Attendorn. Mit einem „Sparprogramm“ feiert der SPD Ortsverein Attendorn seinen 125. Geburtstag. Große Feier soll im Herbst nachgeholt werden.

Als eine Handvoll mutiger Männer am 6. Juni 1896 unter freiem Himmel am Heiderbaum den SPD-Ortsverein Attendorn gründeten, hätte niemand von ihnen im Traum daran gedacht, dass 125 Jahre später die Sozialdemokraten erneut die stärkste Fraktion im Stadtrat bilden und mit Christian Pospischil wieder den Bürgermeister stellen sollten.

Die SPD mit ihren langjährigen Vorsitzenden Josef Mayworm (bis 1947) wurde damals von der Obrigkeit überwacht und bekämpft. Auch die katholische Kirche war ein entschiedener Gegner der Sozialdemokraten. Noch in den 1980er-Jahren erlebte der langjährige Fraktionsvorsitzende Jürgen Meise, wie Genossen „als Ungläubige“ beschimpft wurden. Aber Meise, Alfons Stumpf und Co. wussten sich zu wehren und verteilten Gegen-Pfarrbriefe vor dem Sauerländer Dom.„Heute haben wir ganz andere Zeiten“, betonte Wolfgang Langenohl, der seit 2011 an der Spitze des SPD-Ortsvereins steht, bei der Vorstellung der Festschrift „125 Jahre SPD Attendorn“ von Jürgen Meise.

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Und deshalb ist es selbstverständlich, dass am kommenden Sonntag, 6. Juni, wenn sich die Gründung des Ortsvereins zum 125. Mal jährt, die katholische und evangelische Geistlichkeit sowie der Imam der Moschee eingeladen sind. „Wir haben ja auch türkischstämmige Mitglieder“, berichtete Autor Meise. Gefeiert werden kann der Gründungstag des ältesten SPD-Ortsvereins im kurkölnischen Sauerland Corona-bedingt nur mit einem „Sparprogramm“, bedauerte Vorsitzender Langenohl.

Ehrengast ist am Sonntag Thomas Kutschaty

Am Heiderbaum vor den Toren von Ennest erinnert diese Gedenktafel an die Gründung des SPD-Ortsvereins Attendorn vor 125 Jahren.
Am Heiderbaum vor den Toren von Ennest erinnert diese Gedenktafel an die Gründung des SPD-Ortsvereins Attendorn vor 125 Jahren. © WP | Privat

Die große Feier für die 145 Mitglieder soll im Herbst nachgeholt werden. Schirmherr und Ehrengast ist am Sonntag Thomas Kutschaty, SPD-Landesvorsitzender und Oppositionsführer im Landtag. Der wird um 13 Uhr am Gründungsort Heiderbaum die neue Fahne der SPD-Attendorn hissen. Danach geht es gegen 14 Uhr mit Reden von Kutschaty und Jürgen Meise in der Stadthalle weiter.

Aus der aktiven Politik hat sich Meise, viele Jahre Ortsvereins- bzw. Fraktionsvorsitzender der SPD, längst zurückgezogen. Die Arbeit an der Festschrift hat der 77-Jährige aber gerne übernommen, zumal er an seine Chronik zum 100. Geburtstag des SPD-Ortsverein anknüpfen konnte. Nicht in der Jubiläumsschrift steht die Anekdote, die Jürgen Meise im SPD-Haus zum Besten gab. Weil ihn die Stadtverwaltung in den ersten Jahren offensichtlich nicht ernst nahm, schleppte er ein morsches Holzstück einer Brücke bei Milstenau ins Rathaus oder stellte ein paar Reifen, die jemand in die Natur geworfen hatte, vor das Verwaltungsgebäude. Heute hat die SPD-Attendorn so etwas nicht mehr nötig.