Hünsborn. Bauern fühlen sich von der Gesellschaft oft nicht verstanden. Damit soll jetzt Schluss sein. Mit 20 Schildern beziehen Landwirte jetzt Stellung.

Nein, sie wollen nicht den Zeigefinger heben. Das betont Christoph Schürholz ausdrücklich: „Es geht den Landwirten und Hobbytierhaltern um Aufklärung und nicht um Belehrung. Wir wollen zum Nachdenken anregen und mit den Bürgern in den Dialog kommen.“ Gemeinsam mit Hobby-Schafhalter Steffen Schlabach startete der Nebenerwerbslandwirt jetzt eine Schilderaktion in der Gemeinde Wenden. Mit fünf Aussagen soll um Verständnis in der Bevölkerung geworben werden.

Das erste Schild stellte Schürholz an einer benachbarten Weide zu seinem Hof in Hünsborn auf. Die anderen der insgesamt 20 Hinweisschilder an Weiden, Wiesen und Äckern der Landwirte in der Gemeinde werden in den nächsten Tagen folgen. Es gibt drei Arten von Schildern, die alle gleich gestaltet sind: für die Landwirtschaft allgemein, für Pferde und Schafe.

Fünf Aussagen

„Warum fühlen sich die Bauern von der Gesellschaft oft nicht verstanden?“, wird auf den Schildern gefragt. „Nur fünf Aussagen von uns Bauern“, heißt es. Diese lauten: 1. Die Bauern sind für das Einhalten der Anleinpflicht für Hunde! 2. Die Bauern dulden kein Betreten ihrer Wiesen und Äcker, auch wenn diese nicht eingezäunt sind! 3. Die Bauern haben Probleme mit der Überpopulation des Wolfes! 4. Die Bauern verstehen nicht, warum sie oft als Tierquäler und Umweltfrevler bezeichnet werden! 5. Die Bauern haben Probleme mit Hundekot in deren Weiden und Wiesen! „Wenn Sie auch nur eine der fünf Aussagen nicht akzeptieren oder verstehen können, fragen Sie uns, warum wir das so sehen: Wir möchten gerne unsere Sichtweise erklären“, steht auf den Schildern. Dort gibt es auch die Kontaktdaten von Christoph Schürholz und Steffen Schlabach.

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Es gehe um alle Weidetiere, betont Schürholz, der im Nebenerwerb 54 Tiere, davon 22 Mutterkühe hat. Nicht angeleinte Hunde seien gerade von April bis Ende Juni ein großes Problem: „Das ist die Setzzeit. Es sind vor allem Hasen und Rehe, die ihre Tiere in den Wiesen absetzen. Deshalb gibt es die Anleinpflicht, dass die Hunde sie in Ruhe lassen.“ Mutterkühe würden ihre Kälber verteidigen gegen heranstürmende Hunde: „Die geraten in Panik und gehen durch alle Zäune.“

Wiesen sind Futterflächen

Durch nicht angeleinte Hunde habe er im vergangenen Jahr drei Schafe verloren, die gerissen wurden, berichtet der Hünsborner Schlabach: „Hundebesitzer aus dem Ort sind nicht das Problem, aber die aus anderen Ortschaften. Die kommen und denen ist das völlig egal.“

Ein Dorn im Auge ist den Landwirten und Hobbytierhaltern auch das Betreten ihrer Wiesen. „Ich spreche die Leute dann an und frage, warum sie quer durch die Wiese gehen. Das ist eine Futterfläche, da wird geerntet. Wir müssen Winterfutter haben. Da mähe ich und es wird einfach platt getrampelt“, sagt Schürholz. Es gehe auch um den Respekt vor fremdem Eigentum: „Manchmal frage ich die Leute, ob ich auch mal mit meiner Kuh durch ihren Garten gehen kann.“

Durch Corona gebe es 30 Prozent mehr Hunde und dadurch noch mehr Hundekot in den Wiesen, so Schürholz: „ Die meisten Halter sind vernünftig, aber es gibt noch genügend Leute, die ihre Hunde in die Wiesen scheißen lassen. Der Hundekot besitzt Millionen Bakterien, Viren und Parasiten. Die Kuh frisst den Kot nicht direkt, aber er kommt ins Heu und in die Silage.“ Auch hier hat Schlabach erkannt: „Mit den Einheimischen hast du gesprochen. Das funktioniert. Aber sobald Leute von auswärts kommen, hast du Stress.“

Die Angst vor dem Wolf

Den Vorwurf, Bauern seien Umweltfrevler, kann Schlabach ganz und gar nicht nachvollziehen: „Für alles, was du auf die Fläche bringst, musst du einen Nachweis bringen.“ Auch bei den Tieren gebe es ständige Kontrollen.

„Man kann davon ausgehen, dass sich hier in ein bis zwei Jahren die ersten Wolfsrudel ansiedeln“, prophezeit Schürholz. Vergangene Woche sei in Altenkirchen ein Pferd im Stall von einem Wolf angegriffen worden: „Der Wolf ist relativ nah.“ Und er werde sich stark vermehren, da es in Deutschland keine Bestandsregulierung gebe.

Weidetierhaltung und Wolf, das funktioniere nicht. „Durch den Wolf werden wir gezielt zum Aufgeben gezwungen“, sieht Nebenerwerbslandwirt Schürholz eine düstere Zukunft: „Die Tiere werden bei lebendigem Leib aufgefressen. Wenn der erste Wolf ein Tier von mir geholt hat, kommen alle Tiere in den Stall.“ Auch für Hobby-Schafhalter Schlabach ist klar: „Das tue ich mir nicht an, wenn der Wolf kommt. Ich will nicht sehen, wie die Tiere gequält werden. Dann ist Schluss.“