Kreis Olpe. Im Wahlkampf haben sich die Umfragen gedreht. Bei Grünen und CDU im Kreis Olpe macht sich Ernüchterung breit. Können sie die Wahl noch gewinnen?

Es war die erste TV-Debatte um das Kanzleramt. Am Sonntag stellten sich Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) den Fragen der Moderatoren. Es ging unter anderem um die Entwicklung in Afghanistan, die Corona-Krise und um den Klimawandel. Doch wer hat das Triell gewonnen? Zumindest die Zuschauer-Befragung von Forsa hat einen Sieger ergeben: Olaf Scholz. Gefolgt von Annalena Baerbock, Armin Laschet schneidet am schlechtesten ab. Was macht das mit der Stimmung in den Parteien im Kreis Olpe?

In frohlockender Stimmung ist Georg Melcher, Fraktionsvorsitzender der CDU Drolshagen, nach dem TV-Triell nicht – aber mit Blick auf alle Kandidaten. Unzufrieden ist er jedenfalls mit dem Auftritt von Armin Laschet nicht. „Er hat einen ordentlichen Job gemacht“, sagt Georg Melcher im Gespräch mit unserer Zeitung. „So, wie ich ihn kenne.“

Von schlechtem Umfrage-Ergebnis für Armin Laschet unbeeindruckt

Die Stimmung sei zwar nicht die beste – was Melcher auch auf die Erschwernisse der Corona-Krise zurückführt – aber man sei – vor allem in Drolshagen – froh und stolz mit einem jungen Kandidaten ins Rennen zu gehen („Wir wählen ja einen Bundestag und nicht einen Kanzler“), der gut ankomme im Wahlkreis („Das stimmt mich freudig“). Was das schlechte Forsa-Umfrage-Ergebnis angeht, zeigt sich Georg Melcher, der seit 1978 der CDU Drolshagen angehört, mäßig beeindruckt. „Auf Umfragen gebe ich seit der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt nicht mehr viel“, sagt er.

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Auch bei der SPD in Kirchhundem steht der Sekt für einen möglichen Wahlsieg und die Übernahme des Bundeskanzleramtes noch lange nicht kalt. Natürlich sei die Stimmung gut und positiv, aber man sei noch lange nicht am Ziel, mahnt Manuel Behle, Vorsitzender des SPD-Gemeindeverbands in Kirchhundem. Nach dem Triell am Sonntagabend hätten sich viele gemeldet und man habe sich über den positiven Ausgang gefreut.

Trotz aller Freude hebt Behle den Zeigefinger. „Wir müssen jetzt weiter arbeiten und nicht denken, das wird schon klappen“, so der Kirchhundemer. Aber natürlich seien die derzeit guten Umfragewerte gut vier Wochen vor der Bundestagswahl am 26. September eine zusätzliche Motivation im Wahlkampf an der Parteibasis. „Man fährt jetzt gerne zu zusätzlichen Wahlkampfveranstaltungen, die man vorher nicht eingeplant hatte und unterstützt auch die Genossen in den Nachbarkommunen“, so Kirchhundems SPD-Chef.

Dass Olaf Scholz bei den Kandidaten und die SPD plötzlich auch bei den Parteien ganz vorn liegt, jedenfalls nach Ansicht der Desmoskopen, habe er selbst nicht erwartet. „Ich war immer positiv eingestellt, was das Mitregieren angeht“, so Behle, aber dass man nun die Chance habe als Seniorpartner in der Regierung das Heft des Handelns zu übernehmen, damit habe er nicht gerechnet.

Viele Wähler noch unentschlossen

„Man ist gespannt. Das ist nicht so berechenbar. Dieses Jahr wird es eine Art Wundertüte. Ich gehe davon aus, dass viele Wählerinnen und Wähler noch unentschlossen sind und es viele Wechselwähler geben wird“, meint Elmar Holterhof, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Wenden. Eine Kanzlerin Annalena Baerbock sei zwar wünschenswert, aber wohl doch schwer umsetzbar. „Den Rückenwind, der richtige Drive, wie wir den am Anfang hatten, ist nicht mehr da“, so Holterhof. Und: „Afghanistan, Corona, Flutopfer – in solchen ganz schwierigen Zeiten neigen die Menschen zu dem, was sie haben. Wenn Merkel jetzt antreten würde, bekäme sie sicher doppelt so viele Stimmen wie Laschet.“ Deshalb habe Scholz gute Karten, weil er in der Regierung sitzt.

Er hoffe, dass die Grünen in den nächsten vier Jahren mitregieren können, so der Hünsborner: „Die anderen Parteien reden nur vom Klimaschutz. Die notwendigen Prozess können nur mit den Grünen erfolgen.“