Kreis Olpe/Drolshagen. Vor einigen Wochen verstarb der bis dahin älteste Mensch im Kreis Olpe, eine Drolshagenerin mit 104. Wie viele Uralte gibt es im Kreis?
Je älter der vom Alter geplagte Zeitgenosse wird, desto eher liest er oder sie die Zeitung von hinten. „Todesanzeigen-Priorität“ könnte das der Akademiker nennen. Vor einigen Wochen dürfte eben jener aufmerksame Leser kurz gestutzt haben: Dort wurde der Drolshagenerin Regina Brüser seitens der Angehörigen und Freunde gedacht, was nichts Außergewöhnliches war. Bis der Blick auf ihr Geburtsdatum fiel: 29. Dezember 1916.
1916? Da dürfte sich so mancher am Kopf gekratzt haben. Dann wäre die Frau ja 105 geworden. Nicht ganz, denn die bis ins hohe Alter rüstige Seniorin, übrigens zeitlebens unverheiratet, war zu dem Zeitpunkt zwar der älteste Mensch im Kreis Olpe, doch der 105. Geburtstag blieb ihr verwehrt. Sie schlief, wie ihr Cousin Gerhard uns auf Anfrage versicherte, friedlich ein. Am 27. Oktober 2021.
Aber wie alt werden die Menschen im Kreis Olpe durchschnittlich? Und vor allem in welcher Stadt und Gemeinde? Unsere Redaktion ging der Sache auf den Grund.
Beste Ü 90-Quote in Olpe
Zunächst ein Anruf beim Statistischen Landesamt IT.NRW. „Wir haben nur die Zahlen für die über 90-Jährigen, die aber geschärft auf alle Kommunen“, berichtete die freundliche Pressesprecherin.
Und siehe da: Die Kreisstadt Olpe hat die Nase vor. Sie ist nicht nur die vermeintlich schönste Stadt im Kreis, die Bewohner leben dort durchschnittlich am längsten: 310 über 90-Jährige bedeuten bei 24.593 Einwohnern eine Prozentquote von 1,26. Lennestadt liegt hauchdünn dahinter – bei 25.140 Einwohnern und 311 über 90-Jährigen liegt die Quote bei 1,24 Prozent. Beide deutlich über dem Kreis- und Landesschnitt: Im Kreis Olpe liegt die Quote bei den über 90-Jährigen genau bei 1 Prozent, landesweit bei 1,03 Prozent.
Älteste jetzt aus Attendorn
Wer die konkurrierenden Animositäten kennt, die zwischen Olpe, der schönsten Stadt des Kreises, und der Stadt der Superreichen, Attendorn, immer mal wieder aufblitzen, kann sich vorstellen, dass sich der gemeine Olper bei der Statistik der Ältesten spitzbübisch freut: Attendorn ist bei den über 90-Jährigen das Schlusslicht im Kreis. Bei 24.330 Einwohnern werden (Stand: 31. 12. 2020) „nur“ 179 über 90 Jahre alt. Gleich 0,74 Prozent.
Aber, aus Sicht der Olper, zu früh gefreut: Nach dem Ableben von Regina Brüser kann sich Attendorn über den allerältesten Bewohner des Kreises freuen: Wie die Verwaltung der Hansestadt mitteilt, sei dies eine Frau, die am 18. April 1917 geboren ist und an eben diesem Tag nächstes Jahr biblische 105 werde, so Gott will.
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Auffallend: In der Riege der 100-Jährigen ist so gut wie kein Mann zu finden. Warum das so ist, bleibt im Reich der Spekulanten, grundsätzlich werden Frauen bekanntlich rund fünf Jahre älter als Männer. Die einzige Ausnahme soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: In der Gemeinde Kirchhundem verstarb nach Angaben der Verwaltung im Januar 2020 ein 105-jähriger Mann. Jetzt leben „nur“ noch zwei 102-jährige Frauen in der Gemeinde, in der die Wälder Wache halten. Unter der Handvoll „Ü 100“-Riege in der Stadt Olpe sind immerhin zwei Männer.
Ältester Mensch 118
Als derzeit ältester Mensch auf der Welt gilt die Japanerin Kane Tanaka - mit 118 Jahren. Mit 103 erkrankte sie an Dickdarmkrebs, den sie besiegte. Sie liebt die Poesie und das Brettspiel Othello.
Älteste Deutsche ist die 112-jährige Josefine Ollmann aus Itzehoe.
Bleibt die Frage aller Fragen: Was ist nun das Rezept für das lange Leben? „Meine Cousine war eine sehr bescheidene Frau, die gerne gelacht hat und meist fröhlich war“, erinnert sich ihr in Herten lebender Verwandter. An eine ernste Krankheit der Drolshagenerin könne er sich nicht erinnern. Aber auch nicht an mystische Geheimrezepte wie bei Queen Mum, der nachgesagt wurde, ihr regelmäßiger Genuss von Gin (Wacholder) hätte eine entscheidende Rolle für ihr 101-jähriges Leben gespielt. Interessant am Rande: Sie habe Teile ihres Elternhauses viele Jahre an griechische Gastarbeiter vermietet, was sich später ausgezahlt habe. Denn Nachkommen dieser Gastarbeiter hätten sich – neben anderen – um ihre Vermieterin bis ins hohe Alter gekümmert.
Die Hauptrolle fürs biblische Alter spielen am Ende dann wohl doch die Gene. Die Mutter von Regina Brüser schaffte immerhin auch die 92.
Was bei im 19. Jahrhundert Geborenen eher selten vorkam.