Drolshagen. Dr. Peter Vitt und Rudi Alterauge von der Geschichtswerkstatt in Drolshagen haben ein besonderes Schaufenster bestückt. Was dort zu sehen ist?

In Drolshagen gibt es zurzeit ein ganz besonderes Schaufenster. Bei der Westnetz GmbH, Ecke Hagener Straße/Im Höfchen neben der Bücherstube am Markt, kann man in die Vergangenheit reisen und sehen, wie Weihnachten früher war. Da hängen alte Kugeln am Baum, es gibt einen Pappteller mit Nüssen, alte Schlittschuhkufen, Bett- und Bauchwärmflaschen, Bücher in Sütterlin, einen historischen Puppenwagen, einen brummenden Schmuseteddybären, ein Schaukelpferd und vieles, vieles mehr.

Bestückt haben das Schaufenster Dr. Peter Vitt und Rudi Alterauge von der Geschichtswerkstatt. „Drolshagen hat keine Heimatstube, keinen Ort, wo Relikte aus der Vergangenheit der Stadt ausgestellt werden können. Das nun ist ein Versuch, kleine Dinge zu zeigen, weihnachtliche Stimmung zu erzeugen und Kinderaugen zum Leuchten zu bringen“, sagt Dr. Peter Vitt.

Aus dem 19. Jahrhundert

Das Holzschaukelpferd beispielsweise stammt aus der Zeit von Vitts Urgroßvater, das heißt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. „Mein Vater erzählte, dass es jedes Jahr neu angestrichen wurde.“ Rudi Alterauge, bekanntermaßen reger Sammler von historischen Stücken und aus der der wohl ältesten Drolshagener Familie stammend – deren Geschichte geht nachweislich bis ins 15. Jahrhundert zurück –, hat unter

Ein Schaukelpferd aus dem 19. Jahrhundert.
Ein Schaukelpferd aus dem 19. Jahrhundert. © Birgit Engel

anderem die Herz-Jesu-Krippe beigesteuert, eine bemalte Krippendarstellung der Heiligen Familie aus Terrakotta. Hergestellt wurde sie in der Werkstatt für religiöse Kunst Emil Goebel. „Emil Goebel, der mit Katharina Ziegeweidt verheiratet war, hat nach dem I. Weltkrieg mit seiner Werkstatt in Drolshagen angefangen und seine Darstellungen weltweit verkauft. Sie sind alle signiert mit EGD für Emil Goebel, Drolshagen. In der Rosestadt wurde die Werkstatt auch Herz-Jesu-Bäckerei genannt“, weiß Vitt.

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Die Resonanz auf das Schaufenster jedenfalls ist durchweg positiv, wie Vitt und Alterauge berichten. „Viele Frauen mit Kindern bleiben stehen und ich habe schon einige Anrufe erhalten“, so Vitt, der zusammen mit Alterauge nicht nur Kinderaugen zum Strahlen bringen möchte, sondern auch aufmerksam machen möchte. Darauf, dass die Geschichtswerkstatt sich nicht „nur“ mit Büchern beschäftigt, sondern mehr macht. Und darauf, dass es so viele Dinge gibt, die eine Ausstellung wert wären. Dabei, so Vitt, gehe es nicht darum, dass man krampfhaft nach einem Heimatmuseum suche. Dennoch sei schade, dass der zurzeit entstehende Anbau des Heimathauses keine solchen Möglichkeiten vorsehe. „Im Alten Kloster war derzeit mal eine Heimatstube für ein paar Jahre untergebracht, es sind sogar Fördermittel geflossen. Dann aber wurden die Räumlichkeiten aus Platzmangel der Verwaltung zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich würden wir es sehr begrüßen, wenn wir eine Heimatstube hätten. Aber der Heimatverein hat keinen Platz, die Stadt kein Geld“, bedauert er, dass keine Lösung in Sicht ist.