Grevenbrück. Viele Kneipen gibt es nicht mehr. So auch den Holzwurm in Grevenbrück. Doch die Erinnerungen bleiben. Ein ehemaliger Gast erzählt.

Viele Orte haben diese Kneipen. Kneipen, die keine mehr sind. Nur noch Gebäude, an denen Erinnerungen hängen. Einst saßen dort die Männer zum Feierabend-Bier zusammen. Im Dunst der Glimmstängel. Bis tief in die Nacht. Menschen drängten sich an den Theken. Bestellten die nächste Runde, während die Musik dröhnte. Heute ist es hinter den Mauern still. So auch im Grevenbrücker Holzwurm. Doch die Nächte in der ehemaligen Kneipe sind unvergessen. Nächte, von denen Andreas Busse gern erzählt.

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Der Holzwurm war ein beliebter Pub in Grevenbrück. Die Kneipe war unten bei der Schützenhalle, an der Kölner Straße. Andreas Busse war häufig dort. Damals als junger Erwachsener. Heute ist er 45 Jahre alt, wohnt noch immer in Grevenbrück, verdient sein Geld als Logistiker und ist Vater. In seiner Jugend hat er viel gefeiert. Lange Nächte. Viele Partys. Es war ein großer Freundeskreis, der regelmäßig zusammenkam. Andreas Busse erinnert sich noch an den Geruch in der urigen Kneipe. Der klebrige Boden auf der Tanzfläche. Der Billiard-Tisch, der Kicker. Die Mannschaft hinter der Theke. „Was war das ein eingespieltes Team“, erzählt der gebürtige Grevenbrücker. „Manchmal waren auch Bands da, machten Musik, sangen, feierten mit dem Publikum.“

Andreas Busse ist einer der Gäste, die viele Jahre im Holzwurm gefeiert haben.
Andreas Busse ist einer der Gäste, die viele Jahre im Holzwurm gefeiert haben. © Verena Hallermann

Der Laden war voll. Rappelvoll. Junge Leute, ältere Leute. Alle kamen im Holzwurm zusammen. Ein Bekannter seiner Geschwister hatte den Holzwurm gepachtet. Der „Wolle“, wie ihn alle nannten. „Egal wie voll es war, wir kamen immer noch rein“, erinnert sich Andreas Busse. „Uns Grevenbrücker lässt man ja nicht vor der Tür stehen.“ Mitten im Gedränge lugten bekannte Gesichter hervor. Gesichter, die lachten. Gesichter, die man lange nicht gesehen hatte. So tauchte plötzlich mal der ein oder andere alte Schulfreund auf. „Ach, hey, dich gibt es ja auch noch“, hieß es dann. Genau dafür sind Kneipen da. Zum Wiedertreffen. Zum Begegnen.

Die Zeit hat geprägt

Was waren das lange Nächte. Nächte, die durchgefeiert wurden. Geburtstage, später Junggesellenabschiede. Andreas Busse ist manchmal auf einen kleinen Absacker in den Holzwurm gefahren. Manchmal haben er und seine Freunde aber auch das ganze Wochenende von Freitagabend bis Sonntagmorgen dort verbracht. Manchmal morgens sogar mit abgeschlossen. Irgendwann wenn es hell wurde. „Und dann gleich mal Brötchen geholt“, lacht er. Wirklich in Worte fassen kann Andreas Busse das Kneipen-Gefühl von damals nicht. Feiern, lachen, trinken, tanzen – umfallen. Ja, es wurde auch der ein oder anderen Longdrink über den Durst getrunken. Jim Beam Cola, Baccardi Cola. Es war eine Zeit, die geprägt hat. Eine Zeit, die aus Nachbarn Freunde gemacht hat. Eine Zeit, über die die Grevenbrücker heute noch gerne reden. „Ich wollte immer mein Leben leben, bevor ich sesshaft werde“, sagt Andreas Busse. „Und genau das habe ich auch gemacht.“

Das ehemalige Team vom Holzwurm hatte ordentlich zu tun, wenn am Wochenende wieder die Gäste in die Kneipe strömten..
Das ehemalige Team vom Holzwurm hatte ordentlich zu tun, wenn am Wochenende wieder die Gäste in die Kneipe strömten.. © Privat

Oft haben sie sich an der Grevenbrücker Kirche getroffen. Am Förderplatz. Meist sechs oder sieben Autos. Dann standen sie dort, haben überlegt, was sie heute machen wollen. Hin und wieder ging es in die Disko. Das Life in Gerlingen zum Beispiel. Da standen sie neben der Tanzfläche. Haben die jungen Leute beobachtet. Wie sie sich dicht an dicht zur Musik bewegten. Haben gelacht, gefeiert. Meistens sind die Partyfreunde danach im McDonald‘s in Wenden gelandet. Stundenlang saßen sie da. Haben die letzten Stunden Revue passieren lassen. Haben sich gestärkt. Bis in die frühen Morgenstunden. So wie viele junge Leute. „Man hatte dann immer noch den Stempel auf dem Handrücken“, erinnert sich Andreas Busse. „Das war eine intensive Zeit, die nicht wieder kommt. Wir schwelgen heute immer noch gern in Erinnerungen.“

Private Feiern zuhause

Heute – heute ist irgendwie alles anders. Mittlerweile sind eben alle älter geworden. Haben Familie, Verpflichtungen. Freizeit ist weniger geworden. Dafür kostbarer. Den Freundeskreis gibt es aber noch. Er ist nie auseinandergegangen. Die Kneipen-Zeit hat die Freunde zusammengeschweißt. „Wir machen immer noch viel zusammen“, erzählt Andreas Busse. Eine „Was machen wir am Wochenende“-WhatsApp-Gruppe gibt es. Mit 27 Mitgliedern. Mal verabreden sie sich zu einer Kegeltour, mal zum örtlichen Schützenfest. Meistens sind es aber private Feiern. „Heute hat ja fest jeder eine Hütte im Garten“, sagt er. „Dann wird gegrillt. Oder Fußball-Bundesliga geschaut.“ Natürlich ist das schön. Natürlich macht das Spaß. Dennoch – es ist nicht zu vergleichen mit der alten Kneipen-Zeit. „Halt anders“, sagt Andreas Busse. „Früher hat man exzessiver gefeiert. Ohne sich Sorgen zu machen.“

Bald steht Silvester vor der Tür. Und natürlich geht die Grevenbrücker-Partygruppe wieder feiern. Vielleicht nicht ganz so exzessiv wie früher. Und auch nicht im Holzwurm. Aber schon jetzt steht fest: Auch diese Nacht soll unvergessen bleiben. Eine Nacht, über die die Freunde noch in zwanzig Jahren reden werden. Mindestens.