziel müsse es sein, die Pandemie durch Solidarität und die Einhaltung von wissenschaftlichen Empfehlungen zu beenden. Den Coronaeinschränkungen mit Trotz und Hetze zu begegnen, sei der falsche Weg. Und weiter: „Es gibt keine Spaltung der Gesellschaft, sondern eine Abspaltung Einzelner, sich zunehmend radikalisierender Gruppierungen.“

Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte Kohlmann, sie sei von den Folgen der Pandemie ganz persönlich betroffen, da ihre Großmutter an einer Covid 19-Infektion verstorben sei. „Es macht mich wütend, wenn Corona von einigen Menschen geleugnet und Verschwörungstheorien verbreitet werden.“ Angesichts von überlasteten Intensivstationen durch Corona sei das eine Art Parallelwelt.

In ihrer Rede forderte sie eindringlich zur Impfung auf: „Ich bitte alle, die es noch nicht getan haben, sich impfen und boostern zu lassen. Eine Herdenimmunität durch Impfungen ist der direkte Weg aus der Pandemie.

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Auch Lea Klein berichtete von einem Corona-Opfer in ihrer Familie und von ernüchternden Krankenhausbesuchen: „Ich habe Leid und Überlastung mit meinen eigenen Augen.“ Es sei respektlos und unempathisch, das zu ignorieren.

Wenige Meter von der Gedenkveranstaltung entfernt, versammelten sich erneut mutmaßliche Gegner der Pandemiemaßnahmen. Etwa 40 von ihnen waren vor dem Olper Rathaus zusammengekommen. Die beiden Gruppen trafen aber nicht aufeinander. Alles blieb friedlich, Ordnungskräfte mussten lediglich die geforderten Coronamaßnahmen überprüfen.

Gedenken angemeldet

Die Gedenkveranstaltung mit der Lichterkette war die erste Versammlung, die sich gegen die Position der „Corona-Spaziergänge“ richtete. Hintergrund: Seit Wochen häufen sich die „Spaziergänge“, wie die Teilnehmer die unangemeldeten Aktionen bezeichnen (unsere Zeitung berichtete). Unter anderem in Olpe vergangene Woche Dienstag, wo auch Vertreter der rechtsradikalen Kleinstpartei „Der III. Weg“ teilnahmen. Und sogar am ersten Weihnachtsfeiertag waren einige der Kritiker in Altenhundem unterwegs.

Eindeutige Meinung: Ein Teilnehmer der Gedenkveranstaltung macht aus seiner Position keinen Hehl.
Eindeutige Meinung: Ein Teilnehmer der Gedenkveranstaltung macht aus seiner Position keinen Hehl. © WP | Josef Schmidt

Die Versammlung am Kurkölner Platz zum „Gedenken an die Corona-Toten“ war – anders als die „Spaziergänge“ – ordnungsgemäß bei der Polizei angemeldet. Das bestätigt Esther Schöttke von der Kreispolizeibehörde auf Anfrage unserer Redaktion. Sie verweist nochmals auf das öffentliche Versammlungsgesetz (VersG) des Bundes, das besagt, dass öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel bei den Kreispolizeibehörden unter Angabe des Veranstaltungsthemas mindestens 48 Stunden vor der Bekanntgabe angemeldet sein müssten.

Mit Blick auf die „Corona-Spaziergänge“ laufen deshalb Ermittlungen. Beamte vor Ort hatten deshalb Personalien von Teilnehmern aufgenommen. Weiterhin wurden Strafanzeigen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz gegen Unbekannt geschrieben, berichtet Esther Schöttke. Der oder die Veranstalter der bisherigen Versammlungen sei noch unbekannt.