Lennestadt. Leerstand ist ein Problem, das viele Kommunen kennen. Nicht nur im gewerblichen Bereich. Was kann man tun? Die Stadt Lennestadt hat eine Idee.

Viele Immobilien stehen leer. Weil sich kein Nachfolger für die Traditions-Gaststätte im Dorf gefunden hat. Oder weil keiner Interesse an dem alten Ladenlokal zeigt. Leerstand ist ein Problem, das viele Kommunen kennen. Nicht nur im gewerblichen Bereich. Doch was kann man dagegen tun? Wie können Käufer und Verkäufer, Mieter und Vermieter zusammenfinden? Die Stadt Lennestadt hat eine Idee. Und zwar in Form von „Immobilien-Dating“. Eine App soll künftig dabei helfen, (gewerbliche) Objekte wieder mit Leben zu füllen.

Unter dem Arbeitstitel „L(i)ebensWERT Lennestadt“ arbeitet die Stadt Lennestadt derzeit an der Umsetzung einer Immobilien-App. Das Konzept ist einfach. Der Geschäftsmann, der auf der Suche nach einer Immobilie ist, stellt seinen Plan vor. Das kann zum Beispiel ein Spielwaren-Laden sein. In der App gibt er seine Wünsche an. Wie groß das Objekt sein soll. Oder welche Lage er bevorzugt. Auf der anderen Seite stellt der Eigentümer, dessen Immobilie gerade frei geworden ist, sein Angebot rein. Und gibt ebenfalls Wünsche und Infos an.

Anonym Kontakt aufnehmen

Dadurch sammeln sich eine Reihe von Objekt- und Ideenkarten – zwischen denen der Nutzer hin und her wischen kann. Links bedeutet „Daumen runter“, rechts bedeutet „Daumen hoch“. „Also wie bei einer Dating-App“, erklärt Vanessa Brinkhoff vom Bereich Stadtplanung und Untere Denkmalbehörde der Stadt Lennestadt. „Im Idealfall gibt es dann ein Match und die Nutzer können Kontakt aufnehmen.“ Bis zu diesem Punkt läuft alles anonym. Beide Seiten müssen weder Namen noch Adresse veröffentlichen.

Doch es geht nicht nur um Gewerbeimmobilien. Auch Privatanbieter und Privatsuchende sollen zueinander finden. Hier geht es vor allem um die Einfamilienhäuser aus den 60er- oder 70er-Jahren, die häufig – nachdem Kinder und Enkel ausgezogen sind –von älteren Senioren bewohnt werden. Jedoch sind die Immobilien aufgrund der (Grundstücks-) Größe und (Hang-) Lage häufig nicht (ausreichend) barrierefrei.

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Auf der anderen Seite suchen junge Familien händeringend Häuser. Auch, weil immer weniger Baugrundstücke zur Verfügung stehen. „Es wäre schön, wenn eine Art Tausch stattfinden könnte“, sagt Vanessa Brinkhoff. „Also wenn die Jüngeren die viel zu großen Häuser beziehen und die Älteren barrierefreien Wohnraum beziehen, der noch zu schaffen ist.“

Die Stadt Lennestadt hat sich mit dem Konzept beim Strukturförderprogramm Regionale 2025 beworben – und den ersten Stern im Zertifizierungsprozess für eine „herausragende konzeptionellen Idee“ erhalten. Bis zur Umsetzung der App ist noch einiges zu tun. Es sind Bürgerversammlungen geplant, um die Menschen zu informieren – und zu schauen, wie die Idee angenommen wird. Auch bei den älteren Bürgern. „Ich glaube, dass es da einige gibt, die sich darauf einlassen werden“, sagt Vanessa Brinkhoff. „Wir hatten auch schon entsprechende Anrufe von Senioren, die aus ihren Häusern ausziehen wollen und barrierefreien Wohnraum suchen.“

Derzeit laufen Überlegungen

Barrierefreier Wohnraum in Lennestadt ist noch zu schaffen. Beziehungsweise auszubauen, sagt die Architektin und Stadtplanerin. Hier laufen derzeit Überlegungen. In Altenhundem beispielsweise soll ein neuer Bebauungsplan helfen, flexibler Wohnraum zu schaffen. Denn in den aktuellen Bebauungsplänen ist Wohnraum im Erdgeschoss unzulässig.

Die Idee der App „L(i)ebensWERT Lennestadt“ geht auf einen Austausch des Stadtmarketing-Vereins und dem Bereich Stadtplanung der Stadt Lennestadt Anfang des vergangenen Jahres zurück. Ziel war es Ideen zu entwickeln, um dem Leerstand insbesondere im gewerblichen Bereich in Altenhundem, Grevenbrück, Meggen oder auch Elspe entgegenzuwirken. „Wir könnten uns auch vorstellen, andere Kommunen mit ins Boot zu holen“, sagt Vanessa Brinkhoff. „Man könnte die App kreisweit denken oder vielleicht auch darüber hinaus.“