Oedingen/Manhattan. Inka Mertens aus Oedingen war 2001 mit ihrer Familie in Manhattan. Es sollte ein toller Urlaub werden. Fast wären sie selbst zum Opfer geworden.

Es ist ein Tag, an den sich jeder erinnert, wenn er ihn erlebt hat. Der Tag, an dem die Welt plötzlich stillstand. Der Tag, an dem sich alle Augen auf New York richteten. Der 11. September 2001. Die Sender übertrugen live. Als eine riesige Rauch-Wolke aus dem World-Trade-Center emporstieg. Als Menschen in den Tod sprangen, um den Flammen zu entkommen – als Terroristen das nächste Flugzeug in die Twin Tower steuerten. Während im Hintergrund die liebliche Stimme von Enya ertönte, packte die Menschen in aller Welt vor dem Fernseher das Entsetzen.

Ein Besuch bei Verwandten

Auch im Kreis Olpe erinnern sich viele Menschen noch ganz genau, wo sie an dem Tag waren. An diesem schicksalhaften Dienstag vor 20 Jahren. Egal wie jung sie damals noch waren. Manche sehen noch ihre Mutter vor sich, wie sie mit den Händen vor dem Mund auf den Bildschirm des Fernsehers starrte. Andere waren dichter dran. So wie Inka Mertens aus Oedingen. Sie war mit ihren Eltern gerade im Urlaub. Etwa 50 Kilometer von Manhattan entfernt. Die Verwandtschaft besuchen. Untergekommen waren sie bei ihrer Tante auf Long Island. Es sollte eine schöne Zeit werden. Der erste große Urlaub im Ausland. Der erste Flug. Sightseeing quer durch Manhattan. Dann kam der 11. September. „Einen Tag zuvor standen wir noch vor den Twin Towers“, erzählt die 41-Jährige, die heute in Bergneustadt lebt. „Wir wollten eigentlich auf die Aussichtsplattform. Weil es so schlechtes Wetter war, haben wir dieses um einen Tag verschoben.“

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An dem Morgen wollten sie eigentlich mit der Bahn wieder hinfahren. Doch das Schicksal meinte es gut mit der Familie. „Vielleicht war es ganz gut, dass wir verschlafen haben“, sagt sie. „Wir haben ein paar Minuten nach dem Einschlag des ersten Flugzeuges davon erfahren.“

Es war ein Anruf, der Inka Mertens weckte. Sie hatte im Wohnzimmer geschlafen. Zusammen mit ihrer Tante. Eine Freundin der Familie war am Telefon. Panisch fragte sie, ob sie noch zuhause seien. Inka Mertens konnte die Hektik zunächst nicht verstehen. Zu viel Aufregung für sie am frühen Morgen. Auch ärgerte sie sich über diesen Film, der da über den Bildschirm flackerte, als ihre Tante den Fernseher einschaltete. „Ich habe ganz genervt auf den Fernseher geschaut“, erinnert sich die heute zweifache Mutter. „Und dann habe ich realisiert, dass das gerade wirklich passiert.“

Grenzen waren gesperrt

Inka Mertens ruft ihre Eltern, die im Nebenzimmer geschlafen haben. „Papa, komm mal ganz schnell, irgendwas ist hier passiert, das World Trade Center brennt“, hatte sie gerufen. Und in dem Moment kam schon das zweite Flugzeug. An einen Unfall hat dann schon keiner mehr geglaubt. Weg. Hauptsache schnell weg, um der Gefahr zu entkommen, haben sie sich damals gedacht. Raus aus dem Land. Doch so einfach war das nicht. Es war recht schnell klar, dass die Grenzen gesperrt werden. An dem Tag blieb ihnen nichts anderes übrig, als fassungslos vor dem Fernseher zu sitzen und diese schrecklichen Bilder zu verfolgen. Am Nachmittag waren sie mit dem Auto in der Stadt unterwegs. Auch dort liefen überall die Fernseher. Überall diese entsetzten Gesichter. „Ich hatte noch keine Gedanken über Krieg oder Tod gemacht“, erzählt Inka Mertens. „Aber an dem Tag schnürte mir die Angst die Kehle zu.“

Erst am Samstag darauf konnte die Familie zurückfliegen. Mit Bildern im Kopf, die sie all die Jahre nicht vergessen haben. Der 11. September ist bis heute ein wichtiger Tag. „Wir gratulieren uns jedes Jahr gegenseitig zum zweiten Geburtstag“, erzählt Inka Mertens. „Da wird auch schon mal eine Flasche Sekt aufgemacht.“