Wenden. Innerhalb von Minuten sind Keller am 4. Juni im Raum Wenden vollgelaufen. Christopher Quast von der Feuerwehr spricht über den Einsatz.

Es war ein Unwetter, das die Gemeinde Wenden so lange nicht mehr erlebt hat. Am Nachmittag des 4. Juni setzt plötzlich der Regen ein (unsere Zeitung berichtete). Gewitter zieht auf. In kurzer Zeit füllen sich die Bäche. Das Wasser tritt über die Ufer, Keller füllen sich, Autos versinken teilweise im Wasser. Für die Einsatzkräfte der Feuerwehr war das kein alltäglicher Einsatz. Christopher Quast, Pressesprecher der Feuerwehr der Gemeinde Wenden, war auch vor Ort. Im Interview spricht er über Gefahren und Herausforderungen.

Wie haben Sie den Einsatz am Freitagabend erlebt, Herr Quast?

Christopher Quast: Wir wurden um 16.02 Uhr als der Regen anfing bereits vereinzelt zu Einsätzen alarmiert. Da sich das gehäuft hat, ist gegen 16.30 Uhr die Einsatzleitung einberufen worden. Schon auf der Fahrt von Hünsborn, wo ich wohne, zum Feuerwehrhaus in Wenden war es schon sehr am Regnen. Auch die Straßen waren schon an gewissen Stellen überflutet. Sowas ist auch für uns kein Alltag.

Wie sind die Einsatzkräfte vor Ort vorgegangen?

Es kam eine Vielzahl von Einsätzen rein. Das ging Schlag auf Schlag. Das Problem war, dass vielerorts gleichzeitig das Wasser anstieg und Keller unter Wasser standen. In der Einsatzleitung wurden die Einsätze dementsprechend priorisiert. Das heißt, man hat geschaut, wo ist gerade die Not am größten. In dem Zuge wurden dann alle Einheiten aus der Gemeinde Wenden alarmiert, die noch nicht im Einsatz waren, um die Einsätze nach und nach abzuarbeiten. Also Gerlingen, Hillmicke, Hünsborn und Wenden. Später haben wir uns noch Unterstützung von den Einheiten Drolshagen und Olpe geholt. Auch das Technische Hilfswerk aus Attendorn, Olpe und Siegen hat hier, unter anderem mit dem Füllen von Sandsäcken und dem Abpumpen von Wasser, unterstützt. Für die ausreichende Versorgung während der gesamten Einsatzzeit war das Deutsche Rote Kreuz Ortsverein Wenden zuständig. Insgesamt waren 160 Einsatzkräfte an 42 Einsatzstellen binnen sechs Stunden im Einsatz.

Ein richtiger Marathon-Einsatz..

Das ist richtig. Geholfen hat, dass die Einheit aus Olpe über ein sogenanntes HFS-Pumpensystem verfügt. Damit kann über lange Wegstrecke viel Wasser gefördert werden (3500 bis hin zu 8000 Liter pro Minute). Also damit wurde das Wasser von einer Stelle über Schläuche direkt in die Kanalisation geführt. Das funktioniert richtig gut und vor allem zeitnah. Dadurch, dass wir schnell mit vielen Einsatzkräften vor Ort waren, konnten wir Schlimmeres verhindern. Es ist niemand zu Schaden gekommen.

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Wo war die Not am größten?

Das ist schwierig zu sagen. Aber hauptsächlich haben sich die meisten Einsätze im Raum Wenden, Schönau und Hünsborn abgespielt. Und natürlich letzten Endes im Bereich Ottfingen. Allein wegen des Flusses Albe, der zwischen der Stadt Kreuztal und der Gemeinde Wenden entspringt in Höhe Schönau. Der fließt Richtung Wenden am Feuerwehrgerätehaus und am Hit-Markt vorbei in die Wende. Und in Hünsborn entspringt die Großmicke, die auch durch Ottfingen fließt. Also mit steigendem Pegel sind hier nach und nach die Keller vollgelaufen. Das war für die Menschen vor Ort natürlich eine schlimme Situation.

Auch für die Einsatzkräfte ist das nicht ungefährlich, oder?

Das ist richtig. Bei Hochwasser ist immer die Gefahr, dass man ins Wasser fällt und vom Strom mitgerissen wird. Je nachdem wie groß und reißend sich der Fluss entwickelt. Weiterhin ist auch elektrischer Strom immer so eine Sache. Gerade in Verbindung mit Wasser. Bei vollgelaufenen Kellern birgt das für uns eine erstmal unsichtbare Gefahr. Allein in Ottfingen sind die Keller in zehn – wenn nicht sogar mehr – Häusern vollgelaufen. Dort wurde dann durch den Energieversorger der Strom abgestellt, damit wir sicher arbeiten können. Das ist aber auch ein wichtiger Hinweis für die Bewohner. Nicht einfach in den Keller gehen, um schnell noch ein paar Habseligkeiten zu retten. Das kann gefährlich sein.

Gab es vor Ort brenzlige Situationen oder ist alles soweit glatt gegangen?

Es ist alles gut gegangen. Wir sichern unsere Einsatzkräfte natürlich auch vor Ort. Dazu gehören Rettungswesten und auch Sicherungsleinen, die wir unseren Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern umbinden, gerade wenn sie nah am Gewässer arbeiten müssen.

Werden Einsatzkräfte dahingehend besonders geschult?

Es ist schwierig, sowas zu üben. Gerade mal einen Fluss zu stauen, um das Arbeiten unter Hochwasserbedingungen zu trainieren oder Sandsäcke so zu platzieren, dass ein Kellerraum nicht erneut unter Wasser steht, das ist in der Praxis eher schwierig in ein Übungsszenario zu verpacken. Da verlassen wir uns auf die Theorie und die praktische Erfahrung durch die realen Einsätze.

Gab es sowas eigentlich schon mal im Raum Wenden?

Ja, das war im Jahr 2007. Da gab es auch ein Hochwasser, das den Bereich Schönau und Wenden betroffen hat. Damals war es auch der Fluss Albe, der über das Ufer getreten ist. Vom Ausmaß war das vergleichbar. In dem Fall wurde nur noch ein externer Gastank vom Strom mitgerissen. Und der Hit-Markt beim Rathaus stand auch unter Wasser. Ebenso wie das Feuerwehrgerätehaus. Das drohte auch am Freitag wieder. Und da herrschte noch reger Betrieb in dem Lebensmittelmarkt. Man hatte also schon Vorbereitungen für eine mögliche Evakuierung getroffen. Dieses Mal hatten wir aber Glück.

Wie hoch ist denn das Risiko tatsächlich?

Der Fluss Wende, welcher von Osthelden Richtung Wenden fließt, fließt unterhalb des Rathaus vorbei. Der trägt bei mittleren Regenfällen schon recht viel Wasser in sich, was schon mehrfach zu Problemen geführt hat. Im Bereich des alten Amtsweges und der Wendebachstraße in Wenden stehen die Häuser nah am Fluss. Aber im Bereich des Feuerwehrhauses und des Hit-Marktes sind schon starke Regenfälle nötig.

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