Kreis Olpe. Auch heimische Busunternehmen wollen endlich wieder Kunden durch Deutschland und Europa fahren. Vorlauf ist aber nötig.

Geschäftsführer Stefan Heuel und Touristikleiterin Jessica Theile-Förster vom Drolshagener Unternehmen Sauerlandgruß-Reisen, können sich noch gut an das Frühjahr 2020 erinnern: „Mitte Februar 2020 saßen wir zusammen und waren uns sicher, dass das Jahr das beste Touristikjahr der Firmengeschichte werden könnte“, sagt Heuel, „und das, obwohl wir schon 2019 ein hohes Niveau erreicht hatten“, fügt Jessica Theile-Förster hinzu, „die Nachfrage war enorm.“ Was dann kam, ist bekannt. Corona funkte dazwischen. Die Busreiseveranstalter gehörten zu den am heftigsten Gebeutelten, und Stefan Heuel macht kein Geheimnis daraus, dass der Umsatzeinbruch in der Touristiksparte des breit aufgestellten Unternehmens im Verhältnis zum Jahr 2019 bei rund 80 bis 85 Prozent liege. „Wir hatten gerade rund 500.000 Euro in einen Mega-Premium-Bus investiert, der im März geliefert wurde und dann noch eine einzige Tour in die Schweiz machen konnte, bevor alles heruntergefahren werden musste. Das war ein Fall von 100 auf Null.“

Sechs bis acht Wochen Vorlauf

Nach dem zeitweiligen Lockdown, der für manche in der Branche fast den Knockdown bedeutete, hellen sich die Mienen von Heuel, der das 350 Mitarbeiter-Unternehmen mit seinem Cousin Christoph führt, aber in diesen Tagen wieder auf. Eigentlich könnte es sofort losgehen. Um die Logistik und Organisation aber wieder unter Volldampf zu setzen, klärt Jessica Theile-Förster aus, „brauchen wir etwa sechs bis acht Wochen, deshalb wurden wir am 28. Mai von der Öffnung für Busreisen von einem auf den anderen Tag überrascht.“ Jetzt sei klar: „Mit der stetigen Inzidenz von 35 und weniger können wir unsere Busse voll besetzen, auch ohne Maske, Tests oder dem Impfungs- oder Genesenen-Nachweis. Nur, wenn wir aus NRW herausfahren, kann es sein, dass die Reiseteilnehmer vor Ort bei Inanspruchnahme des einen oder anderen Angebotes die 3 G-Regel erfüllen müssen.“ Stefan Heuel ergänzt für die Regel innerhalb des Busses: „Wir fahren nach NRW-Recht, egal, wo sich der Bus in Deutschland befindet. Das gilt beispielsweise für die Bord-Toilette, die jetzt offen sein darf.“ Im Sommer 2020 hätte die noch geschlossen sein müssen.

Airnovir reinigt die Luft

Eine Ansteckungsgefahr in den modernen Reisebussen hält Heuel ohnehin für minimal. Dank modernster Technik: „Alle Reisebusse haben einen Hochleistungs-Luftreiniger mit Plasmatechnologie für saubere Raumluft. Dieser Airnovir-Filter wird u. a. auf Intensivstationen eingesetzt und filtert Viren zu 99 Prozent aus der Luft heraus. In weniger als drei Minuten garantiert das Gerät einen kompletten Luftaustausch im Bus.“

Traditionsunternehmen im Sauerland

Das Unternehmen Heuel, 1926 gegründet, ist in einen Touristikbereich, einen Linienbusbereich und eine Spedition unterteilt. Der Betrieb wird an zwei Standorten geführt, Drolshagen und Meinerzhagen. In Meinerzhagen ist die Spedition Heuel Logistics zu Hause, in Drolshagen In der Sengenau die Touristiksparte, die Werkstatt für Busse und Lkw. Zahl der Beschäftigten: rund 350. Hennecke-Reisen in Lennestadt-Theten wurde 1982 von Herbert Hennecke als Busunternehmen gegründet. Beschäftigt sind über 25 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Der Fuhrpark umfasst derzeit 19 Fahrzeuge.

Jetzt gilt es für die Heuels also, Mitarbeiter zu aktivieren, die Busse zu warten, anzumelden, und das Marketing hochzufahren. Jessica Theile-Förster: „Bisher spürten wir starke Zurückhaltung der Kundschaft, die alle erst wissen wollten, wann was gilt. Als Ende Mai geöffnet wurde, war der Juni schon komplett storniert. Ab Juli geht es aber wieder los. Und jetzt ist die Nachfrage bereits enorm.“ Vor allem Deutschland und die Nachbarländer würden erst einmal favorisiert.

Bundesgartenschau

Die erste Fahrt des Premium-Busses, in dem 30 Personen in Dreier-Reihen (zwei plus eins) mit mehr Platz und Komfort reisen können, ist für den 9. bis 12. Juli zur Bundesgartenschau nach Erfurt mit den Domstufen-Festpielen schon gut nachgefragt. Die „Bregenzer Festspiele“ vom 5. bis 8. August mit Rigoletto sind schon ausgebucht. Und selbst, wenn sich die Inzidenz wieder in Richtung 100 bewege, so die Drolshagener, könne gefahren werden, vermutlich wieder mit Maske. Doch daran will eigentlich niemand mehr denken. Wer sich über die genauen Corona-Regeln für die Busreisen informieren will, kann sich vergewissern unter 02763/809200.

Nagelneuen Reisebus gekauft

Von Aufbruchstimmung ist bei Alexander Hennecke, Juniorchef des Omnibusbetriebes Hennecke in Lennestadt, derzeit nichts zu spüren. „Es ist schwierig, planbar ist gar nichts. Es gibt Anfragen, aber die Buchungen sind noch relativ verhalten“, sagt er. Am 13. März 2020 habe es die Abholung von Olper Schülern bei einer Klassenfahrt in Windeck gegeben: „Danach fanden bis Mitte des vergangenen Jahres keine touristischen Fahrten mehr statt. Im Sommer haben wir dann Radreisen gemacht.“ Im September 2020 sei die letzte von vier solcher Reisen gewesen.

„Es ist eine halbe Katastrophe. Da kommen Summen zusammen, das macht irgendwann keinen Spaß mehr. Es gibt zwar Ausgleichszahlungen vom Staat, aber wir wollen fahren und dass das Auto sich selber trägt“, betont Alexander Hennecke. Noch kurz vor Beginn der Pandemie habe das Unternehmen einen nagelneuen Reisebus gekauft: „Der steht ungenutzt auf dem Hof. Man kommt jeden Morgen, um Schüler zu fahren und dann sieht man die ganzen Reisewagen da stehen. Das ist jeden Morgen ein schlechtes Gefühl, wenn man weiß, dass ein Teil des Unternehmens nicht stattfindet.“

6. Juli Tour zum Neckar-Radweg

Wann es halbwegs wieder normal laufe, sei noch nicht abzusehen. Vielleicht Ende des Jahres vermutet Alexander Hennecke: „Mitte bis Ende Juli könnte es ansatzweise wieder losgehen.“ Am 6. Juli findet eine Tour zum Neckar-Radweg statt. Dafür gibt es genug Anmeldungen. Die erste Clubtour steht am 9. September im Kalender. Dann fährt ein kleiner Verein mit Hennecke-Reisen ein paar Tage nach Erfurt.