Olpe. Aus dem „Pannenklöpper“ in Olpe wird „Seven“. Carsten Wurm eröffnet die Bierstube am Bahnhof in Olpe. Der neue Wirt freut sich auf seine Gäste.

Für die meisten Menschen ist es erstmal ein Schock, wenn sie sich plötzlich einen anderen Job suchen müssen. Weil der Betrieb, in dem sie seit Jahren arbeiten, schließt. Aber nicht für Carsten Wurm. Im Gegenteil. Er sieht den neuen Lebensabschnitt nicht nur als Chance. Für ihn beginnt jetzt die Erfüllung eines Herzenswunsches. Denn der ehemalige Schichtarbeiter von Thyssenkrupp in Lütringhausen, macht sich selbstständig. Und zwar mit einer Kneipe. Am Samstag eröffnet er das Bierstübchen „Seven“ in der Franziskanerpassage in Olpe.

Ein Ende und ein Anfang

Die Kneipe am Bahnhof in Olpe hat schon Geschichte geschrieben. Einst stand hier Siegfried Hof hinter der Theke. Hier im ehemaligen Pannenklöpper. 35 Jahre lang kamen die Gäste zu ihm. Ließen sich ein Bier zapfen, trafen sich im Feierabend mit den Kollegen. Jetzt ist er in Rente. Und damit endet auch die Ära „Pannenklöpper“. Denn Carsten macht aus dem Bierstübchen sein eigenes Ding. Neuer Wirt, neuer Name – neues Antlitz. Dementsprechend laufen seit vergangenem Monat auch schon die Renovierungsarbeiten. Genauer gesagt: die radikale Neugestaltung. Alles Alte kommt raus, Neues kommt rein. „Nur noch ein bisschen wegputzen, dann sind wir fertig“, sagt Carsten Wurm.

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Den Arbeitsoverall hat der 43-Jährige in den vergangenen Wochen kaum abgelegt. Bis zu 14 Stunden stand er in der 72 Quadratmeter großen Kneipe in der Franziskanerpassage. Zwei Mal zehn Kubikmeter Müll hat er – zusammen mit Freunden und Familie – hier rausgetragen. Und noch mal vier Anhänger voll. Die meisten Arbeiten sind in Eigenleistung erfolgt. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Neuer Boden, neue Wände, neue Gäste-WCs – und eine neue Theke. Deutlich kleiner als die alte – um eben mehr Platz zu schaffen. „Mehr Platz für Gemütlichkeit“, sagt der gebürtige Olper.

Carsten Wurm hat richtig Lust. Auf die Eröffnung, die schon bald ansteht. Auf seine Gäste, die bei ihm künftig ein frisch gezapftes Krombacher oder Kölsch trinken. Auf die Gäste, die sich künftig auf dem großen Bildschirm das Rugby-Spiel im Fernsehen ansehen. Oder worauf auch immer sie Lust haben. Einfach auf alles. Trauer über seinen verlorenen Job? Keine Spur. „Ganz ehrlich? Nein, ich bin nicht traurig“, sagt er. „Aber ich bin auch nicht so ein Mensch. Eine Tür geht zu, die andere geht auf. Es geht immer weiter.“

Etwas Eigenes aufbauen

23 Jahre hat Carsten Wurm bei Thyssenkrupp gearbeitet. Und das auch immer gern. Obwohl es schon seit seinen Anfangstagen immer mal wieder hieß, dass das Werk schließen würde. Trotzdem hat er sich immer sicher gefühlt. Also warum einen sicheren Job aufgeben? Denn eigentlich hatte er immer schon diesen Wunsch, sich in der Gastronomie etwas Eigenes aufzubauen. Weil er einfach der Typ dafür ist, sagt er. Mit Menschen umgehen – genau das kann er gut. Ein Mensch, der andere Leute gern unterhält. Und letztlich ist es der Wirt, der seiner Kneipe das gewisse Etwas gibt.

Eigentlich wollte Carsten Wurm ein Bowling-Center in Olpe eröffnen. Weil es das noch nicht gibt. Doch er findet keine Halle. Zurück in die Industrie ist jedenfalls keine Option für ihn. Und Arbeitslosigkeit sowieso nicht. Durch Thomas Rullich von der Krombacher Brauerei erfährt er, dass der Pannenklöpper zu haben ist. „Ich habe vielleicht drei Tage drüber geschlafen“, erzählt Carsten Wurm. „Dann stand die Entscheidung fest.“

Fehlte nur noch ein Name. Kurz und bündig sollte er sein. Und dadurch eben einprägsam. „Meine Freundin hatte die Idee mit Seven“, erzählt Carsten Wurm. Sieben ist eine Glückszahl. Und manchmal auch eine Unglückszahl. Wie beim verflixten siebten Jahr, von dem viele sprechen. Und ganz wichtig: „Sieben Bier sind ein Schnitzel“, sagt Carsten Wurm augenzwinkernd. „Wer sieben Bier trinkt, hat keinen Hunger mehr.“

Was wirklich Spaß macht

Dennoch: Etwas zu essen wird es im „Seven“ trotzdem geben. Und einmal im Monat auch ein Frühshoppen. Zu besonderen Anlässen soll es auch Cocktailabende geben. Ansonsten wünscht sich Carsten Wurm die gemütliche Kneipen-Atmosphäre. Geselliges Miteinander. Vielleicht noch ein kleines Dartspiel zwischendurch. „Das ist der erste Job, der wirklich das ist, was ich machen will“, freut sich Carsten Wurm. „Und das können nur die wenigsten von sich behaupten. Das zu machen, was ihnen wirklich Spaß macht.“

Sorgen – in der Corona-Zeit eine Kneipe aufzumachen – macht er sich nicht. „Wenn es läuft, dann läuft es“, sagt er. „Wenn nicht, dann laufe ich weg.“ Jetzt freut er sich auf die Eröffnung. Und auch die obligatorische 3G-Regel (Carsten Wurm augenzwinkernd: „Gebraut, gezapft, getrunken“) ruiniert nicht die Stimmung. Allerdings fehlen noch die Möbel. Doch die sollen – nach anfänglichen Lieferschwierigkeiten – bis zur Eröffnung da sein.

Das Bierstübchen „Seven“ eröffnet am kommenden Samstag, 18. September. Die Kneipe befindet sich in der Franziskanerstraße in Olpe. Los geht es um 18 Uhr.