Kreis Olpe. Eltern und Führerscheinanwärter im Kreis Olpe ärgern sich über lange Wartezeiten für die Führerscheinprüfung. Doch woran liegt das eigentlich?
Wer seine Führerscheinprüfung machen möchte, muss mit Wartezeiten rechnen. Das liegt zum einen daran, dass Fahrschulen und TÜV aufgrund der Corona-Pandemie nur eingeschränkt arbeiten konnten. Zum anderen gibt es seit Anfang des Jahres verlängerte Prüfzeiten – und zwar 55 statt 45 Minuten. „Das macht einen Unterschied“, sagt Wolfgang Gräve, Leiter des Unterbezirkes Olpe im Fahrlehrer-Verband Westfalen. „Das ist eine Prüfung am Tag weniger.“
Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit in den Fahrschulen erschwert, zeitweise praktisch lahmgelegt. Die Zahl der Prüfungswilligen ist dadurch aber nicht weniger geworden. Das heißt, die Nachfrage ist aktuell groß. „Wir kämpfen jetzt noch damit, alles aufzuarbeiten“, sagt Wolfgang Gräve. „Wir könnten mehr schaffen, wenn der TÜV mitspielen würde.“
Gebühren sind gestiegen
Seit Anfang des Jahres gibt es Neuerungen rund um die Führerscheinprüfung. Die neue Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung (OPFEP) soll für eine bundesweit einheitliche Bewertung der Fahrschüler sorgen. Dazu gehört ein schriftliches Protokoll und ein Feedbackgespräch – wodurch sich die Prüfzeit entsprechend verlängert. Und auch der Preis ist gestiegen. Früher hat die Gebühr für die praktische Prüfung in der Klasse B knapp 90 Euro gekostet, nun beträgt sie knapp 117 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
+++ Weitere Nachrichten aus dem Kreis Olpe lesen Sie hier +++
Zu viele Prüfungswillige, zu wenige Prüfer – beim TÜV herrscht Personalmangel, sagt zumindest Wolfgang Gräve. Das kann Carolin Roterberg, Pressesprecherin beim TÜV Nord, nicht bestätigen. Sicherlich habe Corona dazu geführt, dass sich aufgrund des zeitweise eingeschränkten Prüfbetriebes mehr angestaut habe. Außerdem nehme die Zahl der Führerscheinanwärter, die nicht bestehen, zu, wodurch eine zweite oder gar dritte Prüfung anfällt. „Zu wenige Prüfer ist aber nicht der Fall“, sagt Carolin Roterberg. Man versuche mit verschiedenen Maßnahmen die der derzeitigen Situation geschuldeten hohen Prüfungs-Nachfrage abzubauen, die sich auch „bereits wieder entspannt“ habe. Unter anderem werde auch samstags geprüft. Oder Urlaubstage der Fahrerlaubnisprüfer seien verschoben worden. „Wir wissen, dass die Fahrschulen Druck durch die Eltern kriegen“, sagt Carolin Roterberg. „Es hilft aber nicht, sich gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben.“
Kurzfristige Absage erhalten
Doch auch Peter Hendrichs von der Fahrschule Hendrichs aus Lennestadt spricht von Personalmangel beim TÜV. „Meiner Ansicht nach liegt der allergrößte Fehler da, dass der TÜV auf Sparflamme geschaltet hat, Leute in Rente gehen lassen, aber keine neuen eingestellt hat“, sagt er. Das Problem sei groß. „Wir wissen nicht, wo wir die Leute hinstecken sollen“, sagt er. „Wir haben heute Morgen eine Absage für zwölf Leute für die Theorieprüfung erhalten, wo wir fest mit gerechnet haben.“
Dagegen findet Sven Laven von der Fahrschule Laven mit Standorten in Attendorn und Rhode den Fehler nicht beim TÜV. „Man muss gemeinsam arbeiten und lieber Lösungen suchen“, sagt er. „Den schwarzen Peter kann sich jeder zuschieben.“ Letztlich sei der Prüfungsstau eine Folge von Corona und den verlängerten Prüfungszeiten seit Januar, der TÜV komme „logischerweise nicht hinterher“. Dennoch: Die Situation ist angespannt, das bestätigt auch Sven Laven. Sowohl die theoretischen als auch die praktischen Prüfungen seien für die nächsten Wochen ausgebucht.
Zusätzliche Fahrstunden
Wolfgang Gräve, der mit seinem Sohn die Verkehrsfachschule Südsauerland GmbH leitet, spricht von 30 bis 40 Schülern, die er in seinem Betrieb sofort prüfen könnte. „Das zieht sich durch alle Fahrschulen“, sagt er. Das Ergebnis sind verärgerte Eltern und frustrierte Schüler. Teilweise werde in der Wartezeit zusätzliche Fahrstunden genommen, um das Gelernte nicht zu vergessen – wodurch Mehrkosten anfallen.
In der Verkehrsfachschule Südsauerland GmbH versucht Wolfgang Gräve es so zu regeln, dass nicht allzu viel Zeit zwischen Unterricht und Prüfung liegt. Jedoch funktioniere das nicht immer. „Teilweise müssen die Fahrschüler nach einer durchgefallenen Prüfung nicht nur zwei Wochen, sondern drei bis vier Wochen warten, weil es nicht anders geht“, berichtet Wolfgang Gräve.