Kreis Olpe. Immer wieder verunglücken Motorradfahrer im Kreis Olpe. Doch wie verlief die Saison 2021? Polizeisprecher Michael Klein gibt einen Überblick.

Die Tage werden kürzer und kühler, die Motorradsaison 2021 ist so gut wie gelaufen – Gelegenheit für eine erste Saisonbilanz. Diese fällt beim Blick in die Unfallstatistik der Polizei positiver aus als erwartet. „Wir hatten im Jahr 2021 bisher 35 Kradunfälle. Ein Verkehrsteilnehmer wurde dabei getötet, zehn wurden schwerst und 19 leicht verletzt“, teilt Michael Klein, Sprecher der Kreispolizeibehörde Olpe auf Anfrage unserer Redaktion mit. Von den 35 Unfällen waren 17, also knapp 50 Prozent, Alleinunfälle und elfmal war hierbei nicht angepasste Geschwindigkeit die Unfallursache.

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Jeder Unfall und jede verletzte Person ist einer bzw. eine zu viel. Aber im Vergleich zum Vorjahr fallen die Zahlen moderater aus. Im Vergleichszeitraum – Januar bis August 2020 – verzeichnete die Polizei 59 Unfälle. Dabei verstarben zwei Verkehrsteilnehmer, 23 wurden schwer verletzt, 22 leicht. „Insgesamt haben wir bezogen auf den Vergleichszeitraum also einen Rückgang der Zahlen“, so Michael Klein.

Erfreulich, aber daraus abzuleiten, dass die Vernunft bei den Unvernünftigen unter den Bikern gesiegt haben könnte, ist verfrüht. Immerhin bot der durchwachsene Sommer 2021 nicht so viele Sonnentage, die die Biker auf die Straße lockten. An vielen Wochenenden blieb das Krad stehen. Es liegt nahe, dass schon dieser Umstand die Unfallzahlen gedrückt hat.

Sperrungen senken Unfallzahl

Auch gibt es bei den Unglücken in diesem Jahr keine signifikante Auffälligkeiten hinsichtlich Unfallgeschehen, Unfallorte oder Ursachen. Michael Klein: „Wir haben keine wesentlichen Auffälligkeiten im Vergleich zum Vorjahr. Jedoch gab es auf einer der beliebten Strecken in diesem Jahr keinen einzigen Kradunfall, im vergangenen Jahr waren es noch drei. Das wird auch mit der einseitigen Streckensperrung zusammenhängen.“

Bei einem Motorradunfall auf der L512 in Wenden-Wilhelmstal ist im August ein Ehepaar aus Siegen am Sonntagvormittag verletzt worden.
Bei einem Motorradunfall auf der L512 in Wenden-Wilhelmstal ist im August ein Ehepaar aus Siegen am Sonntagvormittag verletzt worden. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Der Hauptkommissar meint die L687 von Rönkhausen über das Lenscheid nach Wildewiese und weiter Richtung Sundern. Die Unfallkommission des Kreises Olpe hatte beschlossen, die beliebte kurvenreiche Strecke wie schon 2020 vom 1. April bis 31. Oktober 2021 samstags, sonntags und an Feiertagen in Fahrtrichtung Sundern für Motorräder zu sperren, weil es dort regelmäßig krachte. Und das trotz Geschwindigkeitsbeschränkung, Überholverbot, Richtungstafeln, Schutzplanken mit Unterfahrschutz und Rüttelstreifen.

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57 Motorradunfälle in elf Jahren mit 59 Verletzen, davon 39 Schwerverletzte und fünf Todesopfern ist die traurige Bilanz. Zuletzt starb im Mai 2019 ein 52-Jähriger, als er am Lenscheid die Kontrolle über seine Maschine verlor und in einen entgegenkommenden Trecker rutschte. Häufigste Unfallursache am Lenscheid war hier nicht angepasste Geschwindigkeit, so der Kreis Olpe.

Keine Frage: Die einseitige Sperrung war im zweiten Jahr hintereinander ein Erfolg. „Die Unfallentwicklung auf der L 687 wird die Unfallkommission genau beobachten und anschließend über das weitere Vorgehen beraten“, hatte Heinz Kirchhoff, Leiter des Olper Straßenverkehrsamts, schon im Frühjahr angekündigt. Gut möglich, dass die Polizei auch im nächsten Jahr an der Unfallverhütung durch temporäre Straßensperrung festhalten wird. Viele Biker selbst laufen Sturm dagegen. Auch in diesem Sommer demonstrierten Motorradfahrer an vielen Orten im Sauerland mit Motorradkorsos gegen Straßensperrungen.

Die gleichen Problemstrecken

Die Problemstrecken im Kreis Olpe haben sich dieses Jahr nicht verändert. „Die altbekannten Kurvenpisten sind nach wie vor betroffen, neue Brennpunktstrecken gibt es nicht“, so Michael Klein. Neben der L 687 stehen unter anderem die L 553 über den Rhein-Weser-Turm, die L 697 Helden-Attendorn, die L 880 Oberveischede-Mecklinghausen auf der Liste vieler Motorradfans.

Auch in diesem Sommer ärgerten sich viele Bürgerinnen und Bürger über die enorme Lärmbelästigung durch Kradfahrer, die den Drehzahlendbereich ihrer Maschinen austesten. „Die Thematik ist und bleibt aktuell. Wir führen auch weiterhin, insbesondere an den Wochenenden, Kontrollen durch. Technische Geräte zur Dezibel-Messung gibt es in der Behörde nicht. Darüber hinaus stellen wir immer wieder fest, dass selbst legale Motorräder zu laut sind. In diesem Zusammenhang ist auch der Gesetzgeber gefordert“, spricht Michael Klein Klartext.

Möglicherweise würden Initiativen wie zum Beispiel die Kampagne „Silent Rider“ einen anderen Weg aufzeigen. Acht betroffene Kommunen in der Eifel hatten diese Kampagne ins Leben gerufen. In der Zwischenzeit sind viele weitere Kommunen und Interessengemeinschaften dem Verein beigetreten, in diesem Jahr auch die Kreisstadt Olpe.